Wie Sie Beschwerden am After vorbeugen und typische Probleme wieder loswerden

Vermutlich zählen auch Sie zu den Faltern. Jedenfalls ist die Wahrscheinlichkeit dafür hoch, denn 90 Prozent aller Deutschen gehören zu dieser Gruppe. Sie falten das Toilettenpapier vor der Benutzung, statt es, wie etwa in Amerika üblich, zusammenzuknüllen. Diese Zahl hatte ein großer Toilettenpapierhersteller in einer Studie ermittelt.

Doch ob Falter oder Knüller: Trockenes Klopapier allein genügt zur optimalen Reinigung des Analbereichs nach dem Stuhlgang oft nicht. „Weil sich am After Falten und Haare befinden, bekommt man ihn nur mit Papier meist nicht ganz sauber“, sagt Professor Alexander Herold, Proktologe in Mannheim.
 
Verbleibende Stuhlreste könnten zu entzündlichen Reaktionen führen und die Entstehung von Analekzemen begünstigen. Am besten sei es, sagt Herold, nach dem Stuhlgang zunächst mit weichem Toilettenpapier grob zu reinigen und anschließend mit Wasser zu säubern.

Gut dafür eignen sich die vor allem in Südeuropa verbreiteten Bidets (Sitzwaschbecken). Noch fortschrittlicher in Bezug auf die Analhygiene sind die Japaner: Vollautomatische Toiletten mit integrierter Wasserdüse gelten dort fast schon als Standard, ein warmer Föhn bläst die Haut anschließend sanft trocken.

Wer weder über das eine noch das andere verfügt, kann sich ebenso gut mit einem weichen Waschlappen reinigen. „Feuchttücher, aber auch Recycling- oder bedrucktes Toilettenpapier erhöhen aufgrund der enthaltenen Duft-, Farb- oder Konservierungsstoffe deutlich das Risiko einer allergischen Reaktion“, warnt der Freiburger Proktologe Dr. Alex Furtwängler. Experte Herold ergänzt: „Wer Feuchttücher dennoch ausprobieren will, soll sie aber sofort wieder weglassen, wenn irgendwelche Reizungen auftreten.“

Doch auch übertriebene Analhygiene kann problematisch sein, besonders wenn Reinigungszusätze verwendet werden. „Einfaches Wasser genügt“, sagt Herold. Zu viel Seife oder Duschgel könne die Haut im Afterbereich schädigen und leichter zu einem Analekzem führen. Wenn es dann doch einmal juckt, kann es helfen, mehrmals täglich ein geeignetes Präparat aus der Apotheke aufzutragen. Harmlose Beschwerden verschwinden so innerhalb weniger Wochen.
 
Übersicht der Beschwerden
 
Analekzem

Symptome: juckender Hautausschlag im Afterbereich, brennende Schmerzen, kleine Blutschmierer am Toilettenpapier
 
Ursachen: mangelhafte oder übertriebene Afterhygiene, starkes Schwitzen, Hämorriden und andere Analerkrankungen
 
Behandlung: korrekte Analhygiene, Sitzbäder mit Kamillen- oder Eichenrindenextrakt, entzündungshemmende und wundheilende Salben oder Zäpfchen, Behandlung der Grunderkrankungen

Hämorriden

Symptome: oft fühlbare Knoten, Blut im Stuhl und am Toilettenpapier, auch Juckreiz, Schmerzen, Nässen, Wundsein im Analbereich
 
Ursachen: harter Stuhl, häufiges Pressen beim Stuhlgang, vererbte Bindegewebsschwäche, ballaststoffarme Ernährung, Bewegungsmangel, Missbrauch von Abführmitteln, langes Sitzen
 
Behandlung: korrekte Hygiene, Salben oder Zäpfchen mit entzündungshemmenden oder örtlich betäubenden Wirkstoffen. Ärztliche Behandlung: Verödung, Gummiringligatur oder Operation

Analfissur

Symptome: Einriss in der Analhaut, starker Schmerz beim Stuhlgang, kleine Blutschmierer am Papier

Ursachen: zu harter oder zu weicher Stuhl

Behandlung: Der Arzt kann eine Salbe mit Glyceroltrinitrat verordnen, bei chronischem Verlauf Operation

Analthrombose

Symptome: plötzlich auftretende, juckende oder schmerzhafte Knoten

Ursachen: harter Stuhl, heftiges Pressen, langes Sitzen auf kaltem Untergrund

Behandlung (beim Arzt): abschwellende Maßnahmen (Salben und Kühlung), Schmerztabletten, eventuell Operation

Feigwarzen

Symptome: warzenähnliche Gebilde mit Juckreiz, Brennen, Nässen

Ursachen: Infektion mit Papilloma-Viren (meist durch Geschlechtsverkehr übertragen)

Behandlung: beim Proktologen mit Tinkturen und Salben, oft operative Entfernung nötig

Wann zum Arzt?

Erkrankungen im Analbereich sollte stets ein Proktologe behandeln. Ganz wichtig: Bei Blutungen, blutigem Stuhl oder starken Schmerzen unverzüglich den Arzt aufsuchen, um ernste Ursachen ausschließen zu können. Das gilt auch, wenn sich Durchfall und Verstopfung abwechseln.
 
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