Die Samen der farbenfrohen Riesen helfen bei Blasenschwäche und Prostatabeschwerden

Ausgehöhlt und von Kerzen erhellt, leuchtet er im Oktober vielerorts. Der Kürbis gilt als traditionelles Symbol für Halloween. Dies geht auf den alten irischen Brauch zurück, zu Allerheiligen Laternen aus Rüben herzustellen.
 
In Amerika fanden die ausgewanderten Iren zwar keine Rüben vor, wohl aber ein Gemüse, das sich noch besser bearbeiten ließ: den Kürbis. Die Ureinwohner Perus hatten die Pflanze zu diesem Zeitpunkt bereits seit 8000 Jahren angebaut und nach ihren Bedürfnissen gezüchtet.
 
Nach Europa kam das vielseitige Nahrungsmittel Anfang des 16. Jahrhunderts. Dort begegnete man dem Neuankömmling erst skeptisch. „In der Ernährung schwankte die Einschätzung des Kürbis jahrhundertelang je nach wirtschaftlicher Situation zwischen Delikatesse, Arme-Leute-Essen und Schweinefutter“, erzählt der Gärtner John Langley aus Reinbek.
 
Riesige Früchte
 
Botaniker zählen das Fruchtgemüse zur Familie der Kürbisgewächse und wissen, dass es für einige Rekorde gut ist. Gartenprofi Langley: „Die Pflanze bringt mit ihren Panzerbeeren die größten Früchte und umfangreichsten Samen hervor.“ Mittlerweile gibt es mehr als 850 Sorten, die in Form, Farbe und Größe stark variieren.
 
Typisch für die einjährige, krautige Pflanze sind die niederliegenden, oft auch rankenden Stängel mit den großen behaarten Blättern. Im Sommer fallen die intensiv goldgelben Blüten auf, die einer Glocke ähneln. Aus den weiblichen Blüten wachsen – wenn sie von Bienen oder Hummeln befruchtet wurden – die bekannten Riesenbeeren heran. Je nach Sorte werden Kürbisse schnell mehrere Kilogramm schwer. Sie enthalten zahlreiche flache, grünliche bis weißliche Samen.
 
Schon im 17. Jahrhundert fanden erste Versuche statt, die Kürbissamen medizinisch anzuwenden. Ein aus unreifen Früchten gebranntes Wasser diente zur Kühlung bei hohem Fieber sowie bei Augen- und Ohrenentzündungen, Gicht und Kopfschmerzen. Auch zur Behandlung des Bandwurms mussten Pflanzenteile herhalten.
 
Hilfe für Prostata und Blase
 
Für den therapeutischen Gebrauch kommt heute bevorzugt der Steirische Ölkürbis zum Einsatz, eine lokale Züchtung des Gartenkürbisses Cucurbita pepo. Außergewöhnlich an dieser Zuchtform ist, dass die Samen anstelle einer verholzten Schale ein dünnes Häutchen besitzen. Das „Steirische Gold“ ist das Ausgangsmaterial für ein besonders hochwertiges Öl. Mediziner verwenden die Samen von Cucurbita pepo zur unterstützenden Behandlung von Funktionsstörungen der Blase.
 
In der Apotheke gibt es die ganzen Samen, Granulate oder Fertigarzneimittel mit Kürbisextrakt. Sie wirken bei gutartigen Prostatabeschwerden und lindern in Kombinationspräparaten den häufigen Harndrang bei Frauen mit Reizblase.
 
Die Heilkraft beruht wahrscheinlich auf sogenannten Phytosterolen, die nur im Arzneikürbis in ausreichender Konzentration vorhanden sind. Gegen bakterielle Infekte wirken die Präparate allerdings nicht. „Auch in schweren Fällen und bei extremer Prostatavergrößerung helfen nur starke Medikamente beziehungsweise eine Operation“, betont der Urologe Dr. Matthias Schulze aus Markkleeberg. 
 
Auch in der Küche wissen Kenner die pflanzlichen Riesen zu schätzen. „Kürbisfleisch ist ein sehr empfehlenswertes Gemüse“, sagt die Berliner Ernährungswissenschaftlerin Manuela Marin. „Es ist kalorienarm, reich an Ballaststoffen und an den Vitaminen A, C und E.“ Als typisches Wintergemüse besitze der Kürbis außerdem die Wirkung, innerlich zu wärmen.
 
Kürbissamen enthalten viele gesundheitlich wertvolle ungesättigte pflanzliche Fettsäuren wie Linolsäure und Alpha-Linolensäure (eine Omega-3-Fettsäure). Wer Gewichtsprobleme hat, sollte die gehaltvollen Kerne allerdings nur in Maßen genießen.
 
Kürbis in der Küche

  • Das Fleisch der runden Riesen schmeckt lecker in Suppen, Eintöpfen oder als Gemüsebeilage.
  • Die Blüten eignen sich nicht nur hervorragend als Verzierung, sondern auch zum Verzehr.
  • Die Kerne schmecken als würzig-knackige Extras auf Salaten oder in Brot. Auch gesalzen als pikanter Imbiss stellen sie eine Delikatesse dar.
  • Das Öl ist eine ideale Zutat für ein gesundes Salatdressing.

 
 
 Bildnachweis: W&B/Purucker