Beim Einatmen von Arzneistoffen machen viele Patienten Fehler. Apotheken erklären die Anwendung
„Mit diesem Spray kenn ich mich aus, das nehm ich schon seit Jahren.“ Diesen Satz hören Apotheker oft. Doch mit zunehmender Gewöhnung wird die Handhabung von Dosiersprays und Pulverinhalatoren nicht besser. Während neu eingestellte Patienten die Inhalationstechnik anfangs oft sehr gut beherrschen, schleichen sich im Lauf der Zeit Fehler ein.
Medikamente zum Inhalieren gehören zu den fehlerträchtigsten Arzneiformen und erfordern intensive Beratung. Die VITA-Studie der ABDA, der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, bestätigte dies eindrucksvoll. In 55 Apotheken wurde die Inhalationstechnik 750 erwachsener Patienten mit Asthma und chronisch-obstruktiver Bronchitis (COPD) untersucht. 79 Prozent von ihnen inhalierten nicht korrekt. Drei von vier Teilnehmern neigten dabei den Kopf nicht nach hinten.
Doch durch die Neigung begradigen sich die Atemwege, und der Wirkstoff gelangt tiefer in die Lunge. Bei Dosier-Aerosolen müssen die Patienten langsam und tief einatmen, etwa zehn Sekunden die Luft anhalten und rasch ausatmen. Etwa jeder dritte Anwender hatte Probleme mit der Inhalationstechnik oder vergaß das Dosier-Aerosol vor dem Inhalieren zu schütteln, um den Wirkstoff im Treibgas zu verteilen. Vor allem bei akuter Atemnot ist es schwierig, den Sprühstoß und die Einatmung zu koordinieren, sagen Apotheker. Der häufigste Fehler bei Pulverinhalatoren: Die Patienten atmen nicht stark genug ein, um die feinen Wirkstoffpartikel vollständig zu inhalieren. Mit Geräten, die durch den Atemzug ausgelöst werden, haben selbst Gesunde teilweise Probleme. Umso schwieriger ist es für Menschen mit eingeschränkter Lungenfunktion.
Am Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) untersuchen Experten Inhalationssysteme, die von Apotheken eingesandt wurden, auf mechanische Defekte: Rund 40 Prozent der Beanstandungen können sie nicht bestätigen. Vermutlich bedienen die Patienten die Geräte nicht richtig, oder ihr Atemvolumen reicht nicht, um den Sprühstoß auszulösen. Bei einem akuten Asthmaanfall kann das fatale Folgen haben.
Defekte erkennen die ZL-Mitarbeiter, indem sie – durch Filter geschützt – die Geräte selbst ausprobieren. Nur etwa zehn Prozent der Beanstandungen gehen auf mechanische Fehler zurück. Meist liegt es an mangelnder Hygiene. Wenn die Patienten das Mundstück des Dosier-Aerosols nicht nach jedem Gebrauch reinigen, können sich Wirkstoffpartikel am Ventil ablagern und es verstopfen.
Pulverinhalatoren werden oft eingesandt, weil sie knirschen oder der Mechanismus sich nicht mehr auslösen lässt. Die Ursache sind dann meist Pulverreste, die nicht vollständig inhaliert wurden. Wenn zu wenig Wirkstoff in die Lunge gelangt, wirken die Arzneimittel nicht richtig. Bei fehlerhafter Inhalation besteht zudem die Gefahr von Nebenwirkungen, etwa wenn kortisonhaltige Präparate zu lange im Mund bleiben. Wegen ihrer immundämpfenden Wirkung können sie einen Pilzbefall der Schleimhaut hervorrufen.
Laut der VITA-Studie senkte bereits ein einmaliges Beratungsgespräch die Fehlerquote auf 28 Prozent. Nachdem ein Apotheker die korrekte Handhabung demonstriert hatte, funktionierte es bei fast allen Patienten besser, berichten die Studienleiter. Die wenigen, die auch nach der Beratung mit ihrem Inhalationsgerät nicht zurechtkamen, wurden nach Rücksprache mit dem Arzt auf ein anderes System umgestellt. Um zu vermeiden, dass sich im Alltag Fehler einschleichen, sollte die Inhalationstechnik immer wieder überprüft werden – ein Service, den Apotheken regelmäßig anbieten.
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