Getrübte Glaskörper der Augen irritieren beim Sehen. Achten Sie auf Warnzeichen

Die dunklen Punkte, Fäden und Flusen stören vor allem beim Blick auf helle, gleichmäßig strukturierte Flächen. Sie tanzen, schweben und schwimmen auf unbeschriebenem Papier, weißen Zimmerwänden oder am strahlend blauen Himmel. Manchmal jagen sie Betroffenen Angst um die Augen ein. Mediziner bezeichnen die Erscheinung treffend als „Mouches volantes“, französisch für „fliegende Mücken“.

„Die Sehstörungen sind zwar lästig, aber meist harmlos“, betont Dr. Georg Eckert vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands. „Ursache sind strukturelle Veränderungen und Verdichtungen der eiweißhaltigen Glaskörperflüssigkeit.“
 
Der Glaskörper füllt den Hohlraum des Auges von der Linse bis zur Netzhaut aus. „Er besteht aus einem feinen Gerüst von Bindegewebsfasern, das mit Wasser und Hyaluronsäure vernetzt ist“, erklärt Professor Klaus Riedel, leitender Arzt der Augenklinik Herzog Carl Theodor in München. „In der Jugend ist dieses Gerüst relativ fest, mit der Zeit verändert es jedoch seine Struktur und beginnt zu schrumpfen.“ Der Glaskörper verliert an Volumen, löst sich von der Netzhaut ab und verlagert sich nach vorne. „Dabei kommt es zu schwimmenden Bewegungen. Dies hat zur Folge, dass Bindegewebsfasern und Zellen bewegte Schatten auf die Netzhaut werfen“, sagt Riedel.

Mouches volantes gehören zum normalen Alterungsprozess: „Mehr als 80 Prozent der Achtzigjährigen sind betroffen“, sagt Riedel. Stark Kurzsichtige trifft es oft schon früher. Weil ihr Augapfel länger ist, hebt sich der Glaskörper früher ab, und die Trübungen beeinträchtigen sie stärker.

Viel tun können Betroffene nicht. „Am besten freunden sie sich mit den Trübungen an“, rät Georg Eckert. „Das Gehirn blendet die Wahrnehmungen zum Teil aus.“ Und Riedel empfiehlt: „Mit Blickbewegungen nach rechts oder links lassen sich störende Pünktchen in eine andere Position bringen.“ Von Operationen raten die Experten entschieden ab. Bei der sogenannten Vitrektomie wird ein Teil des Glaskörpers entfernt. „Dieser Eingriff birgt Risiken, die in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen“, betont Eckert. „Er ist nur bei massiven bindegewebigen Veränderungen gerechtfertigt.“
 
Dennoch empfehlen Experten Betroffenen, auf Warnzeichen zu achten. „Wenn die Symptome erstmals auftreten, sollte man zum Augenarzt gehen, um eine beginnende Netzhautablösung auszuschließen“, rät Eckert. Das gilt auch, wenn weitere Symptome dazukommen – vor allem, wenn der Patient plötzlich Blitze sieht. „Die Netzhaut antwortet auf mechanischen Zug mit Lichtreizen, etwa wenn sich der Glaskörper weiter abhebt und an den Verbindungspunkten zur Netzhaut Risse und Löcher entstehen“, erklärt Riedel.
 
Ein weiteres Warnsignal sind dichte Punkteschwärme, die nach einem Blitz wie Rußregen über das Gesichtsfeld rieseln. Dann ist ein Gefäß geplatzt, und Blut sickert in den Glaskörper. Vorhangartige Schatten am Rand des Gesichtsfelds weisen auf eine beginnende Netzhautablösung hin. „Im Frühstadium fixieren wir die Netzhaut mit dem Laser“, sagt Riedel, „bei fortgeschrittener Ablösung müssen wir operieren.“

Bei solchen Warnsignalen schaut der Arzt mit einem Augenspiegel die Netzhaut an. „Stark Kurzsichtige und Patienten mit Kunstlinse sollten den Augenhintergrund grundsätzlich einmal jährlich kontrollieren lassen“, rät Riedel.

Bildnachweis: PhotoDisc/ RYF