Rillen, Grübchen und andere Auffälligkeiten deuten manchmal auf Krankheiten oder Mangelzustände hin

Ein Blick auf die Fingernägel genügt, und schon weiß der Arzt, an welchen Krankheiten der Patient leidet. Weit gefehlt. Als Werkzeug für die ärztliche Diagnose eignet sich die Fingernagelkontrolle nur bedingt. „Die Möglichkeiten, durch Nagelschau auf den allgemeinen Gesundheitszustand zu schließen, sind begrenzt“, sagt Professor Eckart Haneke, Facharzt für Dermatologie und Venerologie, der in einer Freiburger Praxis eine Sprechstunde für Nagelerkrankungen durchführt.
 
Ist der Nagel erst einmal gebildet, verändert er sich nämlich nicht mehr. „Das Wachstum des Nagels ist ein langfristiger Prozess. Ein Mangelzustand ist daran unter Umständen erst erkennbar, wenn das Defizit schon längst behoben ist.“ Eine schwere Allgemeinerkrankung mit Fieber zum Beispiel lässt sich erst zwei bis drei Monate nach dem akuten Krankheitszustand an Querrillen der Nägel ablesen. 
 
Für die Patienten selbst sind Veränderungen der Nägel allerdings oft ein erstes – und sichtbares – Alarmzeichen, das in manchen Fällen einen Besuch beim Arzt zur Folge haben sollte. Experte Eckart Haneke erläutert die häufigsten Veränderungen.
 
Was hinter Nagelveränderungen stecken kann: 
 

  • Uhrglasnägel

Die Endglieder von Fingern oder Zehen sind aufgetrieben, die Nägel stark gewölbt. Die Ursache ist häufig eine chronische Unterversorgung mit Sauerstoff, zum Beispiel bei einer Lungen- oder Herzerkrankung. Die gestörte Blutversorgung in den Fingergefäßen führt zu einer verstärkten Bildung von Wachstumsfaktoren und lässt neues Bindegewebe sprießen. 
 

  • Querrillen

Die sogenannten Beau-Reil-Linien entstehen meist dann, wenn das Nagelwachstum während einer Erkrankung verlangsamt ist, zum Beispiel bei einem Infekt mit Fieber.
 

  • Löffelnägel

Die Nagelmitte ist eingesunken, die Ränder wirken erhaben. Löffelnägel sind häufig ein Hinweis auf Eisenmangel. Bei Kindern können auch die Zehennägel entsprechend verändert sein. 
 

  • Gelbnagel-Syndrom

Dick und gelblich glänzend sehen die Nägel aus. Sie wachsen langsam, haben keine feste Verbindung mehr mit dem Nagelbett und können sogar abfallen. Das Nagelhäutchen fehlt. Oft tritt das Syndrom auf bei Patienten mit Lymphödemen und chronischen Infekten der oberen Atemwege.  
 

  • Tüpfel- oder Grübchennägel

Sie kommen oft bei Schuppenflechte-Patienten vor. Die Grübchen sind die Folge kleiner, kurzfristig auftretender Schuppenflechte-Herde in der Tiefe der Nagelwurzel. 
 

  • Brüchige Nägel

Sie können auf chronische Mangelzustände hinweisen, zum Beispiel bei Anorexie, Bulimie oder krankhaftem Diätverhalten. Oft sind spröde Nägel auch durch Pflegefehler verursacht, etwa zu häufiges Händewaschen oder Spülen.
 

  • Längsrillen

Eine Längsriffelung der Wachstumsrillen ist laut Professor Haneke harmlos: „Sie findet sich praktisch bei jedem Menschen ab 35 Jahren und ist ein Reifezeichen.“ 
 

  • Weiße Flecken

Sie sind meist die Folge von Maniküreschäden. Entsteht beim Zurückschieben des Nagelhäutchens Druck auf die Nagelwurzelzellen, reagieren diese mit Verhornungsstörungen.
 
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