Beim Schwimmen verunglücken in Deutschland jeden Sommer Hunderte Menschen tödlich. Vor allem Männer überschätzen oft ihre Kräfte

Es war das schreckliche Ende eines Sonntagsausflugs – und einer der ersten tödlichen Badeunfälle der Saison: Ein 32-Jähriger hatte sich im Mai mit Freunden am Duisburger Rheinufer gesonnt, Alkohol getrunken und sich irgendwann im Fluss abkühlen wollen. Plötzlich verloren die Männer ihren Freund aus den Augen, suchten vergeblich nach ihm und alarmierten schließlich die Polizei. Taucher konnten nur noch seine Leiche bergen.

Falsche Selbsteinschätzung

Der Fall ist typisch: Die meisten tödlichen Badeunfälle passieren aus Leichtsinn; bei vier von fünf Opfern handelt es sich um Männer. Häufig sind solche Unfälle darauf zurückzuführen, dass die eigene Leistungsfähigkeit überschätzt wird. Viele gehen hohe Risiken ein, informieren sich nicht über lokale Gefahren oder springen von Brücken ins Wasser, ohne zu wissen, wie tief es ist.
Laut DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) ertranken im vergangenen Jahr in Deutschland 410 Menschen, über 3300 mussten nach einem Badeunfall im Krankenhaus behandelt werden. Die meisten Dramen ereigneten sich in Seen und Flüssen. Mehr als die Hälfte der Verunglückten war älter als 50 Jahre. Je älter, desto gefährdeter sind die Schwimmer.

Das liegt zum einen daran, dass gesundheitliche Probleme oft das Risiko für einen Kreislaufzusammenbruch erhöhen, zum anderen kalkuliert mancher betagte Schwimmer nicht ein, dass seine Kräfte geschwunden sind. Experten raten daher, sich im Meer allein nicht zu weit hinauszuwagen, sondern zu zweit oder zu dritt parallel zur Küste zu schwimmen. Das macht mehr Spaß, und man ist im Fall der Erschöpfung sicherer.

Droht ein Mensch zu ertrinken, bleiben einem Retter nur wenige Minuten. Wer einem Ertrinkenden Hilfe leistet, sollte einige Regeln beachten: Wichtig ist, dass sich niemand selbst gefährdet. Manchmal genügt es, dem Ertrinkenden vom Ufer aus einen Ring zuzuwerfen. Bevor der Retter zu ihm hinschwimmt, sollte er laut um Hilfe rufen und unter 112 einen Notarzt anfordern. Wichtig: Reichen Sie einem Schwimmer in Not nie die Hand, sondern ein Hilfsmittel, etwa einen Stock, mit dem Sie ihn an Land schleppen können!

Glimpfliches Ende

Dass der Betroffene ansprechbar ist, heißt nicht, es ist nichts passiert. In jedem Fall sollte man ihn vor Unterkühlung schützen und zur Beobachtung ins Krankenhaus bringen. Atmet er nicht, muss er rasch wiederbelebt werden. Statt der üblichen Herzmassage beginnt man bei Ertrinkenden mit dem Beatmen. Zuerst zwei Atemstöße, dann 30 Mal Druck auf das Brustbein. Ein beherztes Eingreifen könne oft das Schlimmste verhindern.

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