In den Tropen dient sie als Grundnahrungsmittel. Die Früchte wachsen ganzjährig und schmecken wie Kartoffeln

Der Auftrag der britischen Admiralität an Captain William Bligh lautete, mit seinem Schiff 629 Stecklinge des Brotfruchtbaums von Tahiti nach Jamaika zu transportieren. Die Früchte der Bäume soll­ten dort auf den Zuckerrohrplantagen 15.000 Sklaven vor dem Verhungern bewahren.

Das war vor rund 225 Jahren. Heute werden Brotfruchtbäume fast überall in den Tropen angebaut – von Asien über Afrika bis in die Karibik. Wie viele tropische Pflanzen bringt der Baum nahezu ganzjährig Früchte hervor. Wenn sie reif sind, ­fallen sie herunter.

Die meisten Brotfrüchte, die in Deutschland in den Handel kommen, sind unreif und bleiben es auch. Ihr Fleisch hat eine faserige Beschaffenheit. Es ist sehr fest und ­erinnert vom Geschmack her an Kartoffeln. Die reifen Früchte sind süß, fruchtig und von cremiger Konsistenz; überreif riechen sie leicht nach Schweißfüßen.

In einigen Ländern gilt die Brotfrucht als Grundnahrungsmittel. Ihr Nährwertprofil entspricht etwa dem der Kartoffel. Das Fruchtfleisch besteht größtenteils aus Stärke, Ballaststoffen, etwas Eiweiß, geringen Mengen Fett und ein paar ­Vitaminen. Die Frucht lässt sich vielseitig verwenden, zum Beispiel in Suppen, Salaten, Gratins und Desserts.

Biologisch gehört die Brotbaumfrucht wie auch die Jackfrucht, die Feige­ und die Maulbeere zu den Maulbeergewächsen. Streng genommen besteht eine Brotfrucht aus mehreren Hundert zusammengewachsenen Einzelfrüchten. Jeder Höcker auf der Schale repräsentiert ­eine Frucht.

Die 20 bis 30 kastaniengroßen Kerne wild wachsender Exemplare sucht man auf Brotfruchtplantagen vergeblich. Um mehr Fruchtfleisch ernten zu können, wurden sie den Pflanzen abgezüchtet. Dabei sind die Kerne sehr lecker. Gekocht oder geröstet schmecken sie ähnlich wie Maronen.

Eine andere Spezialität sollten wir allerdings lieber den Bewohnern einiger Südseeinseln überlassen. Dort gräbt man die ganzen Früchte ein und überlässt sie einem längeren Fermentierungsprozess. Wenn sie dann wieder ausgebuddelt werden, sind sie zu einer käseartigen Masse vergoren, die – glaubt man den Polynesiern – köstlich schmeckt.

Wie es mit Captain Bligh weiterging, wissen wir aus Geschichtsbüchern, ­­Romanen und zahlreichen Filmen: Erst fünf Monate nach der Landung auf Tahiti waren die Brotbaum-Setzlinge groß genug, um verladen zu werden. Die Mannschaft hatte den Aufenthalt auf der Insel mit einheimischen Frauen genossen. Zurück an Bord, gab es Streitigkeiten, die sich so sehr verschärften, dass es schließlich am 28. April 1789 zu der berühmt-berüchtigten Meuterei auf der „Bounty“ kam.

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