Die Ansteckung mit Chlamydien verläuft oft symptomlos. Im schlimmsten Fall droht Unfruchtbarkeit
Es geschieht beim ungeschützten Sex. Ein Partner steckt den anderen mit Chlamydia trachomatis an – Bakterien, die Geschlechts- und Harnorgane befallen. Das kommt so oft vor, dass die Chlamydien-Infektion heute die häufigste sexuell übertragbare Krankheit weltweit darstellt. Allein in Deutschland stecken sich Expertenschätzungen zufolge pro Jahr 300.000 Menschen an.
Zum Vergleich: Die Zahl der HIV-Neuinfektionen lag 2010 bei etwa 3000. „Aids kennt heute fast jeder. Dagegen zeigen Umfragen, dass kaum ein Jugendlicher weiß, was Chlamydien sind“, sagt die Lüneburger Ärztin Dr. Gisela Gille. Hinzu kommt, dass sich nur bei wenigen Infizierten Symptome wie ein Brennen beim Urinieren, Ausfluss oder Unterleibsbeschwerden zeigen. Zu viele bleiben ahnungslos, unbehandelt – und ansteckend.
Die Gefahr für infizierte Frauen: Je länger Chlamydien nicht behandelt werden, desto größer ist das Risiko, dass die Bakterien vom Gebärmutterhals aus in die Gebärmutter und die Eileiter wandern. „Entwickelt sich dort eine Entzündung, können die Eileiter so stark verkleben oder vernarben, dass es im schlimmsten Fall zur Unfruchtbarkeit kommt“, erklärt Privatdozent Dr. Ioannis Mylonas, Leiter der Infektiologie in der Frauenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Zudem steige die Gefahr von Eileiterschwangerschaften, so der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Infektionen der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) weiter. Allerdings treten diese Folgen meist erst viele Jahre nach der Infektion auf.
Kostenlose Tests für junge Frauen
Der Gesetzgeber wollte vorbeugen und führte 2007 ein systematisches Testverfahren (Screening) für Frauen bis 25 Jahre ein. Einmal jährlich können diese ihren Urin auf Chlamydien untersuchen lassen, die Kosten trägt die Krankenkasse. Vielen Experten geht das nicht weit genug. Insgesamt acht Verbände – darunter die DGGG, der Berufsverband der Frauenärzte und die Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau, der Gisela Gille vorsitzt – fordern unter anderem, die Präventionsmaßnahme auf alle Frauen bis 34 Jahre zu erweitern.
Noch müssen über 25-Jährige den Urintest oder die Untersuchung eines Abstrichs selbst bezahlen. „Sprechen Sie vorab mit Ihrem Arzt über die Kosten“, rät Gille, „denn diese schwanken stark.“ Schwangere müssen die Kosten des Chlamydien-Tests nicht selbst tragen, da er Teil der Mutterschaftsvorsorge ist. „Die Bakterien erhöhen das Risiko einer Frühgeburt und können zudem bei der Geburt auf den Säugling übertragen werden“, erläutert Experte Mylonas. Mögliche Folgen seien Augen- und Lungenentzündungen.
Steht die Diagnose Chlamydien-Infektion fest, lässt die Erkrankung sich mit Antibiotika leicht behandeln. „Wichtig ist, dass der Partner ebenfalls die Medikamente einnimmt, sonst kommt es erneut zu einer Ansteckung“, warnt Medizinerin Gille. Außerdem können die Bakterien bei Männern eine Nebenhodenentzündung verursachen – mit Unfruchtbarkeit als einer möglichen Folge. Noch einfacher, als die Krankheit zu therapieren, ist es, ihr vorzubeugen: mit Kondomen.
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