Bei der Blutzucker-Selbstmessung machen vier von fünf Patienten Fehler. Apotheker helfen, diese abzustellen

Die Zahl erschreckt: 83 Prozent der Diabetiker machen Fehler, wenn sie ihren Blutzuckerspiegel selbst bestimmen. Das verfälscht nicht nur das Messergebnis. Viele Patienten erleiden deshalb unnötige Schmerzen, die sogar die Therapietreue gefährden. Die gute Nachricht: Schon durch eine einzige gezielte Anleitung können Apotheker die Fehlerrate halbieren, wie eine Untersuchung zeigt.

Bei dieser Studie kontrollierten zertifizierte Apotheker in 32 auf Diabetes-Patienten spezialisierten Apotheken die Blutzucker-Bestimmung bei 462 zufällig ausgewählten Typ-2-Diabetikern. Diese hatten dazu ihr eigenes Messgerät mitgebracht. Jeder Schritt wurde in einem Protokoll erfasst und auf richtige Ausführung beurteilt. Bei Bedarf erhielten die Teilnehmer eine persönliche Anleitung, ergänzt durch eine schriftliche Erläuterung.
 
Sechs Wochen später folgte die Kontrolle. Ergebnis: Die Fehlerrate war von 83 auf 41 Prozent gesunken, die durchschnittliche Zahl nicht korrekt ausgeführter Schritte von 3,1 auf 0,8. Noch wichtiger: Bei jenen Fehlern, die zu falschen Messergebnissen führen können, sank die Quote von 61 auf 24 Prozent.

Die anfangs sehr hohe Fehlerrate mag zunächst verwundern. Immerhin kontrollierten die Testteilnehmer seit durchschnittlich sieben Jahren ihre Werte selbst, und die Mehrheit hatte mindestens eine Schulung erhalten. Vielleicht liegt aber genau darin die Erklärung: Je mehr die Eigenkontrolle zur Routine gerät, desto leichter schleichen sich Nachlässigkeiten und Missgriffe ein. Deshalb sollte man das Angebot der Apotheken nutzen, rät Dr. Ulrich Krötsch, Präsident der Bundesapothekerkammer: „Die Apotheker beraten die Patienten individuell, so können Fehler schnell abgestellt werden.“

Diese unterlaufen Patienten bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung einer Kontrolle, berichten die Studienautoren um Dr. Uta Müller von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Beispiele, die sie immer wieder protokollierten: das gewaltsame Herauspressen des Bluts aus dem Finger, falsche Geräteeinstellungen, nachlässiges Händewaschen, zu lange Benutzung derselben Stechlanzette und unsachgemäße Aufbewahrung der Teststreifen. Alles Fehler, die denen in anderen, ähnlich angelegten Untersuchungen gleichen.

70 Prozent der Studienteilnehmer wendeten Insulin an. Gerade bei ihnen ist ein korrektes Ergebnis besonders wichtig, weil sie häufig die Dosis anhand ihrer selbst gemessenen Blutzucker-Werte anpassen. Bedeutsam für eine konsequente Selbstkontrolle ist es aber auch, Fehler zu vermeiden, die Schmerzen zur Folge haben – etwa ungeeignete Einstichstellen, eine falsche Messtiefe oder stumpfe Lanzetten. Hier erzielten die schulenden Apotheker die größten Erfolge.

Ein auch ökonomisches Fazit zieht Apothekerpräsident Krötsch: „Dieses Angebot der Apotheken stärkt die Sicherheit der Patienten im Umgang mit ihrem Gerät, außerdem wird der Mehrverbrauch an Teststreifen deutlich gesenkt.“
 
Tipps zum Messen:
 
Hände waschen
Waschen Sie die Hände sorgfältig mit warmem Wasser, und trocknen Sie sie gründlich ab.

Messgerät checken
Prüfen Sie, ob der Code auf der Streifenpackung mit dem auf der Geräteanzeige übereinstimmt. (Manche Geräte codieren automatisch)

Stechhilfe vorbereiten
Nehmen Sie die Kappe der Stechhilfe ab, und setzen Sie eine neue Lanzette ein.

Blut entnehmen
Drücken Sie nach dem Einstich nur sanft auf den Finger. Pressen Sie das Blut nicht heraus.

Packung verschließen
Verschließen Sie die Teststreifen-Packung, verwenden Sie keine feuchten oder abgelaufenen Streifen.
 
Bildnachweis: W&B/Simon Katzer