Bei Babys lindert er Blähungen, Kindern und Erwachsenen hilft er bei Husten

Mütter wissen es: Schreit das Baby, weil es Bauchweh hat, hilft Fencheltee. Sind die etwas größeren Kinder krank, gibt es zu dem Heißgetränk noch einen Zwieback mit geriebenem Apfel. Und bei einem leichten Husten greifen Patienten aller Altersklassen gern zu Fenchelhonig – Säuglinge dürfenallerdings wegen der Infektionsgefahr gar keinen Honig zu sich nehmen.

Die heilende Wirkung von Foeniculum vulgare nutzten bereits die Bewohner Mesopotamiens vor 5000 Jahren. Die Römer backten damit Brot und nahmen ihn zum Würzen von Essig, Oliven und Fleisch. Noch heute gilt Finocchiona, Salami mit Fenchel, als Spezialität der italienischen Küche. Der Doldenblütler Fenchel wächst bis zu zwei Meter hoch und riecht wie seine Verwandten Anis, Kümmel und Liebstöckel kräftig würzig.

Diesen Duft verdankt er, ebenso wie die heilsame Wirkung, seinem ätherischen Öl. „Es gibt süßen und bitteren Fenchel“, erklärt Elisabeth Stahl-Biskup, Professorin für Pharmazeutische Biologie an der Universität Hamburg. Das ätherische Öl der lieblicheren Variante (Foeniculum vulgare var. dulce) besteht vor allem aus dem süß schmeckenden Anethol, das des herben Fenchels (Foeniculum vulgare var. vulgare) zusätzlich zu etwa 20 Prozent aus Fenchon. Diese sekundären Pflanzeninhaltsstoffe verleihen der Pflanze ihren unverwechselbaren Geschmack.
Medizinisch verwendet wird nur der bittere Fenchel. „Er hilft bei Blähungen, Völlegefühl und Krämpfen im Magen-Darm-Trakt sowie bei Erkältungskrankheiten“, fasst der Apotheker Marcus Niendorf aus Lübeck zusammen. In der Apotheke wird der bittere Fenchel als Tee aus den Früchten angeboten, die zugleich die Samen der Pflanze sind, und als Tropfen aus Auszügen der ganzen Pflanze. Häufig wird das Kraut mit Kümmel, Kamille, Pfefferminze oder Anis gemischt. Deren Wirkstoffe lindern ebenfalls Blähungen und fördern die Verdauung.

Seit einiger Zeit gibt es auch Gurgeltropfen und Zahncremes mit Fenchel. „Die Mundflora wird durch ihn positiv beeinflusst“, sagt Niendorf. In Indien weiß man das schon längst: Dort werden nach dem Essen Fenchelsamen für frischen Atem gereicht, Süßmäuler bekommen sie sogar im Zuckermantel. „Bei leichten Erkältungen ist Fenchelhonig sehr beliebt – ein richtiger Klassiker für Kinder. Er wirkt husten- und krampflösend“, sagt Niendorf. Dafür wird etwas Fenchelöl in den Bienenhonig gegeben. Wegen der Kariesgefahr sollte der Verzehr von Fenchelhonig und damit gesüßtem Tee allerdings eine Ausnahme bleiben.
Aktuelle Studien zur Wirkung von Fenchel gibt es kaum. „Er ist ein traditionelles Heilmittel, dessen hilfreiche Wirkung über Jahrhunderte erprobt wurde“, berichtet Stahl-Biskup. Trotzdem gilt es ein paar Dinge zu beachten. Wer auf Doldenblütler wie Sellerie allergisch reagiert, sollte Fenchel meiden. Zudem dürfen die Präparate nicht länger als zwei Wochen eingenommen werden, da in dem ätherischen Öl kleine Mengen Estragol enthalten sind. Diese Substanz wirkt laut Bundesinstitut für Verbraucherschutz möglicherweise krebserregend und erbgutschädigend, deshalb sollten Schwangere kein Fenchelöl verwenden. Aber keine Angst: Fencheltee können Eltern ihren Kindern unbesorgt geben, denn ins Wasser geht das Estragol nicht über.

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