Sie sind nützlich, wenn die Beine nach einer Operation oder Krankheit keine Kraft haben

Nach einer Sportverletzung oder einer Operation will jeder so schnell wie möglich wieder mobil sein. „Wer dann die ­Beine nicht gleich voll belasten darf, benötigt eine Gehhilfe“, sagt der ­Bonner Orthopäde Dr. Herbert Röhrig. Aber auch Menschen mit Rheuma, Arthrose oder Gleichgewichtsstörungen sind mitunter auf Hilfsmittel angewiesen.

Vor einer Operation fragen die Ärzte ihre ­Patienten, ob sie – etwa von einem früheren Eingriff her – bereits Gehhilfen besitzen. „Falls nicht, schlagen wir vor, ihnen diese zu besorgen oder den Kontakt zu einem Sanitätshaus ihrer Wahl herzustellen“, erklärt Röhrig, Leiter der Ge­lenk­­chirurgie an der Universitätsklinik Bonn. Diese Geschäfte schicken in der Regel jemanden vorbei, der die genauen Maße nimmt und mit dem Patienten Einzelheiten bespricht wie Material, Farbe oder „Sonderausstattungen“ wie austauschbare Spitzen für Krücken.
Apothekerin Bettina Krause, Inhaberin eines Gesundheitszentrums im schleswig-holsteinischen Preetz, ist mit ihrem Sanitätshaus für solche Eventualitäten gerüstet. Das Angebot reicht von simplen, aber überaus praktischen Krücken – fachlich als Unterarmgehstützen bezeichnet – über Rollatoren und Rollstühle bis hin zu den als Scooter bekannten komfortablen Elektromobilen.
Damit bei Gehstützen später nichts drückt, muss die Höhe exakt eingestellt werden. Krause: „Unser Personal weist Kunden, die mit der Verschreibung ihres Orthopäden zu uns gekommen sind, auch gleich in den richtigen Umgang damit ein.“

In der Klinik macht das meistens ­eine Physiotherapeutin oder ein Physiotherapeut. Nach dem Einsetzen einer künstlichen Hüfte beispielsweise gehen sie dann so vor: Schon am Tag nach der Operation muss der Patient kurz aufstehen, am zweiten oder dritten Tag bekommt er einen Gehwagen für kleine Wege innerhalb des Krankenhauses und am vierten Tag die Gehhilfen, um sich bald wieder zu bewegen. Das ist wichtig, damit sich keine Blutgerinnsel bilden, die zu einer Thrombose oder Embolie führen könnten. Auch der Kreislauf muss schnell wieder in Schwung kommen und der Abbau von Muskelmasse verhindert werden.
Weil ein neues Hüftgelenk zunächst nur wenig belastet werden darf, erhalten frisch Operierte zwei Gehstöcke, um die betroffene Extremität zu unterstützen. „Der größte Teil des Körpergewichts wird dabei auf die Stöcke verlagert“, so Oberarzt Röhrig. Wer für längere Zeit nicht „freihändig“ gehen kann – beispielsweise weil er wegen eines Infekts lange liegen musste und viel Muskelmasse ver­loren hat –, kommt mit nur noch einer Stütze aus, die „gegenüber“ dem geschwächten Bein eingesetzt wird. ­Irgendwann schließ­lich genügt ein ganz normaler Gehstock auf der operierten Seite.
Wer sich dauerhaft nicht auf eigenen Beinen fortbewegen kann, muss mit einem Rollstuhl zurechtkommen. „Für Patienten etwa, die gleichzeitig an beiden Hüften operiert wurden oder an den Beinen verletzt sind, haben wir immer Rollstühle parat, damit sie in der Klinik nicht an einen Ort gebunden sind“, sagt der Orthopäde Herbert Röhrig.
In Zusammenarbeit mit einem Sanitätshaus werden Vorbereitungen für den Tag der Entlassung getroffen. ­Abhängig von der individuellen ­Situa­tion, bekommt der Patient einen Rollstuhl, den er mit den Händen über Laufräder antreibt und steuert, oder ein elektri­sches Modell. „Es gibt ­mittlerweile raffinierte Gerä­te“, weiß Röh­rig, „unter anderem solche, die sich hydrau­lisch zum Stehbrett aufrichten lassen. Das ist wichtig für die Wirbelsäule und die Funktion des Magen-Darm-Trakts.“

Ob und in welcher Höhe sich gesetzliche Kassen an den Anschaffungs­kosten oder Leihgebüh­ren für Gehhil­fen beteiligen, hängt vom Einzelfall ab. Auf jeden Fall sollte man sich vorab in der Geschäftsstelle erkundigen. Seit Anfang der 90er-Jahre aus ­unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind Rollatoren – vierrädrige ­Gestelle, oft mit Einkaufsnetz und Sitzfläche zum Ausruhen und Verschnaufen. Apothekerin ­Krau­se: „Die­se Gehhilfen sind ideal für Menschen, die wieder einigermaßen mobil sind, aber noch etwas unsicher auf den Beinen.“

Bildnachweis: Panthermedia/Rüdiger Rebmann