Gegen die Beschwerden lässt sich etwas tun. Bewegung ist notwendiger Teil jeder Therapie

Der Kopf passt eigentlich nicht in die Pfanne: Er ist zu groß, und sie ist zu flach. Das kugelige Ende des Oberarms sitzt wie ein Fußball auf einem Löffel. Nur die vielen Sehnen, Bänder und Muskeln seiner Umgebung halten den Gelenkkopf überhaupt in Position, erlauben ihm dafür eine hohe Beweglichkeit in fast alle Richtungen.
 
Doch so viel Bewegungsfreiheit hat ihren Preis: Das Kugelgelenk ist störanfällig wie kaum ein anderes im Körper: Seine Sehnen, Knorpelflächen und Muskeln können sich entzünden, abnutzen oder reißen. Kämmen, Haare waschen, Kaffee einschenken, ja selbst Briefe schreiben kann dann zur Tortur werden. Und das betrifft derzeit über zwei Millionen Deutsche.
 
„Im Alter sind Schmerzen am Schultergelenk auf drei große Krankheitsursachen zurückzuführen“, meint Dr. Johannes Fuchs, ärztlicher Leiter der Orthopädischen Spezialklinik in Oberstdorf. Zum einen können die Sehnen zwischen Oberarmkopf und Schulterdach ihren Bewegungsspielraum verlieren – hier herrscht ohnehin Platzmangel. Wenn sie aber zusätzlich durch Kalkablagerungen oder knöcherne Anbauten gereizt und eingeengt werden und das umliegende Gewebe, wie etwa ein Schleimbeutel, sich entzündet, wird es richtig eng.
 
„Wir bezeichnen dieses Problem als Engpass-Syndrom“, erklärt Fuchs. „Es verursacht am häufigsten den üblen Schulterschmerz.“ Vor allem Überkopfarbeiten wie Fensterputzen, Wäscheaufhängen, aber auch das nächtliche Liegen im Bett bereiten den Patienten enorme Qualen.
 
Eine weitere Ursache: Die Sehnen der vier Muskeln, die das Dach des Schultergelenks bilden, können sich langsam auffasern und schließlich einreißen. Verschleiß stellen die Experten als Grund fest, wenn diese sogenannte Rotatorenmanschette Risse zeigt. Kraftlosigkeit und ein allmählich zunehmender Schmerz kennzeichnen die Verletzung.
 
Nach einem Unfall dagegen kann die Sehne ebenfalls einreißen – dann lässt sich der Arm plötzlich nicht mehr über den Kopf heben. Schließlich kann auch die Abnutzungskrankheit Arthrose für die heftigen Schulterschmerzen sorgen. Wenn die Knorpelflächen aufgeraut sind und nicht mehr glatt ineinandergleiten, können die abgeriebenen Knorpelstückchen nach und nach eine Entzündung in Gang setzen, die anfänglich bei Belastung, später sogar in Ruhe sehr wehtut.
 
Grundsätzlich gilt: Wer aufgrund der Schmerzen nur noch in Schonhaltung geht, riskiert, dass sich sein Gelenk auf Dauer versteift. Beweglich durch Bewegung Deshalb: Ein Besuch beim Arzt ist jetzt unumgänglich! Nur dieser hält für die verschiedenen Schmerzursachen auch verschiedene Therapielösungen bereit.
 
Bei akuten Entzündungen wird er erst mal zur Ruhe raten und mit antientzündlichen Medikamenten und Schmerzmitteln die Beschwerden lindern. Sobald die aber nachlassen, ist Krankengymnastik das Mittel der Wahl. Angerissene Sehnen, kleinere Kalkablagerungen, aber auch Abnutzungserscheinungen wie die Arthrose können damit zwar nicht geheilt werden, die Gymnastik verbessert jedoch die Beweglichkeit und stärkt vor allem die stabilisierende Muskulatur.
 
Bei kompletten Rissen oder größeren Kalk- und Knochenhindernissen rät Fuchs aber zur Operation: „Das machen wir heute endoskopisch, also durchs Schlüsselloch.“ So lassen sich schonend die Quellen der Pein entfernen oder nähen. Bei fortgeschrittener Arthrose ist inzwischen sogar ein künstlicher Gelenkersatz möglich.
 
Bildnachweis: Jupiter Images GmbH/French Photographers only