Medikamente und eine konsequente Diät senken das Risiko für Schäden an Herz, Nieren und Gelenken

Wer jemals einen Gichtanfall hatte, vergisst dieses Ereignis nie wieder. Die Gelenkschmerzen sind kaum zu ertragen. Am häufigsten tritt die erste Attacke am Fuß auf. Die Pein dauert Stunden bis Tage, bis sie endlich wieder abklingt.
Experten raten, einen Gichtanfall auf keinen Fall auszusitzen, sondern sich möglichst bald an den Hausarzt zu wenden. Dieser klärt die Ursachen ab und verschreibt Medikamente gegen die Entzündung. Dazu zählen sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika. Zusätzlich – oder als Alternative – lindern Präparate mit Colchicin und Kortisone akute Beschwerden. Außerdem entnimmt der Arzt dem Patienten Blut und oft auch Gelenkflüssigkeit. Enthält diese Kristalle aus Harnsäure, steht die ­Diagnose „Gicht“ fest. Denn die Kris­­talle lagern sich in den Gelenken ab und verur­sachen dort die starken Schmerzen.
Harnsäure ist ein Abfallprodukt des Stoffwechsels, das der Körper vor allem mit dem Urin ausscheidet. Sie entsteht teils durch den natürlichen Abbau körper­eigener Zellen, teils als Endprodukt der Verdauung.

Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Gicht, wie Vergleiche mit der Nachkriegszeit belegen. Damals war Gicht eine seltene Krankheit. Heute leiden darunter immerhin 1,4 ­Prozent aller Erwachsenen – knapp eine Million Menschen in Deutschland. Die meisten essen und trinken reichlich und nehmen dabei viele sogenannte Purine auf, die Ausgangsstoffe der Harnsäure. Purine sind ein Bestandteil des Erbguts und kommen in allen Zellkernen vor.
Eine purinärmere Kost trägt dazu bei, die Harnsäurewerte im Blut langfristig zu senken. Menschen mit Gicht sollten nicht mehr als ein halbes Gramm Purine pro Tag und drei Gramm pro Woche aufnehmen, rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Fleisch enthält im Allgemeinen viele Purine, Gemüse dagegen eher wenige. Doch es gibt Ausnahmen: Hülsenfrüchte, Spinat und Brokkoli sind für Gichtkranke ungünstig. Auch Alkohol sollte möglichst gemieden werden, denn er hemmt die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren.

Allerdings erfordert es viel Mühe, eine purinarme ­Diät konsequent durchzuhalten. Hinzu kommt, dass zahlreiche Gichtkranke von Natur aus überdurchschnittlich viel Harnsäure im Blut haben. Patienten mit wiederholten Gichtanfällen sollten den Gehalt langfristig auf sechs Milligramm pro Deziliter Blut senken, ­emp­­fiehlt die Europäische Liga gegen Rheumatismus. Um das zu erreichen, verschreibt der Arzt Wirkstoffe, die entweder die Ausscheidung von Harnsäure fördern oder deren Bildung blockieren. Die Medikamente tragen dazu bei, Schäden an Gelenken und Nieren möglichst zu vermeiden. Nierensteine können das erste Symptom einer Gicht sein.

Wichtige Ernährungstipps:

  • Schränken Sie den Konsum von Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten ein.
  • Essen Sie keine Innereien. Sie enthalten besonders viele Purine.
  • Trinken Sie wenig oder keinen Alkohol, vor allem kein Bier.
  • Meiden Sie mit Fruktose gesüßte Getränke.
  • Trinken Sie reichlich alkoholfreie Getränke, vorzugsweise Wasser.
  • Nehmen Sie Milchprodukte und Eier zu sich.
  • Bauen Sie Übergewicht allmählich ab.
  • Sollten alle diese Maßnahmen nicht ausreichen: Lassen Sie sich vom Arzt harnsäuresenkende Medikamente verschreiben.

Bildnachweis: W&B/Jörg Neisel