Hämorriden verursachen die häufigsten Beschwerden am Po. Um sicherzugehen, sollten Betroffene immer den Arzt aufsuchen

Wenn es am Allerwertesten juckt oder brennt, denken die meisten sofort an Hämorriden. Und weil das für viele ein peinliches Thema ist, gehen Betroffene zunächst einmal in die Apotheke, um dort „diskret“ ein hilfreiches Mittel zu bekommen. Doch Vorsicht: Es gibt Probleme in der Analzone, die zwar ähnliche Beschwerden verursachen wie Hämorriden, aber ganz anders behandelt werden müssen.
Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihr Apotheker ausgerechnet bei diesem unangenehmen Thema nachhakt! Er muss abklären, welche Symptome im Vordergrund stehen. Um schwerwiegende Darmerkrankungen auszuschließen, muss grundsätzlich die Frage nach Blut im Stuhl geklärt werden. Patienten mit starken Schmerzen im Analbereich werden zum Arzt geschickt.

Allergische Reaktionen möglich

Bei quälendem Juckreiz kann zum Beispiel ein Analekzem der Grund sein. Bei dieser Hauterkrankung ist die Umgebung der Afteröffnung entzündet. Das macht sich durch Juckreiz, Brennen und Nässen bemerkbar. Am häufigsten ist laut Experten das irritativ-toxische Analekzem, bei dem die Afterhaut durch austretendes Sekret gereizt wird. Die Ursache sind oft vergrößerte Hämorriden, die dazu führen, dass der After nicht mehr vollständig abgedichtet ist. Die zweithäufigste Form ist das atopische Analekzem, eine Neurodermitis, die auf den Afterbereich begrenzt sein kann. Es wird oft mit einer Pilzerkrankung verwechselt und falsch behandelt.

Das allergische Kontaktekzem schließlich wird meist durch Hämorridensalben oder feuchtes Toilettenpapier verursacht, die allergieauslösende Konservierungsmittel und Duftstoffe enthalten. Ärzte empfehlen zur feuchten Reinigung eher Einmalwaschlappen und klares Wasser. Auch lokal wirksame Betäubungsmittel wie Lidocain lösen manchmal allergische Reaktionen aus. In Form von Zäpfchen und Salben kommen sie gegen Brennen und Juckreiz zum Einsatz, können die Beschwerden aber bei einer Überempfindlichkeitsreaktion noch verstärken. Dann muss der Patient die Behandlung abbrechen und einen Arzt aufsuchen.

Sitzbäder mit gerbstoffhaltigem Eichenrindenextrakt und Salben mit Hamamelisextrakt dichten die entzündete Schleimhaut ab, Zäpfchen und Salben mit hautpflegenden Substanzen bilden einen wasserabweisenden Schutzfilm, der die gereizte Haut der Analregion beruhigt und durch einen Gleiteffekt den Stuhlgang erleichtert. Auch Risse in der Analschleimhaut heilen auf diese Weise leichter ab. Für nachts eignen sich Zäpfchen mit Mulleinlage, die an der schmerzenden oder juckenden Stelle fixiert werden können. All diese Mittel lindern zwar die Symptome, ändern jedoch nichts an der Ursache der Beschwerden.

Die Ursachen behandeln

Dies gilt auch für rezeptpflichtige Kortikoidcremes, die Proktologen bei Analerkrankungen oft kurzfristig bis zum Abklingen der akuten Entzündung verordnen. Es genügt nicht, die Symptome zu unterdrücken. Damit keine ernsthafte Erkrankung übersehen wird, muss ein Enddarmspezialist oder proktologisch ausgebildeter Hautarzt den Patienten gründlich untersuchen und die Ursache der Beschwerden behandeln. Vergrößerte Hämorriden verkleinert der Arzt durch ambulante Maßnahmen wie Veröden oder Abbinden.

Bei etwa fünf Prozent der Patienten sind sie allerdings so groß, dass operiert werden muss. Deshalb ist es wichtig, dass die Patienten frühzeitig zum Arzt gehen. Angestrengtes Pressen beim Stuhlgang und ein erhöhter Druck im Bauchraum durch Übergewicht begünstigen Hämorriden. Ballaststoffreiche Ernährung und ausreichend trinken beugen vor. Bei hartnäckiger Verstopfung helfen Präparate mit Lactulose oder Quellstoffen. Bewegung wirkt gleich doppelt: Sie bringt die Verdauung in Schwung und reduziert Übergewicht.

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