Unsere Lebensweise fördert die Entstehung von Harnsteinen. Wie Sie die Steine loswerden und der Neubildung vorbeugen

Sie bleiben oft jahrelang unbemerkt, doch wenn sie abgehen, wird es mitunter dramatisch. Die Steine, die sich in den Nieren gebildet haben, müssen dann den nur wenige Millimeter engen Harnleiter passieren, was zu heftigen Koliken führen kann. „Schlimmer als Geburtsschmerzen“, so schildern betroffene Frauen die Qual.
Rund fünf Prozent der Bevölkerung bekommen im Lauf ihres Lebens einen Nierenstein – mit steigender Tendenz. Zum überwiegenden Teil sind Nierensteine ein Zivilisationsleiden, auch wenn Betroffene zudem meist eine genetische Veranlagung dafür haben. Ein Leben im Wohlstand mit wenig Bewegung und üppigem Essen erhöht das Risiko. Noch sind mehr Männer betroffen, aber die Frauen holen auf.

Nierensteine bilden sich aus Salzen, welche die Nieren aus dem Blut filtern, um sie mit dem Urin auszuscheiden. In einem stark konzentrierten Urin können sie kristallisieren und sich zu festen Gebilden entwickeln – von winzig wie Grießkörnchen bis einige Zentimeter groß. Auch die Zusammensetzung kann variieren.

Dass sie einen Nierenstein haben, merken Betroffene meist erst, wenn er im Harnleiter steckt. Eine Nierenkolik ist in der Regel ein Notfall. Die plötzlich einsetzenden, sich wehenartig wiederholenden Krämpfe strahlen in Rücken, Leiste, Oberschenkel und Geschlechtsteile aus. Übelkeit und Erbrechen können dazukommen. Manchmal weisen aber auch nur Blut im Urin oder leichte Flankenschmerzen auf den Abgang von Steinen hin.

Steine zertrümmern

Abhängig von ihrer Lage und Größe werden die Gebilde heute auf unterschiedliche Weise entfernt. Bei einem Stein im Harnleiter gibt man manchmal weiter die starken, morphiumähnlichen Mittel, welche die Patienten gegen die akuten Schmerzen bekommen, und wartet, bis er von allein abgeht.
Der Arzt kann einen Stein im Harnleiter aber auch mithilfe eines Endoskops per Laser zerstören oder mit winzigen Körbchen und Zangen herausziehen. Sitzt der Stein weit oben im Harnleiter, wird der Arzt ihn möglicherweise mit dem Endoskop in die Niere zurückschieben. Einen Stein in der Niere kann man durch Stoßwellen so weit zerkleinern, dass er auf natürlichem Weg abgeht. Ist seine Position ungünstig für die Stoßwellenbehandlung oder ist er sehr hart, können ihn die Ärzte auch über einen Stichkanal in die Niere per Endoskop entfernen.

Eingriff unter Narkose

Während für endoskopische Verfahren eine Vollnarkose nötig ist, genügen bei der Stoßwellentherapie Schmerzmittel. Sehr selten, wenn sich ein großer Stein im Harnleiter verkeilt hat und Nierenversagen droht, muss man eine Notoperation vornehmen. Die entfernten Steine werden genau analysiert. Nach ihrer Lage und Zusammensetzung richten sich die weitere Behandlung und die Empfehlungen zur Ernährung.
Nieren- und Harnleitersteine können auch auf heilbare Stoffwechselstörungen wie eine Überfunktion der Nebenschilddrüse hinweisen oder auf Erkrankungen des Darms wie Morbus Crohn. Steine in der Blase bilden sich in der Regel dann, wenn die Blasenentleerung behindert ist, zum Beispiel bei vergrößerter Prostata.

Viel trinken

Am häufigsten finden Ärzte Kalziumoxalat-Steine als typische Wohlstandsfolge. Wer es schafft, Übergewicht abzubauen und Ernährungsfehler zu vermeiden, ist mit großer Wahrscheinlichkeit vor einem erneuten Stein gefeit. Dagegen muss jeder zweite bis dritte Betroffene, der seine Lebensweise beibehält, damit rechnen, dass sich wieder ein Stein bildet. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Obst, aber wenig Fleisch und Wurst beugt vor. Regelmäßige Bewegung wirkt Übergewicht und auch einer Steinbildung entgegen.

Werden die Nieren stets gründlich durchgespült, lässt sich das Risiko deutlich senken. Wer zu Harnsteinen neigt, sollte viel trinken: mehr als die normalerweise empfohlenen 1,5 bis zwei Liter am Tag. Wie viel genau für den Einzelnen gut ist, das sollte er mit dem Arzt besprechen. So große Trinkmengen zu schaffen ist nicht einfach. Rituale können helfen: Zum Beispiel immer ein Glas Wasser zum Kaffee trinken und Abwechslung in das Getränkeangebot bringen. Auch Suppen und Eintöpfe liefern Flüssigkeit.

Bildnachweis: Thinkstock/iStockphoto