UV-Strahlung ist der wichtigste bekannte Risikofaktor bei der Entstehung von Hauttumoren

Schuld ist unsere Sehnsucht nach Sonne: die Freizeitaktivitäten unter strahlendem Himmel, die vielen Reisen in den Süden, die Urlaube in den Tropen. In den vergangenen 40 Jahren ist die Hautkrebs-Rate deutlich gestiegen. „Die Fallzahlen haben sich bei schwarzem Hautkrebs seit den 60er-Jahren verfünffacht, bei hellem Hautkrebs sogar verzehnfacht“, sagt Professor Claus Garbe, Leiter der Sektion Dermatologische Onkologie der Universität Tübingen.
 
Besonders alarmierend sind die Daten für die verschiedenen Formen von hellem Hautkrebs, der aus den hornbildenden Zellen entsteht. Am Basalzellkarzinom erkranken nach Schätzungen der Deutschen Krebsgesellschaft 80.000 Menschen pro Jahr in Deutschland, am Plattenepithelkarzinom 16.000. Beim schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom), der sich aus den Zellen entwickelt, die das Schutz- und Bräunungspigment Melanin herstellen, sind es etwa 15.000 Neuerkrankungen.
 
Der häufigere helle Hautkrebs entsteht meist an den typischen „Sonnenterrassen“ des Kopfes, die der Strahlung besonders stark ausgesetzt sind: Nase, Stirn und Ohren. Auf der Hautoberfläche zeigt er sich oft als schorfiges Gebilde, das an eine schlecht heilende Wunde erinnert. Auch das Gewebe darunter zerstört er: Jedes Sonnenbad, das eine Rötung hervorruft, schädigt die Erbsubstanz der Hautzellen. Die Sonnenenergie reagiert dabei direkt mit dem Erbgut. Geringe Veränderungen werden von körpereigenen Reparatur-Enzymen korrigiert.
 
Versagt dieser Schutz, bleibt der Fehler im Erbgut bestehen (Mutation). „Entstehen zu viele Mutationen, geht die Zelle in den programmierten Tod. Das kann man zum Beispiel daran erkennen, dass die Haut Blasen bildet und sich ablöst“, erläutert Garbe. Beschädigte Zellen werden also zunächst entfernt, weshalb heller Hautkrebs normalerweise nicht im frühen Lebensalter auftritt. Erst wenn das Reparatursystem zu stark strapaziert wird, häufen sich dauerhafte Zellschäden an.
 
Warum schwarzer Hautkrebs entsteht, ist nicht so eindeutig. Gesicherte Risikofaktoren sind: heller Hauttyp, mehr als 50 Muttermale, viele untypische Muttermale – zum Beispiel Leberflecke, die größer sind als fünf Millimeter – und familiäre Belastung. Auch UV-Strahlung ist ein bedeutender Risikofaktor. Allerdings scheint nicht regelmäßige, sondern eher kurzzeitig intensive Bestrahlung – vor allem in Kindheit und Jugend – eine Rolle zu spielen. Sie lässt auch Muttermale entstehen. „Melanome bilden sich meist auf Hautarealen, die der Sonne normalerweise nicht ausgesetzt sind – dort also, wo diese in höheren Dosen auf unvorbereitete Haut gelangt. Bei Männern ist vor allem der Rücken betroffen, bei Frauen sind es die Beine“, sagt Garbe.
 
Verhängnisvoll wird die Bestrahlung allerdings erst, weil Pigmentzellen sehr robust sind. Denn würden sie durch die UV-Strahlung absterben, könnten sie keinen Bräunungsschutz für die Haut aufbauen. „Pigmentzellen gehen nicht unter. Sie sammeln in ihrem Erbgut die Mutationen aus der Kindheit“, erläutert Garbe. Deshalb treten Melanome manchmal schon ab dem 15. Lebensjahr und bereits gehäuft zwischen 20 und 30 auf.
 
Dass UV-Belastung in der Kindheit das Melanomrisiko erhöht, zeigen Studien an Einwandererkindern in Australien. Auch eine Untersuchung von Dr. Lori Crane von der Colorado School of Public Health in den USA dürfte vielen Familien die Freude auf unbeschwerten Sonnengenuss am Meer trüben. Sie weist nach, dass jeder Strandurlaub die Zahl von Muttermalen bei siebenjährigen Kindern um fünf Prozent erhöht – und damit das langfristige Risiko für schwarzen Hautkrebs. „Die Zahl der Muttermale ist Ausdruck des Mutationsstatus im Pigmentsystem“, erklärt Garbe. „Je mehr Muttermale da sind, umso mehr Mutationen haben bereits stattgefunden.“ Mit der Zahl neuer Muttermale steigt das Risiko einer unkontrollierten Zellvermehrung. Läuft diese irgendwann aus dem Ruder, entsteht ein Melanom – eine der aggressivsten Krebsformen. Es kann in tiefere Hautschichten einwachsen und seine gefährliche Zellfracht über die Blutgefäße in der Lederhaut in andere Organe wie Gehirn und Lunge streuen.
 
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