Wenn Kinder auf Pollen allergisch reagieren, werden Frühling und Sommer oft zur Qual

Jetzt schwirren sie wieder durch die Luft, setzen sich auf die Schleimhäute und machen kleinen und großen Allergikern das Leben schwer: Pollen. Es jucken und tränen die Augen, die Nase läuft, und ein Niesanfall folgt dem nächsten. Ein kleiner Trost: Die Jüngsten bleiben vom Heuschnupfen in der Regel verschont. Meist tritt er erst ab dem dritten, vierten Lebensjahr auf.
 
Auslöser sind in erster Linie Gräser und Baumpollen. An sich harmlose Substanzen. Aber: „Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem verstärkt darauf“, erläutert Professor Albrecht Bufe von der Ruhr-Universität Bochum. Genau dies passiert bei immer mehr Menschen. Inzwischen leidet, so der Ärzteverband Deutscher Allergologen, jeder dritte Deutsche an einer allergischen Erkrankung. „Den Grund für diese Entwicklung kennen wir letztlich nicht“, sagt Bufe.
 
Eine Erklärungsmöglichkeit, die viele Experten unterstützen, ist die „Hygiene-Hypothese“. Diese geht davon aus, dass die Zunahme von Allergien in westlichen Ländern mit dem dortigen Lebensstil zusammenhängt: Weil die meisten Menschen sehr auf Sauberkeit achten, kommen sie kaum noch mit einem breiten Spektrum an Mikroben und deren Ausscheidungen in Kontakt. Damit fehlt dem Immunsystem aber ein Trainingspartner, an dem es seine Fähigkeiten erproben kann – auch schon im frühen Kindesalter.
 
Sogenannte Bauern-Studien untermauern diese Annahme. Sie zeigen: „Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen und sich im ersten Lebensjahr dort mit Substanzen wie Keimen und Pflanzenstoffen auseinandersetzen müssen, leiden seltener an Allergien als ihre Altersgenossen“, erklärt Bufe. Auch in Ländern wie etwa Ghana, wo die Menschen unter anderen Bedingungen leben und viele Parasiteninfektionen durchmachen, seien Allergien weniger verbreitet.
 
Natürlich soll niemand auf sämtliche Hygienestandards verzichten. Experten raten aber etwa bei der normalen Haushaltsreinigung von antibakteriellen oder desinfizierenden Putzmitteln ab. Doch nicht nur äußere Faktoren spielen eine Rolle. Die Veranlagung zur Allergie wird auch vererbt. „Leiden beide Eltern an derselben allergischen Krankheit, beträgt die Wahrscheinlichkeit bis zu 75 Prozent, dass auch das Kind erkrankt“, sagt Bufe.
 
Auf jeden Fall gilt: Hat Ihr Kind Heuschnupfen, sollten Sie frühzeitig etwas dagegen tun. Sonst kann es zum sogenannten Etagenwechsel kommen. Das heißt, die Erkrankung steigt aus der Nase in die Bronchien hinab. Bufe: „Wird der Heuschnupfen nicht behandelt, entsteht bei rund 40 Prozent der Patienten Asthma.“
 
Bildnachweis: Jupiter Images GmbH/Goodshot