Was lindert am effektivsten die lästigen Heuschnupfen-Symptome? Medikamente und Immuntherapien können schon Kindern helfen

Gar nicht so einfach zu erkennen, ob ein Kind an Heuschnupfen leidet. Zumindest für Eltern. Schließlich ähneln die Krankheitszeichen denen einer Erkältung. „Aber oft fehlen weitere Symptome wie Fieber oder Husten“, sagt der Allergologe Dr. med. Torsten Uhlig. Er ist Allergologe, Pneumologe und Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Rosenheim. Ein weiterer Anhaltspunkt: Die Symptome treten nur in bestimmten Situationen auf – zum Beispiel nach dem Spielen im Garten. „Schreiben Sie ein Symptom-Tagebuch“, rät Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund.

Bei Verdacht auf Heuschnupfen sollte Ihr Kind zum Arzt. Er wird Ihr Kleines auf Allergien testen: entweder, indem er das Blut auf bestimmte Antikörper hin überprüft, oder mit einem Pricktest. „Dieser wird meist erst bei Kindern ab vier oder fünf Jahren angewandt“, sagt Schwalfenberg. Er kann unangenehm sein, da die Haut ein wenig eingestochen wird, um anschließend die Allergene aufzutropfen. Für die Diagnose betrachtet der Arzt auch die gesamte Krankengeschichte. Steht fest, dass es sich tatsächlich um Heuschnupfen handelt, gibt es verschiedene Therapien:
 
Antihistaminika bekämpfen die Symptome. Mittel dieser Gruppe gibt es als Nasensprays, Augentropfen, Tabletten und Säfte. Sie blockieren im Körper die Wirkung des Botenstoffs Histamin, der unter anderem für den Juckreiz verantwortlich ist. Die Mittel sind oft schon für Zweijährige zugelassen. Neuere Antihistaminika machen auch nicht mehr so müde wie die älteren Medikamente.
 
Seltener werden Mastzellen-Stabilisatoren wie Cromoglicinsäure oder Nedocromil verordnet, die langsamer wirken. Heuschnupfen ruft eine Entzündungsreaktion im Körper hervor. Kortison lindert diese am besten. „Die Präparate haben heute kaum noch Nebenwirkungen“, sagt Professor Albrecht Bufe von der Ruhr-Universität Bochum. Lediglich bei Langzeittherapien oder Tablettenbehandlungen kann beispielsweise Bluthochdruck oder verzögertes Wachstum auftreten.
 
Die Immuntherapie oder Hyposensibilisierung geht die Allergie-Ursache an. Das Prinzip: „Man gibt Allergene in ansteigender Konzentration und versucht so, das Immunsystem zu überlisten“, erklärt Bufe. Empfohlen wird dies für Kinder ab fünf Jahren. Dabei spritzt der Arzt regelmäßig die Allergene: drei Jahre lang, anfangs wöchentlich, dann monatlich. „Das ist mit viel Piksen verbunden, da kommt man bei jüngeren Kindern leicht an Grenzen“, sagt Uhlig.
 
Angenehmer wären Tabletten oder Tropfen. Doch: Tabletten gibt es nur für Gräserpollen-Allergiker. Tropfen werden nicht uneingeschränkt empfohlen. „Es gibt zu wenige Studien“, so Uhlig. „Zudem muss man die Tropfen eine Minute unter der Zunge halten. Das schaffen die wenigsten Kinder.“ Meist treten bei einer Immuntherapie – wenn überhaupt – nur lokale Nebenwirkungen auf, etwa eine anschwellende Einstichstelle. Aber es besteht auch ein geringes Risiko für einen allergischen Schock. Daher gehört die Therapie in die Hand eines Allergologen.
 
Bei bis zu 80 Prozent aller Heuschnupfen-Patienten verbessern sich laut Bufe die Symptome nach einer Therapie deutlich. Bis zu 15 Prozent gelten sogar als geheilt. Was beugt Allergien vor? Vor allem eines: Stillen in den ersten vier Monaten. „Das ist die einzige Maßnahme, deren Wirkung wissenschaftlich belegt ist“, sagt Bufe. Babys mit einem erhöhten Allergierisiko erkranken so bis zu 50 Prozent seltener.
 
Kann die Mutter eines allergiegefährdeten Kindes nicht stillen, sollte sie auf Säuglingsnahrung mit hochhydrolisierten Kuhmilcheiweißen ausweichen, rät Bufe. Vielleicht lässt sich auch irgendwann gegen Heuschnupfen impfen.
 
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