Sie verursachen selten Schmerzen, sind aber eine Gefahr für das Gebiss. Oft hilft nur eine Operation

Es gibt Überraschungen, auf die wir gut verzichten könnten. So entdecken Zahnärzte bei beschwerdefreien Patienten auf routinemäßig aufgenommenen Röntgenbildern nicht selten Zysten im Kieferknochen. Dabei handelt es sich um Hohlräume im Kiefer, die von einer Bindegewebskapsel umgeben und mit einer zähen Flüssigkeit gefüllt sind.

Zysten können sich an kranken Zähnen bilden, oft an solchen, deren Wurzel behandelt wurde. Es gibt aber auch Zysten, die an noch nicht durchgebrochenen Zähnen, etwa Weisheitszähnen, entstehen. Sie entwickeln sich aus Epithelzellen, die sich in dem Zahnsäckchen befinden. Das Tückische an Zysten: Ohne Behandlung wachsen sie immer weiter. Denn je mehr Flüssigkeit sich in ihnen ansammelt, desto größer werden sie.

Millimeterweise verdrängen sie dabei den umliegenden Kieferknochen und stoßen gegen gesunde Zähne, was Patienten als Drücken wahrnehmen können. Bei sehr gro­ßen Exemplaren wird sogar eine Wölbung nach außen sichtbar, und eventuell ist ein Knistern aus dem Knochen hörbar. Unbehandelt kann es zu Zahn- und Nervenschäden oder Knochenverformungen bis hin zu einem Kieferbruch kommen. Richtig gefährlich wird es, wenn Bakterien in die Zyste gelangen und eine Vereiterung hervorrufen. Die Erreger streuen in den ganzen Körper und können Organe wie Herz und Nieren infizieren.

Um schlimme Folgen zu verhindern, muss die Zyste häufig operativ entfernt werden. Bei Zysten, die an einer Wurzel sitzen, muss meist der Zahn gezogen werden. Wenn die entstehende Lücke im Knochen sehr groß ist, kann der Chirurg sie mit Knochen oder Knochenersatzmaterial auffüllen. Nach etwa einer Woche ist die Wundheilung so weit abgeschlossen, dass der Zahnarzt die Fäden ziehen kann. Bis sich der Kieferknochen wieder vollständig nachgebildet hat, können aber einige Jahre vergehen.

Schmerzen oder Beschwerden bestehen in dieser Phase nicht mehr, allerdings sind Nachkontrollen erforderlich, da Zysten wiederkommen können. Eventuell schneidet der Chirurg die Zyste auch nur an, sodass sich die Flüssigkeit entleeren kann. Gesunder Knochen kann dann langsam in den Hohlraum hineinwachsen. Dieser schonendere Eingriff hat den Vorteil, dass er den Patienten weniger belas­tet und das Risiko für Schäden an benachbarten Zähnen, Nerven und an Nasen- und Kieferhöhlenboden geringer ist. Bei einer unvollständigen Zystenentfernung sind besonders engmaschige Nachkontrollen nötig, um sicherzugehen, dass es nicht erneut zu einem Wachstum kommt.

Generell raten Experten, das Gebiss regelmäßig mittels Röntgenbildern kontrollieren zu lassen. So können frühzeitig Veränderungen festgestellt und durch eine Behandlung größere Schäden vermieden werden. Die Kassen übernehmen im Regelfall die Kos­ten für eine Aufnahme pro Jahr. Zysten treten bei Männern häufiger auf. Dies könnte daran liegen, dass sie meist weniger auf ihr Gebiss achten als Frauen. Das Gute an Zysten ist: Sie wachsen in der Regel nur sehr langsam, sodass es meistens dauert, bis ernste Probleme auftreten.

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