Von wegen streichelweich – manchmal spannt und juckt unsere schützende Hülle. Das hilft ihr jetzt
Jeder kennt das: Nach dem Waschen fühlt sich die Haut an, als sei sie ein bisschen zu klein. Normalerweise hält dieser Zustand nur etwa 15 Minuten an und lässt von selbst wieder nach. Bei etwa 14 Prozent der Bevölkerung spannt die Haut jedoch weiter. Sie sieht knittrig und rau aus, ist schuppig und entzündlich. Der Grund: Sie besitzt zu wenig Feuchthaltefaktoren. Zusätzlich fehlen ihr Fette.
Zu viel des Guten
Die Ursache ist oft zu häufiges Waschen. „Jeder Kontakt mit Wasser stört die fein ausgeklügelte Fett-Feuchtigkeits-Balance“, erklärt Professor Dr. Uwe Reinhold, Leiter der Dermatologischen Abteilung des Medizinischen Zentrums Bonn. Heißes Wasser und scharfe Reinigungsmittel beschleunigen den Prozess. Auch wer sich regelmäßig direkter Sonne aussetzt oder Cremes verwendet, die nicht reichhaltig genug sind, überfordert die Haut.
In manchen Fällen, zum Beispiel bei Neurodermitis, ist sie gar nicht in der Lage, bestimmte Fette zu bilden. Außerdem wird unsere schützende Hülle im Alter auf natürliche Weise trockener. Auch Erkrankungen wie Diabetes setzen ihr zu. Trockene Haut braucht immer Hilfe von außen. Hautärzte wie Reinhold empfehlen zum Waschen deshalb milde Reinigungslösungen oder seifenfreie Syndets, die wenig entfetten und deren pH-Wert dem der Haut entspricht.
Sanfte Reinigung aus der Apotheke
Superschonend spülen Duschbäder mit Zusätzen von Panthenol, Glycerin und rückfettenden Ölen den Schmutz von der Haut. Wer seinen Körper lieber in die Wanne taucht, sollte ein Ölbad verwenden. Damit dessen pflegender Film erhalten bleibt, beim Aussteigen aus der Wanne nur kurz abduschen und mit dem Badetuch abtupfen. Trockene Teints nehmen das Waschen mit Lotionen, die Kokos- oder Zuckertenside enthalten, am wenigsten übel. In der Apotheke gibt es sanfte Reinigungsfluids, die die Haut auch ohne Wasser säubern.
Ob Gesicht oder Körper, bei trockener Haut gilt: nach jedem Waschen eincremen – am besten mit Emulsionen, die Lipide, Wasser und feuchtigkeitsbindende Substanzen zugleich liefern. „Um die angegriffene Haut nicht zu reizen, sollten Sie Cremes ohne Duftstoffe verwenden, die mit wenigen Inhaltsstoffen und besonders verträglichen Emulgatoren auskommen“, rät Reinhold. Aufbauhilfe braucht die Haut vor allem an Stellen, die Wind und Wetter ausgesetzt sind, wie Wangen und Hände, oder die stark strapaziert werden, wie Knie oder Ellenbogen.
Die beste Pflege für jedes Körperteil
Wangen: Ob Sonne oder Schnee, klare Luft oder Smog: Das Gesicht ist stets äußeren Einflüssen ausgesetzt. Wasser-in-Öl-Emulsionen mit hautverwandten Lipiden und Feuchtigkeitsspendern stabilisieren den Säureschutzmantel und machen die Haut widerstandsfähiger. Rötet sie sich und brennt unangenehm, gönnen Sie ihr ein 15-minütiges Pflege-Extra mit Thermalwasser, als Feuchtigkeitsmaske oder Thermalkompresse. Auch ein Feuchtigkeitsserum mit Liposomen, Ceramiden und Glyzerin lässt Spannungsgefühle vergessen. Tragen Sie es vier Wochen lang unter der Tages- und Nachtcreme auf.
Lippen: Ohne Talg- und Schweißdrüsen und nur mit einer ultradünnen Hornschicht (ein zwanzigstel Millimeter!) ausgestattet, neigt die Lippenhaut besonders dazu, auszutrocknen. Vor allem an kalten und windigen Tagen ist sie auf lipidreiche Pflege zum Beispiel mit rückfettender Sheabutter, Ceramiden und Glyzerin angewiesen, sonst springt sie auf. Ist Ihnen das schon passiert? Pflegestifte mit entzündungshemmendem Süßholzwurzel-Extrakt, Omega-Fettsäuren und Bisabolol regenerieren feine Einrisse und angegriffene Mundwinkel.
Hände: Auf den Innenflächen fehlen Talgdrüsen, außen besitzt die Haut ein Zehntel weniger Hornschichtlipide als im Gesicht. Logisch, dass häufiges Waschen die Hände austrocknet. Gegenstrategie: Verwenden Sie alkalifreie Waschstücke oder rückfettende Arztseifen. Handcremes mit fünf Prozent Harnstoff (Urea) beseitigen Einrisse der Fingerkuppen und Nagelhaut, glätten und befeuchten. Schutzcremes mit UV-Filter und Vitamin E halten die Handrücken länger jung. Rezepturen mit Sheabutter und Bienenwachs machen selbst Maurerhände wieder weich: dazu die Creme millimeterdick auftragen, Baumwollhandschuhe überziehen und über Nacht wirken lassen.
Rücken: Er besitzt jede Menge Talgdrüsen und trocknet deshalb nicht so schnell aus. Damit das so bleibt: am besten beim Duschen nur rückfettende Gele ohne Seife und Duftstoffe verwenden. Wer mag, kann die Haut gelegentlich mit einem Peeling klären. Hinterher genügt ein Körperfluid, etwa mit Panthenol, Vitamin E und Retinol.
Knie: Untersuchungen belegen: Dürrezonen wie die Knie enthalten bis zu 50 Prozent weniger Harnstoff (Urea). Diesen Mangel können Sie mit hochprozentigen Urea-Cremes beheben.
Schienbeine: An den Schienbeinen ist die Haut extrem dünn und reißt leicht ein. Hier hilft ein hochwertiges Körperöl oder eine Lotion. Schuppt die Haut, schalten Sie einen Pflegegang höher: Ein Repair-Balsam mit Bisabolol und Panthenol stoppt das unangenehme Hautgefühl.
Füße: Sie werden in Schuhe eingezwängt, bekommen keine Luft. Ergebnis: Die Sohlen fühlen sich schnell pergamentartig an. Dagegen hilft nur Cremen. Ein Fußpeeling steigert den Pflege-Effekt! Basiscremes begrenzen den Wasserverlust. Kratzige Fersen und Ballen werden auch mit Wollwachs (Lanolin) wieder streichelweich. Hat sich Hornhaut gebildet, sind Produkte mit hornhautlösender Salicyloder Milchsäure genau richtig.
Oberarme: Die Streckseiten der Arme fühlen sich oft rau an. Ein Peeling mit Wachskügelchen glättet. Anschließend hilft eine Repair-Körpercreme, die Sheabutter und Squalan enthält. Auch Körperemulsionen mit Oliven-, Kokos-, Sesam- und Färberdistelöl pflegen sehr trockene Haut. Körperemulsionen auf Basis einer „Cold Cream“ machen darbende Haut satt. Fragen Sie in der Apotheke danach.
Ellenbogen: Körperpeelings mit grobem Meersalz lösen die harte Haut. Wer lieber salbt statt rubbelt, beseitigt leichte Verhornungen mit einer Creme, die zehn Prozent Harnstoff (Urea) enthält. Oder Sie verwenden eine Mousse, die die Haut zusätzlich mit Glyzerin, Nachtkerzenöl und entzündungshemmendem Allantoin päppelt.
Bildnachweis: W&B/Purucker