Warum haben kleine Kinder eigentlich so oft O- und X-Beine? Ein Kinderorthopäde gibt Antwort

Wenn Kinder zu laufen beginnen, fällt es Eltern plötzlich auf: Ihr Kleines hat O-Beine! Das ist kein Grund zur Sorge, denn O-Beine sind bei Kleinkindern bis etwa drei Jahre ganz normal. „Durch das Aufrichten und Laufen ändert sich die Belastung der Beine, sie müssen nun mehr Gewicht tragen“, sagt Dr. Joachim Lauen, der die Kinderorthopädie am Klinikum rechts der Isar in München leitet. Der breite Watschelgang gibt kleinen Laufanfängern Stabilität und Sicherheit.

Mit etwa vier Jahren verwandeln sich O- oft in X-Beine. Das heißt, die Füsse stehen etwas auseinander, wenn die Beine gestreckt und die Knie aneinandergelegt sind. Der Körper muss sich erst an den aufrechten Gang anpassen. Dabei spielen Faktoren wie Alter, Größe, Gelenk- und motorische Entwicklung eine Rolle. Mit etwa acht Jahren sind die Beine in der Regel geradlinig. Da hinter X-Beinen aber auch eine Fehlentwicklung der Hüften stecken kann, sollte ein Arzt das Kind frühzeitig untersuchen.

Auch die Füße der Kleinen verändern sich noch. So haben Kinder anfangs meist Plattfüße. Aus einfachem Grund: Babys und Kleinkinder besitzen mehr Fettpolster unter den Fußsohlen als ältere Kinder. Aufmerksam sollten Eltern aber werden, wenn sich bei den Kleinen Knickfüße zeigen. Dann ist die Fußmuskulatur zu schwach, die Füße knicken nach innen ein. Die beste Therapie: Bewegung. „Die Kleinen sollten viel auf unebenem Boden laufen, balancieren, springen und hüpfen“, rät Lauen.

Machen Sie sich Sorgen, dass sich Füße oder Beine Ihres Kleinen nicht richtig entwickeln, sollten Sie sich an einen Kinderorthopäden wenden. Er wird prüfen, ob tatsächlich eine krankhafte Veränderung vorliegt. „Dann kann beispielsweise eine Wachstums- oder Stoffwechselstörung oder eine Erkrankung der Wirbelsäule dahinterstecken“, so Lauen. In vielen Fällen lässt sich dies therapieren.

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