Tabletten, Zäpfchen, Tropfen oder doch lieber eine Salbe? Eine Übersicht über die wichtigsten Arzneiformen und ihre Eigenheiten

Medikamente werden in den unterschiedlichsten Arzneiformen angeboten. Neben Tabletten sind beispielsweise ­Kapseln, Tropfen, Säfte, Zäpfchen und Salben auf dem Markt. Die größte Auswahl haben Patienten bei den Schmerzmitteln, von denen es manche auch in Form von Brausepulver, Kau- und Trinktabletten oder eingebettet in Wirkstoffpflaster gibt.

„Welche Darreichungsform geeignet ist, hängt zunächst von der Situation ab, in der sich der Patient befindet, also ob er ein Glas Wasser zur Verfügung hat oder ob er unterwegs ist“, erklärt Apotheker Dr. Wolfgang Kircher, Mitglied der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker, aus dem oberbayerischen Peißenberg. Zudem sind persönliche Vorlieben und eventuelle Handicaps zu berücksichtigen: „Manche Patienten haben Schluck­­beschwerden und daher Probleme, Tabletten einzunehmen.“ Häufig entscheidet aber der Arzt, weil die Therapie eine bestimmte Arzneiform erfordert. Doch jede Darreichungsvariante hat ihre Eigenheiten, die bei der Anwendung beachtet werden sollten. Experte Kircher gibt Patienten die wichtigsten Tipps, damit die Arzneimittel auch optimal wirken:

Tabletten
Die wohl am weitesten verbreitete Darreichungsform. Der Wirkstoff ist mit Hilfsstoffen, zum Beispiel Milchzucker, vermischt und gepresst. Dragees sind zusätzlich mit einer Zuckerschicht überzogen. Manche Präparate gibt es auch als Kautabletten. Sie eignen sich vor allem für unterwegs, wenn das Wasser zum Hinunterspülen fehlt. Eine Spezialvariante sind Retardtabletten. Sie setzen den Wirkstoff über den ganzen Tag verteilt frei und geben ihn an den ­Körper ab. Daher genügt oft eine Tablette täglich, am besten morgens auf nüchternen Magen. ­Die meisten Retardpräparate darf man nicht teilen oder zerkauen, sondern nur im Ganzen schlucken, da sonst die Langzeitwirkung verloren geht. Bitte nicht wundern: Manche ­­Retardtabletten werden scheinbar unverändert mit dem Stuhl ausgeschieden. Dennoch haben sie den Wirkstoff an den Körper abgegeben.
Tipp: Tabletten immer mit viel Flüssigkeit einnehmen, am besten mit einem ganzen Glas Wasser. Das verbessert die Verträglichkeit und sorgt dafür, dass die Wirkung besonders schnell eintritt. Kautabletten möglichst fein zerkauen, dann sind sie besser verträglich.

Kapseln
Manche Wirkstoffe lassen sich aus chemisch-physikalischen Gründen nur schwer in Tablettenform pressen. Kapseln können bei Bedarf in jeder Apotheke ­hergestellt werden. Sie sind zwar oft größer als ­Tabletten, aber ­meist ­leichter zu schlucken. Zudem gibt es Weichkapseln, die eine ölige Wirkstofflösung enthalten.
Tipp: Ebenfalls mit einem großen Glas Wasser schlucken, damit sie die Speiseröhre schnell passieren und den Wirkstoff im Magen freisetzen können.

Brausezubereitungen
Sie sind ideal für große Wirkstoff­mengen, die nicht als Tablette geschluckt werden können. Außerdem nehmen manche Menschen Arznei­mittel lieber flüssig zu sich. Positiver Nebeneffekt: Gleichzeitig erhält der Körper ausreichend Flüssigkeit.
Tipp: Brausetabletten nicht offen aufbewahren, da sie sich sonst aufgrund der Luftfeuchtigkeit zersetzen können.

Zäpfchen
Sie eignen sich besonders für Kinder, Pflegebedürftige und Menschen mit Schluckstörungen. Nachteil: Die Aufnahme des Wirkstoffs schwankt relativ stark. Zudem werden Zäpfchen manchmal als unangenehm empfunden.
Tipp: Am besten mit der stumpfen Seite voran einführen, dann gleiten sie besser in den Darm. Eventuell mit etwas Wasser befeuchten. Wenn man bei Kindern nach dem Einführen die Pobacken etwas zusammendrückt, kann dies verhindern, dass sie das Zäpfchen wieder herausdrücken.

Tropfen und Säfte
Flüssigkeiten lassen sich individueller dosieren und wirken meist schneller als feste Arzneien. Allerdings kommt es oft zu Fehldosierun­gen. Wird ein Fläschchen falsch ­gehalten, kann sich das Tropfenvo­­lu­men und damit die Dosis um bis zu 25 Prozent verringern.
Tipp: Lassen Sie sich in der Apotheke die richtige Anwen­­dung erläutern. Hilfreich sind Dosierspritzen, die man gegebenenfalls vom Apotheker bekommt.

Salben, Cremes und Gele
Vor allem Hauterkrankungen werden meist mit Salben oder Cremes behandelt. Auch bei rheumatischen Beschwerden können solche äußerlichen Zubereitungen helfen Tipp: Schmerz- und Rheumasalben immer gut einmassieren, damit die Wirkstoffe besser in die tieferen Hautschichten eindringen. Die Hände nach der Anwendung unbedingt gründlich mit Seife waschen.

Pflaster mit Wirkstoffen
Sie geben den Arzneistoff langsam und konstant über den Tag verteilt durch die Haut an den Körper ab.
Tipp: Auf eine unversehrte und nicht zu stark gereinigte Hautstelle kleben und ausreichend lange andrücken. Verhindern Sie jedes Erwärmen (Sonnenbad, Sauna usw.), da sonst der Wirkstoff zu schnell frei­gesetzt wird. Nach dem Entfernen sollte man das Pflaster zusammengeklebt und kinder­­sicher entsorgen. Ein neues Pflas­ter möglichst an einer anderen Körperstelle aufkleben.

Bildnachweis: W&B/Simon Katzer