Noch immer werden Antibiotika teilweise zu oft und mitunter falsch eingesetzt. Das fördert Resistenzen

Dass Antibiotika bei viralen Infekten nicht helfen, ist vielen Menschen noch immer nicht bewusst. Viel zu oft kommen die ­Medikamente, die als Waffe gegen Bakterien unersetzlich sind, auch bei Infekten der oberen Atemwege zum Einsatz. Solche Erkrankungen werden aber in den meisten Fällen durch Viren ausgelöst. Antibiotika sind dann machtlos. Ihr unnötiger Einsatz kann aber dazu führen, dass krank machende Bakterien im Lauf der Zeit Mechanismen entwickeln, um sich vor den Antibiotika zu schützen – sie werden resistent.

Die Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie in Bonn berichtet, dass bundesweit rund 30 Prozent ­aller Patienten mit Atemwegsinfek­tionen mindestens eine Antibiotikaverordnung erhielten. Fakt sei, so die Gesellschaft, dass bakterielle Krankheitserreger wie Staphylococcus aureus, Escherichia coli und Enterokokken in den vergangenen 10 bis 15 Jahren unempfindlicher gegen Antibiotika geworden seien. Deshalb falle es Medizinern zunehmend schwerer, die von diesen Erregern ausgelösten Krankhei­ten zu behandeln.

Nur auf ärztliche Verordnung
Die Paul-Ehrlich-Gesellschaft appelliert an die Patienten, nicht auf einer Antibiotika-Verordnung bei Infektionen der oberen Atemwege zu bestehen, wenn der Arzt sie nicht für nötig hält. Ist sie jedoch erforderlich, sei es wichtig, die Einnahmehinweise strikt zu befolgen. Antibiotika werden vom Patienten leider oft eigenmächtig unterdosiert. Gerade bei Kindern reduzieren manche Eltern die Dosis. Was gut gemeint ist, kann aber grundfalsch sein. Wie viele Tabletten der Patient zu welcher Tageszeit einnehmen muss, erklärt der Apotheker bei der Abgabe.

Sehr wichtig ist auch die Dauer der Behandlung. Viele Patienten sind der Meinung, das Antibiotikum müsse so lange genommen werden, bis die Packung leer ist. Das kann aber manchmal auch zu kurz sein. Grundsätzlich sind Antibiotika so lange einzunehmen, bis der Patient beschwerdefrei ist – plus zwei bis drei Tage im Anschluss. Ein zu frühes Abbrechen der Behandlung ist ebenso wie die Unterdosierung ein großer Risikofaktor für Resistenzen. Die genaue Therapiedauer legt der Arzt fest. Vereinzelt sind Antibiotika auf dem Markt, die nur ein bis drei Tage lang eingenommen werden müssen. Umso wichtiger ist es, die Therapie genau mit ihm zu besprechen.

Auf Wechselwirkungen achten
Patienten, die noch auf andere Medikamente angewiesen sind, sollten das dem Apotheker mitteilen. Er kann sagen, ob mit Wechselwirkun­gen zu rechnen ist und wie sie sich verhindern lassen.
Wenn im Rahmen der Antibiotikabehandlung Nebenwirkungen auftreten, können oft zusätzliche Medikamente Abhilfe schaffen. So klagt etwa jeder vierte bis fünfte Patient über Durchfall. Vorbeugend helfen daher manchmal probiotische Arzneimittel. Belastet der Durchfall oder kommen Krämpfe oder Blut im Stuhl dazu, muss unbedingt der Arzt aufgesucht werden.

Viele Antibiotika können insbesondere zu Beginn der Einnahme durch Kopfschmerzen und Schwindel auch das Reaktionsvermögen einschränken. Aus diesem Grund raten Ärzte und Apotheker den Patien­ten, erst dann wieder Auto zu fahren, wenn sicher ist, dass sie das Medikament gut vertragen.

Generell gelten Antibiotika als schnell wirksame und zuverlässige Arzneimittel. Innerhalb der ersten 48 Stunden sollte der Patient eine deutliche Besserung spüren. Zeigt ein Antibio­tikum nach drei Tagen noch keine deutliche Wirkung, sollte der Arzt erneut aufgesucht werden. Vielleicht ist der Wirkstoff nicht geeignet, oder es war eben doch „nur“ ein Virus.

Tipps zur richtigen Einnahme

  • Antibiotika und andere Arzneimittel grundsätzlich mit einem großen Glas Leitungswasser einnehmen. So treten keine Wechselwirkungen mit der Flüssigkeit auf, und es kommt nicht so leicht zu Schäden an der Speiseröhre.
  • Milchprodukte und andere Nahrungsmittel können die Wirksamkeit mancher Stoffe mindern. Am besten den Apotheker fragen.
  • Einige Antibiotika machen die Haut extrem lichtempfindlich. Sonnenbäder während der Behandlung sind dann tabu.
  • Bleiben nach Ende der Therapie noch Tabletten übrig, sollten sie gut verpackt als Restmüll entsorgt werden. Nicht verwendete Antibiotika dürfen auf keinen Fall bei der nächsten „ähnlichen“ Erkrankung eigenmächtig eingenommen werden.

Bildnachweis: W&B/Forster & Martin