Regelmäßige Reinigung ist nicht nur aus optischen und hygienischen Gründen wichtig. Sie hilft auch, Krankheiten zu vermeiden

Zweimal täglich drei Minuten Zähne putzen! Diese Formel beherrschen schon die Kleinen im Kindergarten. Das Mundhygiene-Programm für Fortgeschrittene umfasst jedoch mehr als bloßes Zähneputzen. Wer sich dauerhaft gesunde Zähne und frischen Atem wünscht, sollte auch regelmäßig die Zunge schaben (befreit von bakteriellen Belägen), zwischen den Zähnen fädeln (zur Reinigung der Zwischenräume) und gurgeln (gegen Mundgeruch).

Solche Rundum-Pflege verhindert, dass sich Krankheitskeime im Übermaß vermehren, die Karies (Zahnfäule) und Parodontitis (chronische Entzündung des Zahnhalteapparats) verursachen können. „Manche Bakterien ernähren sich von Speiseresten und wandeln deren Zucker in Säure um, die die Zähne angreift“, erklärt die Kölner Zahnärztin Frauke Chervatin-Rößler. Daraus kann sich Karies entwickeln.
 
Eine Parodontitis entsteht infolge einer durch Bakterien ausgelösten Zahnfleischentzündung, fachmedizinisch Gingivitis, und der Immunantwort des Körpers darauf. Dabei spielen genetische und andere Risikofaktoren wie zum Beispiel Rauchen eine Rolle. Wird eine Parodontitis nicht behandelt, greift sie mit der Zeit den Zahnhalteapparat an: Das Zahnfleisch schwindet, und der Zahnknochen wird zerstört.

Möglicherweise haben Mundkeime aber noch viel schwerwiegendere Auswirkungen. So fanden Wissenschaftler der Universität Kiel Streptokokken aus der Mundflora, die zu den Hauptverursachern von Parodontitis gehören, auch in Herzkranzgefäßen von Infarktpatienten.
 
„Bislang lässt sich allerdings nicht mit Bestimmtheit sagen, ob diese Bakterien aus der Mundhöhle tatsächlich direkt und ursächlich für die Herzkrankheit verantwortlich sind“, schränkt Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, ein. „Man weiß aber, dass Parodontitis-Patienten ein erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko haben.“
 
Die perfekte Ausstattung:

  • Zahnbürste

Speisereste und den Bakterienfilm auf den Zähnen sollten wir mindestens zweimal am Tag entfernen, indem wir die Zähne jeweils mindestens drei Minuten lang putzen. Dafür reicht in den meisten Fällen eine weiche oder mittlere Bürste aus. Harte Bürsten und starkes Drücken können den Zahnschmelz schädigen. Ein Warnsignal: Stehen die Borsten nach wenigen Putzgängen schon stark ab, ist der Druck zu hoch. Ob Ihnen eine „handbetriebene“ oder eine elektrische Zahnbürste besser taugt, müssen Sie ausprobieren. Ältere Menschen kommen mit einer elektrischen oft besser zurecht.
 

  • Zahnpasta

Wichtigster Bestandteil der Zahnpasta ist das Fluorid, das den Zahnschmelz stärkt. „Die Zufuhr von Fluoriden ist einer der Hauptgründe dafür, dass Karies in Deutschland zurückgegangen ist“, erklärt Zahnmediziner Oesterreich. Neben ihrer schäumenden und reinigenden Wirkung sorgen Zahnpasten dafür, dass der Atem frisch bleibt.
 

  • Interdentalbürste

„Mit einer Interdentalbürste reinigt man auch dort, wo die normale Zahnbürste nicht hinkommt“, sagt Expertin Chervatin-Rößler. Die Bürstchen sind so schmal, dass man mit ihnen auch die Zahnzwischenräume erreicht, wo zahlreiche Bakterien leben. „Der Vorteil: Man braucht weniger Geschick als beim Umgang mit Zahnseide“, erklärt Chervatin-Rößler.
 

  • Zahnseide

Während die Bürste nur über die Zahnflächen schrubbt, erreicht man mit Zahnseide auch die Zwischenräume. „Dort lagern sich oft Speisereste und Beläge ab – ein guter Nährboden für Bakterien“, sagt Chervatin-Rößler. Und so funktioniert es: Etwa einen halben Meter Zahnseide entnehmen und die Enden um die Mittelfinger wickeln, bis nur noch ein etwa vier Zentimeter langer Faden zwischen den Fingern verbleibt. Anschließend das Stück zwischen Daumen und Zeigefinger straffen und damit in jedem Zahnzwischenraum hinauf- und hinunterfahren, ohne in das Zahnfleisch zu schneiden. Ist die Seide schmutzig, ein sauberes Stück vom Mittelfinger nachrollen.
 

  • Mündspülungen

„Mundspülungen sind sinnvoll, wenn man eine akute Entzündung im Mund hat“, erklärt die Zahnärztin. Die Spülungen unterstützen den Heilungsprozess, indem sie die entzündete Stelle desinfizieren. Zur täglichen Mundpflege sind Mundwässer mit hoch dosiertem Chlorhexidin nach Angaben von Zahnärzten aber eher ungeeignet. Sie können bei andauernder Benutzung das Gleichgewicht der Mundflora durcheinanderbringen und sollten nur nach Anordnung eines Zahnarzts eingesetzt werden.
 

  • Mittel gegen Reizungen

Sind Zahnfleisch oder Mundschleimhäute entzündet, lässt sich die Reizung mit speziellen Präparaten aus der Apotheke behandeln. Solche Mittel enthalten Salbei, Thymian, Rhabarber oder Kamille. Sie fördern die Wundheilung, wirken desinfizierend und lindern den Schmerz. Allerdings seien diese Mittel nur sinnvoll für den Moment: „Wer die Reizungen am Zahnfleisch grundsätzlich behandeln will, kommt am regelmäßigen Zähneputzen nicht vorbei“, meint Chervatin-Rößler.
 

  • Gurgellösungen

„Mittel zum Gurgeln werden häufig gegen Mundgeruch eingesetzt“, sagt Chervatin-Rößler. Das wirke jedoch nur, wenn das Problem wirklich im Rachen liege. „Man kann diese Lösungen dann benutzen, wenn andere Gründe ausgeschlossen sind.“ Häufig führen aber entzündetes Zahnfleisch, Beläge auf der Zunge, Probleme mit dem Magen oder schlecht geputzte Zähne zu schlechtem Atem.
 

  • Zungenschaber

„Mit Schabern entfernt man Bakterien, die auf der Zunge lagern und die Ursache für Mundgeruch sind“, sagt Frauke Chervatin-Rößler. Die Anwendung ist einfach: Zunge herausstrecken und den Schaber von hinten nach vorn darüberziehen, so lange, bis keine Belagreste mehr an ihm hängen bleiben.
 

  • Schnelle Hilfe für zwischendurch

Zuckerfreie und xylithaltige Kaugummis neutralisieren aggressive Säuren und bringen frischen Atem. Gegen Mundgeruch helfen auch Chlorophyll-Dragees aus der Apotheke.
 
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