Was sind Nahrungsergänzungsmittel und wie wirken sie? Antworten auf die wichtigsten Fragen

Nun ist es amtlich: Die aktuelle Nationale Verzehrsstudie II zeigt, dass Millionen Deutsche nicht optimal mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen versorgt sind. Ein Mangel, der auf Dauer gesehen zulasten der Gesundheit gehen kann.
 
Auf der anderen Seite gibt es viele Menschen, die Krankheiten vorbeugen wollen, indem sie ausgesuchte Nährstoffe in höherer Menge aufnehmen. Für sie kommen Nahrungsergänzungsmittel infrage. Angesichts der unüberschaubaren Zahl der Präparate hat der Gesetzgeber den Markt vor Wildwuchs geschützt und die Inhaltsstoffe der Produkte sowie die Werbung dafür geregelt.
 
Was sind Nahrungsergänzungsmittel? 
 
Diese Produkte sollen die allgemeine Ernährung ergänzen. Dazu enthalten sie Nährstoffe oder andere Substanzen, die im Stoffwechsel eine wichtige Rolle spielen. Auch manche Pflanzenauszüge können als Nahrungsergänzungsmittel verkauft werden. Es gibt sie in dosierter Form, etwa als Kapseln, Tabletten, Brausetabletten oder Granulat zur Herstellung einer Trinklösung. 
 
Wie gelangen sie in den Handel? 
 
Zur Markteinführung wird das Produkt angemeldet. Allerdings muss der Hersteller die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit nicht wie bei einem Arzneimittel in wissenschaftlichen Studien belegen, sondern lediglich darauf achten, dass die Qualität der Ware den gesetzlichen Bestimmungen genügt. Gezielte gesundheitsbezogene Aussagen sind nicht erlaubt, der Hersteller darf zum Beispiel bei einem kalziumhaltigen Nahrungsergänzungsmittel nicht sagen: „Dieses Präparat hilft gegen Osteoporose.“ Zulässig sind Formulierungen wie: „unterstützt den Erhalt der Knochenmasse“.
 
Werden die Produkte geprüft? 
 
Für viele Inhaltsstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln liegen gute wissenschaftliche Untersuchungen vor. Es gibt Hinweise, dass bestimmte Karotinoide bei regelmäßigem Verzehr das Risiko einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD) verringern können. Das ist eine Augenkrankheit, bei der aufgrund von Netzhautveränderungen im Alter das Sehvermögen verloren geht.
 
Stoffe wie Chondroitinsulfat oder Glucosamin sollen bei Knorpelverschleiß von Arthrosepatienten einen günstigen Einfluss haben. Manche Glucosaminpräparate sind nicht als Nahrungsergänzungsmittel, sondern als Arzneimittel zugelassen, weil der Hersteller umfangreiche Studien zur Wirksamkeit vorweisen kann.
 
Welchen gesunden Menschen nützen Nahrungsergänzungsmittel?
 
Zum einen solchen Menschen, deren tägliche Nahrung sie nicht vollständig mit allen notwendigen Nähr- und Vitalstoffen versorgt. Senioren haben häufig einen Mangel an Vitamin D.
 
Wer nicht täglich mehrere Portionen Obst oder Gemüse zu sich nimmt, bekommt von allen Vitaminen zu wenig. Personen, die seltener als ein- bis zweimal pro Woche Fisch essen, erhalten nicht genug langkettige Omega-3-Fettsäuren, denn diese sind nur in Kaltwasserfisch enthalten.
 
Profitieren Menschen, die an einer  Krankheit leiden, von der Einnahme?
 
Patienten mit chronischen Erkrankungen sollten die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, die zur Unterstützung der Therapie dienen, immer mit ihrem Arzt besprechen. „Je mehr Krankheiten jemand hat, desto wichtiger ist die Rücksprache mit dem Arzt“, erklärt Dr. Christian Steffen, Direktor und Professor mit dem Fachgebiet Klinische Prüfung am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
 
Er nennt den Fall eines Patienten, der nach einer Nierentransplantation seine Cholesterinwerte mit einem Konzentrat aus Rotem Reis senken wollte. Die Reis-Inhaltsstoffe wurden in ihrer Wirkung durch die Medikamente gefährlich verstärkt, die  der Patient wegen seiner Transplantation einnehmen musste. Allgemein als sinnvoll anerkannt ist die unterstützende Einnahme von Omega-3-Fettsäuren bei Fettstoffwechselstörungen. Ein Teil der entsprechenden Präparate ist sogar als Arzneimittel zugelassen.
 
Auch Patienten mit Gelenkschmerzen profitieren von Fischölpräparaten, weil Omega-3-Fettsäuren die Bildung entzündungsfördernder Stoffe blockieren. Ebenfalls hilfreich bei Gelenkschmerzen sind Basenpräparate mit Kaliumzitrat. In einer wissenschaftlichen Untersuchung ließ sich mit ihnen die Schmerzempfindlichkeit im entzündeten Gewebe verringern.
 
Bildnachweis: Jupiter Images GmbH/Ablestock