Handgemachte Seifen aus rein pflanzlichen Produkten erleben derzeit eine Renaissance. Eine Wohltat für Augen und Nase – aber auch für die Haut?

Beim Anblick der quadratischen Schnittchen läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Der Duft von Honig und Marzipan, Zimt und Vanille erinnert an ein Wiener Kaffeehaus. Kosten sollte man die appetitlichen Häppchen besser nicht: Sie sind nicht zum Naschen, sondern zum Waschen gedacht. Selbst gemachte Naturseifen liegen im Trend, und der Fantasie sind dabei offenbar keine Grenzen gesetzt: Seifenläden eröffnen an jeder Straßenecke, und die Seifenherstellung in der heimischen Küche ist ein beliebtes Hobby geworden.

Kräuter und ätherische Öle

Auch Apotheken haben inzwischen Naturseifen im Sortiment. Anders als industriell hergestellte Seifen enthalten sie keine künstlichen Farb- oder Duftstoffe. Diese lösen oft Allergien und Unverträglichkeitsreaktionen aus. In Naturseifen kommen stattdessen ätherische Öle und Kräuter zum Einsatz.
Rosen- und Orangenöl etwa sind wegen ihres betörenden Dufts beliebt, Minze und Limette wirken erfrischend und belebend, Teebaum- und Eukalyptusöl antibakteriell und entzündungshemmend. Auch Ringelblume wird wegen ihrer wundheilenden und desinfizierenden Wirkung als Seifenzutat geschätzt. Lavendel beruhigt und entspannt, Sandelholz gleicht aus und spendet Energie.
Da viele ätherische Öle keimtötend und desinfizierend wirken, kommen Naturseifen ohne Zusatz von Konservierungsmitteln aus. Sie konservieren sich gewissermaßen selbst. Industriell hergestellte Seifen sind dagegen oft stark konserviert und zerstören die natürliche Bakterienflora der Haut.

Jahrtausendealte Rezepte

Seifensieden ist ein uraltes Handwerk. Das älteste überlieferte Seifenrezept stammt aus Mesopotamien und wurde um 4500 vor Christus in Keilschrift in eine Tontafel geritzt. Die Zutaten bestanden damals lediglich aus einem Liter Öl und der fünfeinhalbfachen Menge Pottasche.
An dieser Rezeptur hat sich bis heute nicht viel geändert: Pflanzliche oder tierische Fette werden mit Natronlauge, Pottasche (Kaliumkarbonat) oder Soda (Natriumkarbonat) gekocht. Durch die chemische Reaktion der Verseifung entstehen Natrium- oder Kaliumsalze von Fettsäuren. Diese sind sowohl wasser- als auch fettlöslich und somit in der Lage, wasserunlösliche Fette und Schmutzpartikel zu umhüllen und in Wasser löslich zu machen – die Voraussetzung für die Reinigungswirkung.
Das Grundrezept lässt sich durch Zusatz von Kräutern und ätherischen Ölen vielfältig variieren. Das Ergebnis ist eine Freude für Augen und Nase, und so wird der eigentliche Zweck, die Hautreinigung, fast zur Nebensache.

Angenehmes Gefühl

Naturseifen enthalten zudem hochwertige Pflanzenöle wie Oliven-, Mandel-, Jojoba- oder Avocadoöl sowie Kakao- und Sheabutter. Wegen des hohen Gehalts an natürlichen Fetten wirken Naturseifen stark rückfettend und hinterlassen ein angenehmes Gefühl auf der Haut.
Industrieseifen basieren dagegen oft auf Erdölprodukten. Diese Paraffine verursachen einen Wärmestau auf der Haut und können Allergien auslösen. Doch auch Naturseifen sind nicht für jeden Hauttyp geeignet und können vor allem an der empfindlichen Gesichtshaut zu Problemen führen.

Seifen nicht bei fettiger Haut

Unabhängig von ihrer Herkunft sind Seifen immer alkalisch. Die regelmäßige Hautreinigung mit alkalischen Produkten schädigt die natürliche Hautbarriere und begünstigt vor allem bei fettiger Haut die Entstehung von Mitessern und Akne. Für Menschen mit fettiger Haut empfehlen sich deshalb schwach saure Syndets, deren pH-Wert dem der Hautoberfläche entspricht.

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