Weil er die Methoden der damaligen Medizin scharf kritisierte, hatte der Arzt und Alchemist viele Feinde „All Ding’ sind Gift und nichts ohn’ Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ Mit diesem Ausspruch wird Paracelsus, der Mediziner aus der Renaissance-Zeit und Wegbereiter der ganzheitlichen Medizin, noch heute zitiert. „Den Namen Paracelsus hat er sich selbst gegeben, die Hintergründe dazu sind unklar“, erklärt Professor Heinz Schott, Leiter des Medizinhistorischen Instituts der Universität Bonn. Als Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim kommt er 1493 in dem Schweizer Dorf Einsiedeln zur Welt. Sein Vater ist von Beruf Arzt, seine Mutter stirbt vermutlich noch, bevor Paracelsus zehn Jahre alt wird und mit dem Vater ins kärntnerische Villach zieht.
Die Arbeit des Vaters hat es ihm angetan, also beginnt auch der junge Theophrastus Medizin zu studieren. Es folgen Lehr- und Wander­jahre, in ­denen er Erfahrungen sammelt, Patienten versorgt, Krankheiten studiert und die Heilmethoden der Bauern, Kräuterfrauen und Hebammen kennenlernt. Seinen Ärztekollegen wirft Paracelsus vor, ihr Wissen nur aus Büchern zu beziehen und keinerlei praktische Erfahrungen zu sammeln.

Trotz seiner Schimpf-Tiraden gelingt es Paracelsus, einen angesehenen Posten als Stadtarzt in Basel zu bekommen. Dort begehrt der Revolutionär erst recht gegen die althergebrachten Methoden der Medizin auf, die bis dahin auf der Lehre von den guten und schlechten Körpersäften beruhte. Grausame Methoden, Aderlass und Präparate aus Leichenteilen sind gang und gäbe, viele ärztliche Eingriffe werden von Badern vorgenommen. Für Paracelsus ist das alles inakzeptabel. Mit seiner Haltung schafft er sich zahllose Feinde, die ihm seine harsche Kritik nicht verzeihen. Weil auch Magie und Astrologie zu seinem Weltbild ­gehören, muss er schließlich vor einer drohenden Anklage wegen Quacksalberei fliehen.
Auf der Wanderschaft durch Deutschland, Österreich und die Schweiz lebt er seine Auffassung einer modernen Medizin. „Seine Grundidee war, dass ­jede Krankheit von einem bestimmten Krankheitssamen kommt und es daher auch ein spezifisches Heilmittel geben muss“, erzählt Schott. Paracelsus betrachtet den Menschen ganzheitlich und nutzt die Heilkräfte der Natur. Die von ihm entwickelte Opiumtinktur „Laudanum“ gilt noch Jahrhunderte später als Allheilmittel für Künstler und Edelmänner. Für Methoden, die heute selbstverständlich sind, musste der aufrührerische Arzt damals kämpfen. So versuchte er die Ursachen zu behandeln, nicht die Symptome. Paracelsus starb 1541 völlig verarmt in Salzburg. Die meisten seiner Bücher wurden erst nach seinem Tod gedruckt.

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