Wenn es eitert oder schmerzt, kann dahinter eine Fistel stecken
Nässen, Juckreiz, Brennen, Blutungen oder Schmerzen am Po sind unangenehm. Über solche Beschwerden schweigen die meisten lieber, zumal sie in einer Tabuzone liegen. Besser sei, die durchaus verständliche Scham zu überwinden und einen Arzt aufzusuchen, rät Dr. Georg Osterholzer, Koloproktologe aus München: „Diese Probleme gelten immer als Alarmzeichen und müssen prinzipiell abgeklärt werden.“
 
Es sind nicht immer Hämorrhoiden
Dem Chirurgen und Facharzt für Enddarmleiden genügt in der Regel ein kurzer Blick auf die Poregion, um feststellen zu können, welche Krankheit hinter den Beschwerden steckt. Nicht immer sind Hämorrhoiden schuld – jene vergrößerten Blutgefäßpolster, die die Liste der häufigsten Analleiden anführen. „Ekzeme, Afterrisse, Thrombosen und auch Analfisteln machen sich zunächst mit ähnlichen Symptomen bemerkbar“, erklärt Enddarm-Spezialist Osterholzer. „Ihre Therapie aber ist grundverschieden.“
 
Eine schmerzhafte Schwellung am Gesäß, vielleicht auch etwas eitrige Flüssigkeit, die die Wäsche verschmutzt So kündigen sich meist eine Analfistel und ein Abszess an – beides seltene, aber dringend behandlungsbedürftige Krankheiten.

„Hauptursache ist eine Entzündung kleiner Drüsen in der Schließmuskelgegend, sie münden in den Analkanal zwischen After und Enddarm“, erklärt der Münchener Experte. In der Folge kann es dort zu einem Geschwür, zu einem Abszess, kommen. Die Eiteransammlung, die einen starken Druck und heftige Schmerzen verursacht, bricht sich schließlich Bahn und bildet eine feine Röhre, eine Fistel, zwischen Enddarm und Po. Sie stellt so einen Verbindungsgang her zwischen innen und außen.

Heikle Lage am After

Der schmale Fistelgang kann verschiedene Wege nehmen. Manche verlaufen quer durch den Schließmuskel und enden an der Hautoberfläche in der Nähe des Afters. Durch die Öffnung kann sich der Eiter entleeren, die Schmerzen können kurzfristig nachlassen. Endet der Fistelgang dagegen im Gewebe, schwelt die Entzündung dort weiter.
 
Die heikle Lage am After macht klar: Analfisteln sind schwierig zu entfernen und bedürfen eines erfahrenen Chirurgen, um den Schließmuskel bei dem Eingriff nicht zu verletzen und seine Funktion weitgehend zu erhalten. Die entscheidende Frage heißt deshalb: Wie verläuft der Gang?

„Glücklicherweise liegen 65 Prozent aller Fisteln günstig und sind mit einem keilförmigen Schnitt zu entfernen“, versichert Osterholzer, der sich im Münchener Enddarmzentrum auf Analfisteloperationen spezialisiert hat. Schwierigere Fistellagen erfordern ein ausgefeilteres Chirurgen-Instrumentarium, um den verborgenen Gang mithilfe von Farbstoff und Sonden überhaupt ausfindig zu machen. Auf alle Fälle aber muss der Patient mit einer Narkose und einem – in der Regel kurzen – Aufenthalt im Krankenhaus rechnen.
 
Entstehung lässt sich nicht verhindern 
Im Gegensatz zu den anderen Enddarmerkrankungen, bei denen oft bereits eine sorgfältige Intimhygiene, eine ballaststoffreiche Kost und auch Salben lindernd und vorbeugend wirken können, ist der Mensch gegen die Entstehung der Analfistel machtlos und kann sie auch nicht selbst behandeln.
 
Weder örtlich aufzutragende Medikamente noch Antibiotika sind in der Lage, den Eitergang zu kurieren. „Das Problem erledigt sich nicht von selbst“, warnt der Proktologe. „Sowohl ein Abszess als auch eine Fistel müssen stets operiert werden, sonst kann der Schließmuskel Schaden nehmen.“ Danach aber ist der Patient dieses Problem meist für immer los.

Bildnachweis: Jupiter Images GmbH/Goodshot