Mit ihrer Vielfalt, ihren Farben und ihrem Duft verzaubern sie die Menschen seit jeher. Doch „die Edlen“ haben auch ihre nützlichen Seiten

Sie heißen „Abraham Darby“, „Souvenir de la Malmaison“ oder „Gloria dei“. Ob romantisch anmutende englische Rose in Apricot, historische Strauchrose in Rosa oder meistverkaufte Edelrose aller Zeiten in Gelb-Rot: Unter 30.000 Züchtungen findet jeder seinen Favoriten. In kaum einem Garten fehlt sie: die Lieblings­blume aller. Das ist heute so – und es war früher nicht anders.
„Als Allerschönste bist du anerkannt, bist Königin des Blumenreichs genannt“, brachte Johann Wolfgang von Goethe in einem Gedicht seine Liebe zur Rose zum Ausdruck. Damit war er nur einer von vielen, die ein Faible für die älteste und symbolreichste Kulturpflanze der Menschheit hatten.

Wilde Rosengewächse gab es schon vor 35 Millionen Jahren, wie Experten aus Fossilienfunden herauslesen. Kultiviert wurden sie wohl in China, wo – wie his­torische Quellen belegen – frühe Wildformen wie die pinkfarbene Chinarose in kaiserlichen Gärten angepflanzt wurden. Von dort gelangte die Rose nach Persien, dem heutigen Iran, wo mittlerweile die meis­ten Rosenarten angebaut werden. Sie breitete sich weiter nach Italien, Frankreich und Deutschland  aus.
Die Rosenvielfalt, wie wir sie heute kennen, begann allerdings sehr viel später. Erst seit dem 18. Jahrhundert ist überhaupt bekannt, wie man Rosen züchtet. In Deutschland wurde die dornige Schönheit sogar erst im 19. Jahrhundert populär und entwickelte sich vom Luxusprodukt für Privilegierte zur „Blume des Volkes“.
Doch die Rose war schon immer etwas ganz Besonderes. In der Antike nahm sie eine Sonderstellung unter den Pflanzen ein, weil sie als göttliche Gabe galt – entstanden aus Blut, Tränen oder Schweiß von Göttern. So ist überliefert, dass römische Kaiser zur Verehrung der Götter einen wahren Rosenkult betrieben.
Auch heute hat die Rose nichts von ihrer Faszination verloren: Das Zusammenspiel von Farbe, Form und Duft sowie die Tatsache, dass sie Stacheln hat, machen ihren Zauber aus. Zarte Blüten und verletzende Stacheln vereinen Schönheit und Schmerz. Wie keine andere Blume symbolisiert eine rote Rose Liebe und Leidenschaft. Eine weiße steht dagegen für Reinheit und Unschuld. Und schon immer haben Menschen versucht, sie als Heilmittel zu verwenden.

Früher wurden alle Teile der Rose – Blütenblätter, Hagebutten, Wurzeln und Stacheln – in verschiedenen Zubereitungen verwertet und sowohl als Medizin als auch als Lebensmittel eingesetzt. Die stachlige Pflanze soll entkrampfen, entspannen, Entzündungen hemmen und hautpflegend wirken. Naturheilkundler setzen sie als Tee oder Tinktur gegen Angstzustände und Durchfall ein.
Ihre Heilkraft ist allerdings nur wenig erforscht. Rosen und ihre Bestandteile sind lange Zeit von der Wissenschaft nicht beachtet worden. Sie enthalten viele ätherische Öle, von denen bis heute nur we­nige bekannt sind. Zwar wurden in jüngster Zeit weltweit an Universitäten vereinzelt Studien durchgeführt, die eine mögliche entzündungshemmende und zellschützende Wirkung hauptsächlich von Hagebuttenextrakten nachweisen sollten. So testen Forscher der Universität Kopenhagen (Dänemark), wie die Einnahme von Hagebuttenpulver bei Patienten mit rheumatischer Arthritis wirkt. Die Resultate waren jedoch wenig aussagekräftig. Bekannt ist dagegen seit Langem, dass die Hagebutte ein hervorragender Vitamin-C-Lieferant ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als es kaum Obst und Gemüse gab, waren Hagebutten unersetzlich. Es gab sogar spezielle Rosenzüchtungen wie in Sachsen die ‚Pillnitzer Vitaminrose‘, die zu Konfitüre und Saft verarbeitet wurde.
Auch wenn die Rose wenig Bedeutung als pflanzliches Heilmittel hat, bei der Herstellung von Kosmetik ist sie unentbehrlich. Ihre regenerierenden und hautpflegenden Eigenschaften sind wissenschaftlich nachgewiesen. Inhaltsstoffe aus der Rose finden sich in Cremes, Shampoos, Duschgels und Lotio­nen. Rosenwasser wird gerne als Stabilisator in Cremes eingesetzt. Rosenöl dagegen belebt, schützt und pflegt selbst empfindliche Haut. Zudem kann es Rötungen und Entzündungen mindern. Und natürlich ist es auch ein wichtiger Bestandteil von Parfüms. Der sinnliche Rosenduft entspannt und beruhigt.
Das kostbare Rosenöl kommt aus Bulgarien, der Türkei und Marokko. Fast 5000 Kilo Blüten sind für einen Liter Öl nötig, das ausschließ­lich aus der Damas­zenerrose gewonnen wird. Gepflückt werden die Rosenblüten vor Sonnenaufgang, wenn der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten ist. Kurz danach werden die Blütenblätter mit Wasser erhitzt und destilliert. Dabei entsteht Rosenwasser. Obenauf schwimmt das Rosenöl, das abgeschöpft wird.

Während Rosenöl nur in der Kosmetik eingesetzt wird, gibt es für Rosenwasser noch eine weitere Verwendung. Es dient neben Mandeln und Zucker zur Herstellung von Marzipan.

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