Die Beschwerden sind schmerzhaft und gefährden auf Dauer das Sehvermögen

Kennen Sie das? Ein paar Stunden am Bildschirm – und die Augen sind gerötet und brennen. Jeder Lidschlag fühlt sich an, als scheuerten Sandkörner auf der Hornhaut; oft schwellen auch die Lider an. Und obwohl die Augen wie ausgetrocknet sind, reicht ein Luftzug, und schon kullern die Tränen.
 
Die schmerzhaften Beschwerden sind weitverbreitet, etwa jeder achte Deutsche leidet an ihnen. 60 Prozent der Patienten fühlen sich dadurch im Alltag eingeschränkt, 30 bis 40 Prozent klagen über eine verminderte Leistung am Arbeitsplatz.
 
Als „komplexe Erkrankung, die viele Ursachen hat“, beschreibt Professor Frank Tost vom Universitätsklinikum Greifswald das trockene Auge. Die Beschwerden seien vielfältig und reichten von einem leicht unangenehmen Gefühl bis zur ernsten Schädigung des Auges. „Eine Bagatellerkrankung ist es definitiv nicht“, warnt der Experte. „Es besteht Gefahr, dass die Oberfläche der Hornhaut austrocknet und anfälliger für Infektionen und Durchbrüche wird.“ Langfristig wirke sich das verhängnisvoll auf die Sehkraft aus. Jedem, der häufig Beschwerden hat, rät Tost daher, einen Augenarzt aufzusuchen.
 
Weil es so viele Faktoren gibt, die das Krankheitsbild herbeiführen können, ist die Suche nach der Ursache meist der schwierigste Schritt. Häufig wirken sich unsere moderne Lebensweise und Umwelteinflüsse nachteilig auf das Auge aus. Konzentrierte Bildschirmarbeit, trockene Raumluft, Tabakrauch und Abgase setzen der Oberfläche des Organs zu.
 
Auch Kontaktlinsen können der Auslöser sein. Wie so oft spielt zudem das Alter eine Rolle: Da die Tränenbildung im Lauf der Zeit nachlässt, trifft es meist Menschen in der zweiten Lebenshälfte, und hierbei besonders Frauen. „Ein trockenes Auge kann aber ebenso ein Alarmzeichen des Körpers für Allgemeinerkrankungen sein wie Rheuma, virusbedingte Infektionen oder Diabetes“, informiert Tost. Auch Medikamente wie Betablocker, Antidepressiva oder die Pille verursachen manchmal die Beschwerden.
 
Die einzelnen Störfaktoren bewirken, dass an der Augenoberfläche entweder zu wenig Tränenflüssigkeit entsteht oder sich deren Zusammensetzung verändert. Dadurch wird die Oberfläche nicht mehr optimal benetzt und trocknet aus. Neuere Studien zeigen, dass beide Formen – Tränenmangel oder verringerte Tränenqualität – eine Entzündung einleiten, welche die Berührungsempfindlichkeit der Augenoberfläche senkt. Die Folge ist, dass die Tränendrüsen noch weniger Flüssigkeit bilden. Das führt in einen Teufelskreis, der die Augenoberfläche schädigt und die Entzündung in Gang hält.
 
Um die Beschwerden zu lindern, ist es wichtig, äußere Störfaktoren auszuschalten, etwa Zigarettenrauch oder Zugluft durch Klimaanlagen. Grundpfeiler jeder Therapie sind künstliche Tränen, die je nach Zusammensetzung als Benetzungs- oder Gleitmittel dienen. Bei der Vielzahl der Präparate das richtige zu finden ist oft eine Frage des Ausprobierens. Wer dauerhaft auf Tränenersatz angewiesen ist, dem rät Professor Gerd Geerling von der Augenklinik der Universität Würzburg zu Tropfen ohne Konservierungsmittel.
 
Auch die Zufuhr von Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren wird diskutiert. Es gibt Hinweise, dass sie die Stabilität des Tränenfilms verbessern können.
 
Darüber hinaus lässt sich die natürliche Tränenmenge erhöhen, indem der Arzt die Tränengänge mit speziellen Stöpseln verschließt. Dadurch bleibt die Flüssigkeit länger auf dem Auge. In jedem Fall erfordert die Behandlung Geduld. „Es ist eine chronische Erkrankung, die der Patient nicht so schnell wieder richtig los wird“, betont Geerling. Wundertropfen, die bei jedem wirken, gibt es nicht.
 
Bildnachweis: PhotoDisc/RYF