In großen Teilen Deutschlands ist die Qualität des Grundwassers so gut, dass man es ohne weitere Behandlung als Trinkwasser verwenden kann

Das Nass, das bei uns aus dem Hahn fließt, besteht hauptsächlich aus Grundwasser oder kommt aus Seen. Aus Brunnen in 40 bis 60 Metern Tiefe wird es nach oben gepumpt und in die Wasserwerke transportiert. In vielen Regionen Deutschlands ist die Qualität des Grundwassers so gut, dass keine weitere chemische oder technische Aufbereitung nötig ist, um es als Trinkwasser zu verwenden.
 
„Das Regenwasser, das versickert, wird durch verschiedene Bodenschichten gereinigt und ist in 60 Metern Tiefe praktisch keimfrei“, berichtet der Bio-Verfahrenstechniker Bodo Weigert vom Kompetenzzentrum Wasser in Berlin, einem Netzwerk von Wasserbetrieben, Umweltdienstleistern und Forschungseinrichtungen. In der Bundeshauptstadt beispielsweise muss das Grundwasser nur belüftet und gefiltert werden. „Der Boden enthält dort sehr viel Eisen und Mangan, die dem Wasser eine bräunliche Färbung geben. Diese Substanzen reagieren mit dem Sauerstoff aus der Belüftung und fallen zu winzigen Rostflocken aus, die dann über Sandfilter entfernt werden“, erklärt Bodo Weigert.
 
Lässt die Qualität des Rohwassers zu wünschen übrig, verbessern die Wasserwerke sie durch Aktivkohlefilter, Ozon- oder UV-Behandlung. Nur in seltenen Fällen wird gechlort. Anders im südlichen Europa: Dort fließt häufig gechlortes Wasser aus der Leitung, weil die Gefahr der Verkeimung wegen der höheren Außentemperaturen größer ist.
 
Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. „Etwa anderthalb Liter Flüssigkeit braucht der Mensch pro Tag“, sagt der Internist und Nieren- Experte Professor Johannes Mann vom Klinikum Schwabing in München. „Dass mehr gesünder wäre, dafür gibt es keine Anhaltspunkte“, ergänzt er. Abhängig davon, welche Erd- und Gesteinsschichten das Wasser durchläuft, bevor es sich in der Tiefe sammelt, sind unterschiedliche Mineralstoffe darin gelöst: Hydrogencarbonat reichert sich darin an, wenn das Wasser durch Kalkgestein geflossen ist. Gipsgestein verewigt sich mit Sulfaten, Salzgestein mit Chlorid.
 
Durch ein weitverzweigtes Rohrnetz gelangt das Trinkwasser schließlich in unsere Wohnungen. „Bis zum Hausanschluss garantieren die Wasserwerke ein einwandfreies Produkt“, sagt Weigert. Qualitätsrisiken birgt unter Umständen das innerhäusliche Leitungssystem. So können sich aus alten Blei- oder neuen Kupferleitungen Schwermetalle lösen. Weigert empfiehlt deshalb, morgens das stehende Wasser erst einmal aus der Leitung laufen zu lassen. Aufschluss über die hauseigene Wasserqualität gibt die Analyse einer Probe, die manche örtlichen Wasserversorger gegen Gebühr anbieten.
 
Private Nutzer können durch eigenes umsichtiges Verhalten etwas zur Qualitätserhaltung des Trinkwassers beitragen. So sollten sie es unbedingt vermeiden, belastende Stoffe in den Wasserkreislauf zu bringen, indem sie beispielsweise Arzneistoffe oder Lösungsmittel in die Toilette kippen. Solche Substanzen sind biologisch nur sehr schwer abbaubar und schädigen möglicherweise Pflanzen und Tiere in den Gewässern.
 
Normal verschmutztes Abwasser hingegen kann in den Kläranlagen fast vollständig von Fest- und Fremdstoffen, Phosphor und Stickstoff gereinigt werden, bevor es wieder in Flüsse und andere Gewässer geleitet wird. Das gebrauchte und in den Kläranlagen gereinigte Wasser wird nicht direkt als Trinkwasser wiederverwendet. Doch gibt es erste Ansätze, dieses kostbare Nass zu recyceln.
 
Man versucht etwa, die natürliche Filterfunktion der Flussufer zu verbessern sowie hochgereinigtes Wasser vor Ort versickern zu lassen und als Grundwasser wieder zu fördern. Auch neue Technologien wie Membranen, die im Klärwerk molekulare Verbindungen aus dem Brauchwasser fischen, schonen die Ressource – eine Hoffnung vor allem für manche wasserarme Region der Erde.
 
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