Wie Nahrungsmittel die Wirkung von Medikamenten beeinflussen

Sehr viel genauer Bescheid weiß man über die Wechselwirkungen von Milch, Joghurt, Quark und Käse mit Antibiotika aus der Gruppe der Tetrazykline. Sie werden etwa bei Nasennebenhöhlen- oder Mittelohrentzündungen verschrieben.
 
Das in den Milchprodukten enthaltene Kalzium verbindet sich mit den Antibiotika, sodass sie kaum noch durch die Darmwand ins Blut gelangen können. Wer so ein Antibiotikum einnehmen muss, sollte zwei bis drei Stunden davor und danach weder Milchprodukte essen noch kalziumreiches Mineralwasser trinken.
 
Schilddrüsenhormone und Bisphosphonate (Medikamente gegen Osteoporose) werden ebenfalls durch kalziumreiche Nahrungsmittel in ihrer Wirkung beeinträchtigt. „Schlucken Sie solche Tabletten mindestens zwei Stunden danach oder eine halbe Stunde davor“, empfiehlt Fuhr.

Im Zusammenspiel mit bestimmten Medikamenten gegen Depressionen, den MAO-Hemmern, kann Käse sogar gefährlich werden – zum Beispiel ein „überreifer“ Brie. Länger gelagerte eiweißreiche Lebensmittel, neben Käse auch Salami, Salzheringe oder Sauerkraut, enthalten den Stoff Tyramin. MAO-Hemmer (Wirkstoffe: u.a. Tranylcypromin oder Selegelin) verhindern den Abbau dieses Stoffs. Reichert sich Tyramin im Körper an, kann es den Blutdruck bedrohlich ansteigen lassen und sogar Hirnblutungen auslösen. Während einer Behandlung mit MAO-Hemmern sollte man ganz auf solche Lebensmittel verzichten.

Entwarnung gibt es dagegen für die Wechselwirkung zwischen grünen Gemüsen und Arzneien, die die Blutgerinnung hemmen. Die Medikamente blockieren den Einfluss von Vitamin K, das der Körper für die Gerinnung braucht. Grün- und Rosenkohl, Spinat und Brokkoli, aber auch Leber sind reich an Vitamin K. Doch selbst wenn man größere Mengen dieser Nahrungsmittel verzehrt, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, verringert das die Wirkung von Gerinnungshemmern nur unwesentlich – solange man nicht ungewöhnlich viel davon isst.

Wer seinen Diabetes mit Tabletten behandelt oder Insulin spritzt, muss keine Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln befürchten. Einen Blick auf den Beipackzettel sollte man aber immer werfen, bevor man ein Medikament erstmals anwendet. „Was für die Einnahme wichtig ist, steht dort drin“, sagt Experte Fuhr. Wer sich nicht sicher ist, kann auch den Arzt oder Apotheker fragen. Schreibt der Beipackzettel nichts anderes vor, ist es am besten, Medikamente stets mit Leitungswasser einzunehmen.
 
Essen Sie gern Lakritze? Schon mal eine ganze Tüte auf einen Sitz? Wenn Sie über längere Zeit Entwässerungsmittel (Diuretika) einnehmen, sollten Sie sich beim Naschen lieber zurückhalten. Mit dem Wasser werden auch Mineralstoffe ausgeschwemmt, darunter Kalium. Lakritze verstärkt diesen Kaliumverlust. Mögliche Folgen: Schläfrigkeit, Muskelschwäche und erhöhter Blutdruck.
 
Manche Nahrungs- und Genussmittel verhindern aber auch die Aufnahme von Mineralstoffen aus dem Darm. Das ist für alle wichtig, die Eisenpräparate schlucken. Milch und Milchprodukte, Spinat und Rhabarber, Vollkornprodukte sowie Kaffee, Schwarztee und Cola lassen das Eisen nicht ins Blut gelangen. Wollen Sie etwas aus dieser Liste genießen, tun Sie es zwei bis drei Stunden vor oder nach der Eisen-Einnahme. Übrigens: Arzneimittel niemals mit Alkohol einnehmen – das kann ihre Wirkung unberechenbar verändern!
 
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