Wie Typ-1-Diabetiker die Insulin- oder Tablettendosis am besten an das Training anpassen

Sport macht Spaß, eine knackige Figur und hält fit. Bei Typ-1-Diabetikern kann Sport den Blutzucker aber ganz schön durcheinanderbringen. Die Kunst ist, zum richtigen Zeitpunkt so zu spritzen und zu essen, dass die Werte weder nach unten noch nach oben ausreißen. Wer gelernt hat, seine Therapie an die körperliche Belastung anzupassen, kann sogar Leistungssport betreiben.
 
Die Bauchspeicheldrüse produziert bei Typ-1-Diabetikern kein Insulin mehr, sie müssen das Hormon spritzen. Bei Sport verbrauchen die Muskeln mehr Zucker, die gespritzte Menge kann schnell zu viel sein. Während bei Gesunden weniger Insulin ausgeschüttet wird, sinkt beim Typ-1-Diabetiker der Blutzucker. Um Unterzuckerungen zu vermeiden, müssen Typ-1-Diabetiker weniger spritzen, mehr Kohlenhydrate essen oder beides. Ein Rezept, wie man dabei vorgeht, gibt’s nicht, nur Faustregeln für Einsteiger. Außerdem gilt: den Arzt fragen und ausprobieren.
 
Insulindosis anpassen: Wer z.B. eine Runde joggt oder bis zu einer Stunde spazieren geht, für den ist oft am praktischsten, nur zusätzliche Kohlenhydrate zu essen, je nach Anstrengung etwa ein bis zwei BE/KE pro 30 Minuten. Wer länger als eine Stunde in Bewegung ist, etwa Fußball spielt oder den Garten umgräbt, für den empfiehlt es sich, die Dosis des Mahlzeiteninsulins um 30 bis 50 Prozent zu senken – vor, während und eventuell auch nach der körperlichen Betätigung.
 
Wer den ganzen Tag mit dem Rad fährt oder wandert, sollte zusätzlich die Dosis des Basalinsulins senken. Nach intensiver Belastung holen sich Muskeln und Leber Zucker aus dem Blut, um die leeren Speicher aufzufüllen. Deshalb kann man noch nach dem Sport, nachts oder am nächsten Tag, eine Unterzuckerung bekommen. „Zur Vorbeugung kann es nötig sein, sowohl die Dosis des abendlichen Mahlzeiten- als auch die des Basalinsulins zu senken. Der Blutzuckerwert vor dem Schlafengehen sollte etwas höher sein als sonst“, sagt der Münchner Diabetologe Professor Karl Dietrich Hepp.
 
Immer wieder messen: Aktive Typ-1-Diabetiker kommen um häufige Blutzuckermessungen nicht herum: vor, nach und während des Sports. Und sie müssen entsprechend reagieren.

  • Bei niedrigen Werten: Liegt der Wert unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l), erst Kohlenhydrate essen. Außerdem: bei den ersten Anzeichen einer Unterzuckerung sofort ein bis zwei BE/KE schnell ins Blut gehender Kohlenhydrate zu sich nehmen, z.B. zwei bis vier Plättchen Traubenzucker. Um zu verhindern, dass der Blutzucker beim Sport erneut zu tief sinkt, zusätzlich ein bis zwei BE/KE langsam ins Blut gehender Kohlenhydrate essen, z.B. ein bis zwei Scheiben Brot, und Pause machen, bis der Blutzuckerwert gestiegen ist.
  • Bei hohen Werten: Bei Überanstrengung oder Wettkämpfen schüttet der Körper Stresshormone aus, die den Blutzucker erhöhen können. Werte ab etwa 280 mg/dl (15,6 mmol/l) können jedoch auf eine Übersäuerung des Blutes (Ketoazidose) hindeuten. Dann unbedingt einen Azetontest machen. Ist das Ergebnis zweifach (++) oder dreifach (+++) positiv: auf keinen Fall Sport treiben. Wegen des ausgeprägten Insulinmangels würde der Zucker weiter steigen. Das fehlende Insulin muss sofort ersetzt werden.

Tagebuch führen: Wie Ihr Blutzucker auf körperliche Anstrengung reagiert, dokumentieren Sie am besten im Blutzuckertagebuch.So kann der Arzt Sie auch besser dabei unterstützen, Ihre Therapie optimal auf den Sport abzustimmen.
 
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