Für viele Frauen eine Zeit des Umbruchs und Neuanfangs. Gegen Beschwerden gibt es Hilfen

Die Zahlen machen nachdenklich: „Nur knapp die Hälfte der deutschen Frauen kannte die Women‘s Health Initiative (WHI) – jene Studie, die heftige Diskussionen um eine Hormontherapie auslöste“, sagt Professorin Theda Borde von der Alice Salomon Fachhochschule in Berlin. Unter asiatischen Migrantinnen wussten knapp 40 Prozent davon, bei türkeistämmigen Frauen in Deutschland nicht einmal 20 Prozent.

„Dieses Informationsdefizit in der weiblichen Bevölkerung hat uns beide sehr überrascht“, betont der Privatdozent Dr. Matthias David von der Charité in Berlin. Gemeinsam mit Borde hatte er 945 Frauen aus unterschiedlichen Kulturen im Alter zwischen 45 und 60 Jahren befragt, wie sie ihre Wechseljahre erleben.

Zur Erinnerung: Die in den USA durchgeführte WHI wurde 2002 nach fünf Jahren vorzeitig abgebrochen, weil die Ärzte ein erhöhtes Brustkrebsrisiko festgestellt hatten bei den teilnehmenden Frauen, die eine Kombination aus Östrogen und Gestagen einnahmen. Auch Herzinfarkte und Schlaganfälle waren häufiger aufgetreten. Den zweiten Studienzweig, bei dem den Frauen nur Östrogene verordnet worden waren, stoppten die Forscher zwei Jahre später. „Bei ihnen zeigte sich ein deutlich erhöhtes Schlaganfallrisiko“, begründet dies der Gynäkologe David.

Nach ähnlichen Ergebnissen einer britischen Studie im Jahr 2003 gingen die  Verschreibungen von Hormonen gegen Wechseljahresbeschwerden in Deutschland um 61 Prozent zurück. Derzeit erhalten hier noch 1,4 Millionen Frauen eine Hormontherapie, vor allem gegen Hitzewallungen.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfiehlt: „Die Behandlung sollte so kurz und so niedrig dosiert wie möglich erfolgen.“ Statt Tabletten wählen Frauen heute eher Cremes, Gele und Pflaster, deren Wirkstoffe direkt in das Blut gehen und den Organismus weniger belasten sollen. „Ab etwa 45 kommen Frauen wegen unregelmäßiger Blutungen und nächtlicher Hitzewallungen in die Praxis. Sie klagen über Abgeschlagenheit und Unwohlsein“, sagt die Gynäkologin und Psychotherapeutin Dr. Claudia Schumann aus Northeim. „Meist folgt die bange Frage der Patientin: Sind das etwa schon die Wechseljahre?“ Diese Phase, in der die Eierstöcke allmählich ihre Arbeit einstellen und der Hormonspiegel sinkt, kann bereits mit 40 Jahren beginnen – oder auch erst mit 55.
 
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