Über die Wechseljahre zu reden fällt Frauen schwer. Diese Erfahrung machten auch Gesundheitswissenschaftler

„Bei unseren Interviews kam klar heraus, dass Frauen die Wechseljahre mit dem Gefühl von Altwerden verbinden“, erklärt die Gesundheitswissenschaftlerin Borde. David ergänzt: „Dennoch hörten wir von den deutschen Frauen öfter, dass mit dieser Veränderung ein neuer aktiver Lebensabschnitt beginnt.“ Asiatinnen zeigen sich sehr zufrieden mit ihrem Leben, spüren jedoch deutlich die gesellschaftlichen Vorurteile gegenüber alternden Frauen. Türkeistämmige Migrantinnen fühlen sich häufiger nicht mehr gebraucht. Mit dem Ende der regelmäßigen Blutungen verknüpfen sie zusätzlich Einsamkeit und Tod.

Diese Sicht des Lebens wirkt sich direkt auf das Wohlbefinden aus. Bei allen Symptomen, die bei Frauen in dieser Phase entstehen können, gaben Migrantinnen aus der Türkei öfter an, belastet zu sein.
 
Expertin Thea Borde nennt Zahlen: „Unter Schlafstörungen, die bei den deutschen Frauen in der Befragung als häufigste Beschwerden genannt wurden, litten ein Fünftel der deutschen, aber mehr als doppelt so viele türkeistämmige Frauen. Bei Reizbarkeit wird der Unterschied noch sichtbarer: Nur etwa zehn Prozent der Deutschen, aber fast die Hälfte der Migrantinnen aus der Türkei nannten sie als Problem.“

Bei den Asiatinnen fiel auf, dass ihre Werte in einigen Bereichen niedriger waren als die der deutschen Frauen. Andererseits litten sie deutlich öfter unter Erschöpfung, Ängstlichkeit, Trockenheit der Scheide, Harnwegs- und Herzbeschwerden.

Ein häufiges Zeichen für den Beginn der Wechseljahre sind plötzliche Hitzewallungen. „Meistens treten sie erstmals nachts auf. Die Frauen erwachen schweißgebadet und können schlecht wieder einschlafen“, sagt Gynäkologin Schumann. Später stellt sich die „fliegende Hitze“ – vom kurzen warmen Schauer bis zu heftigen Schweißausbrüchen – überfallartig auch am Tag ein. Mehr als die Hälfte aller Frauen erlebt sie mehr oder weniger intensiv. Vielfach lassen die Symptome nach wenigen Monaten nach, doch bei manchen Frauen bleiben sie noch Jahre nach der letzten Monatsblutung. In einer dänischen Studie gaben 29 Prozent aller 60-Jährigen an, unter ständigen Hitzewallungen zu leiden.

Nachts hilft es, das Nachthemd – am besten aus Baumwolle – zu wechseln, für tagsüber hat sich die „Zwiebelmethode“ bewährt: mehrere leichte Kleidungsstücke übereinander tragen. Wenn nötig, lassen sich die einzelnen Teile rasch aus- und wieder anziehen.

Seit die Hormontherapie in Verruf geraten ist, setzen Frauen verstärkt auf pflanzliche Hilfen. „Extrakte aus der Traubensilberkerze können Hitzewallungen vermindern und zusätzlich stimmungsaufhellend sowie angstlösend wirken“, berichtet Schumann. Untersuchungen zu deren Inhaltsstoffen, die in den Hormonstoffwechsel eingreifen, beziehen sich auf einen Zeitraum von sechs Monaten. Langzeitstudien zur Sicherheit von Traubensilberkerze fehlen noch.

In ihrer Heimat leiden Asiatinnen seltener unter Hitzewallungen – die sojareiche Ernährung könnte dabei eine Rolle spielen. Deshalb essen auch bei uns viele Frauen in den Wechseljahren gern Sojaprodukte. Die darin enthaltenen Isoflavone ähneln in der chemischen Struktur dem Hormon Östrogen, weshalb sie auch ähnlich wirken.

„Ein wichtiger Punkt ist die Verzehrmenge“, sagt Dr. Klaus Richter vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Der Arzt weiter: „Eine ordentliche Mahlzeit mit Soja enthält rund 30 Milligramm Isoflavone.“ Frauen, die sogenannte isolierte Isoflavone in Form von Präparaten einnehmen, schlucken aber tägliche Mengen von 20 bis 120 Milligramm. Das ist oft weit mehr, als ein Mensch mit der täglichen Nahrung aufnehmen würde. „Zudem enthalten die Nahrungsergänzungsmittel häufig weitere Zusätze.“

Im Gegensatz zu Sojanahrungsmitteln macht das BfR bei Isoflavon-Präparaten deshalb Einschränkungen: „Aus den vorliegenden Untersuchungen können wir die gesundheitliche Unbedenklichkeit isolierter Isoflavone nicht ableiten, insbesondere wenn es um die Langzeiteinnahme geht“, sagt Richter. Er empfiehlt Frauen, die solche Präparate einnehmen, sich vom Arzt beraten und regelmäßig untersuchen zu lassen. Gleiches gilt für Rotklee-Präparate.

Baldrian, Hopfen, Johanniskraut, Melisse und Passionsblume fördern den Schlaf und lindern Nervosität. „Wer abends zu aufgedreht zum Einschlafen ist, kann auch versuchen, mit autogenem Training zur Ruhe zu kommen“, schlägt Schumann vor. Um ihr Wohlbefinden zu verbessern, sollten Frauen im Klimakterium auf alles verzichten, was einheizt, etwa Kaffee, Alkohol und scharf gewürzte Speisen.

Stress verstärkt Hitzewallungen und damit auch Schlafstörungen. „Sport ist das ideale Mittel, um sich fitter und ausgeglichener zu fühlen und besser zu schlafen“, betont Schumann. Frauen sollten sich eine Sportart suchen, die ihnen Spaß macht. Ein regelmäßiges Training beugt zusätzlich dem Knochenschwund vor.

Bei Hitzewallungen, Schlafstörungen und depressiven Verstimmungen hat sich eine besondere Bewegungsform bewährt: das Hormon-Yoga. Die brasilianische Psychotherapeutin Dinah Rodrigues entwickelte es. Sie empfiehlt die Übungen allen Frauen mit einem niedrigen oder unausgeglichenen Hormonstatus, also auch denen in den Wechseljahren. Das gezielte Training soll Eierstöcke, Schilddrüse und Nebennieren anregen, auf diese Weise den Östrogenspiegel ausgleichen und Hitzewallungen verringern, wie eine Studie nahelegt, die Rodrigues durchführte. Depressive Verstimmungen und Stressgefühle nahmen durch diese Yoga-Form ebenfalls ab. Rodrigues ergänzt: „35 ist das beste Alter, um mit den Übungen zu beginnen. Doch auch 70- Jährige profitieren davon.“

Ihren Schrecken scheinen die Jahre der hormonellen Umstellung mittlerweile verloren zu haben. Da Frauen diese Phase des Umbruchs und Neuanfangs vermehrt selbstbestimmt gestalten, stellt die Gynäkologin und Psychotherapeutin Schumann fest: „Insgesamt sind Frauen in den Wechseljahren heute gelassener.“    
Apotheken Umschau, Bildnachweis: PhotoDisc/RYF