Schluckbeschwerden und Sodbrennen sind Symptome, die ernst genommen werden sollten

Viele kennen den brennenden Schmerz, der nach einem üppigen Essen hinter dem Brustbein einsetzt, sich in Richtung Rachen ausbreitet und manchmal mit einem sauren Aufstoßen einhergeht. Sodbrennen kann beim Bücken auftreten, aber auch im Liegen oder beim Sport. Macht sich der unangenehme Schmerz nur gelegentlich bemerkbar, hilft es häufig schon, die Ernährung umzustellen, Fettes und Süßes zu meiden, sich bequem zu kleiden und Stress abzubauen.
Manchmal lindern auch rezeptfreie Medikamente, die die Magensäure neutralisieren oder deren Bildung vermindern, die Beschwerden. Wer aber über drei Monate regel­mäßig wöchentlich mehr als dreimal unter Sodbrennen leidet, sollte einen Arzt aufsuchen. Mithilfe einer Endoskopie – einer Spiegelung von Speiseröhre und Magen – und, falls nötig, einer gezielten Gewebeentnahme können Ärzte meist die Ursachen feststellen.

Tückischer Rückfluss
Die Speiseröhre ist ein etwa 25 Zentimeter langer Schlauch, der mithilfe von Muskelbewegungen die Nahrung aus dem Rachen in den Magen befördert. Am Mageneingang verhindert normalerweise ein Schließmuskel, dass der ätzende Mageninhalt zurückfließt und die empfindliche Speiseröhrenschleimhaut reizt.
Beim Sodbrennen sind diese Abläufe gestört. Es gilt als Hauptsymptom der Rückflusskrankheit (Reflux), die nicht als Bagatelle verharmlost werden sollte. Manchmal steckt aber auch eine ganz andere Erkrankung hinter den Beschwerden. Zu Sodbrennen kann es etwa kommen, wenn der untere Schließmuskel nicht mehr richtig abdichtet, wenn zu viel Magensäure gebildet wird, die Magenentleerung verlangsamt ist, ein Zwerchfellbruch oder ein Speise­röhrenkrampf vorliegt oder wenn Ausstülpungen (Divertikel) oder Geschwülste ständig auf die Speiseröhre drücken. Unbehandelt können Entzündungen, dauerhafte Verengungen, Schluckbeschwerden oder Blutungen entstehen. In seltenen, aber ernst zu nehmenden Fällen kann sich eine Krebsvorstufe entwickeln, ein sogenannter Barrett-Ösophagus, aus dem unter Umständen Speiseröhrenkrebs entsteht.

Entzündete Speiseröhre
Bei rund der Hälfte der Patienten mit einer Refluxerkrankung ist die Speiseröhre entzündet. Ärzte sprechen von einer Ösophagitis. Sie kann sich mit Schluckbeschwerden bemerkbar machen. Neben einer Refluxerkrankung können mechanische Reizungen etwa durch Fremdkörper oder harte Nahrungsmittel, Verätzungen, Krebserkrankungen oder – vor allem bei immungeschwächten Patienten – auch Infektionen durch Bakterien, Viren oder Pilze eine Entzündung der Speiseröhre auslösen. Manchmal verursacht auch eine im Hals stecken gebliebene Tablette eine örtliche Entzündungsreaktion. Bei einer Refluxösophagitis ist in vielen Fällen das untere Drittel der Speiseröhre betroffen.
Die Erkrankung lässt sich nach dem Ausmaß der Entzündung in vier Stadien unterteilen. Ab dem Stadium II verursacht eine Ösophagitis, wenn sie unbehandelt bleibt, mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere schwerwiegende Probleme, warnen Experten. Die Behandlung richtet sich nach den Ursachen und dem Schweregrad der Entzündung. Liegt eine Refluxerkrankung zugrunde, helfen meist Protonenpumpenhemmer, welche die Säurebildung effektiv bremsen.
Noch recht wenig wissen Ärzte über die eosinophile Ösophagitis. Dabei handelt es sich um eine Speiseröhrenentzündung, die nach derzeitigem Stand der Wissenschaft durch Nahrungsbestandteile ausgelöst wird. In der Speiseröhrenschleimhaut Betroffener findet sich eine hohe Zahl bestimmter weißer Blutkörperchen, sogenannter eosinophiler Granulozyten, vielleicht als Folge einer Immunreaktion. Bemerkbar macht sich die Erkrankung vor allem durch Schluckbeschwerden. Sehr erfolgreich ist laut Experten eine Diät, bei der Milch, Weizen, Soja, Eier, Nüsse und Meeresfrüchte weggelassen werden. Daneben lindern zum Beispiel Kortison-Präparate die Beschwerden.
Wesentlich seltener als eine Refluxkrankheit stecken Ausstülpungen der Speiseröhre (Divertikel) hinter Sodbrennen. Bei echten Diver­tikeln wölben sich alle Schichten der Speiseröhrenwand vor, bei falschen nur Schleimhautanteile. Die echten Ausstülpungen sind angeboren oder bilden sich als Folge von Entzündungsprozessen im Brustraum, etwa nach einer Lungentuberkulose.
Die falschen entstehen dagegen durch eine gestörte Zusammenarbeit der Muskulatur, die als Folge etwa beim Schluckvorgang den Druck zu stark ansteigen lässt. An Schwachstellen der Muskulatur kann sich die Schleimhaut nach außen wölben und bleibende Ausstülpungen bilden. In diesen Taschen können Teile des Speisebreis hängen bleiben.

Gefährliche Ausstülpungen
Meistens entstehen Divertikel im oberen Bereich der Speiseröhre und verursachen dann teilweise ein Fremdkörpergefühl im Hals. Die Patienten räuspern sich daher oft und leiden unter Hustenreiz.
Größere Ausstülpungen drücken zunehmend auf die Speiseröhre und können Schluckstörungen, Sodbrennen und ein Kloßgefühl im Rachen verursachen. Vor allem nachts kann es zu einem Wiederaufstoßen der in den Taschen hängen gebliebenen Speisereste kommen. Die Reste sind unverdaut, da sie nicht mit den Verdauungssäften aus dem Magen in Berührung gekommen sind. Ein Wiederaufstoßen kann aber dazu führen, dass Nahrungsreste eingeatmet werden und eine Lungenentzündung verursachen.
Tief sitzende Divertikel verursachen eher Oberbauchbeschwerden, Druckgefühle hinter dem Brustbein oder Schluckbeschwerden. Wenn eine Ausstülpung Beschwerden macht, sollte sie behandelt werden. Neben bösartigen Tumoren können auch gutartige Wucherungen auf die Speiseröhre drücken und Schluckbeschwerden verursachen. Es ist wichtig auszuschließen, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelt. Wucherungen, die Patienten Probleme machen oder mechanisch leicht verletzbar sind, sollten auf jeden Fall entfernt werden.

Bildnachweis: W&B/Martin Ley