Sie wollen sportlich in den Frühling starten, wieder Kondition aufbauen? So gelingt die Eröffnung der Laufsaison
Das erste Grün lockt. Die Waage ächzt. Der Reiz, ab sofort regelmäßig zu joggen, ist groß. Vor allem Anfängern und Läufern, die im Winter pausiert haben, fällt es jedoch oft schwer, den anfänglichen Elan lange aufrechtzuerhalten.
Wie die Freude an der Bewegung bleibt, erklären Professor Burkhard Weisser, Inhaber des Lehrstuhls Sportmedizin und Trainingswissenschaft in Kiel, und Privatdozentin Dr. Birgit Friedmann-Bette, Oberärztin in der Abteilung Innere Medizin der Uniklinik Heidelberg. Die Sportmedizinerin war selbst eine erfolgreiche Läuferin, wurde 1980 Weltmeisterin über 3000 Meter.
Lieber langsamer laufen
„Laktat-Messungen zeigen, dass Freizeitsportler sich oft überlasten“, sagt Weisser. Zu viel Milchsäure bedeutet, dass die Muskeln zu wenig Sauerstoff bekommen. „Wer sich überanstrengt, verliert den Spaß“, mahnt Friedmann-Bette. Also besser der Regel folgen: Beim Laufen sollte man sich ohne Mühe unterhalten können.
Diät-Erwartungen senken
Burkhard Weisser meint: „Joggen hilft, das Gewicht zu halten. Aber die wenigsten schaffen es, nur durch Laufen ihr Gewicht zu reduzieren.“ Für 20 Minuten lockeres Laufen benötigt unser Körper gerade einmal 200 Kilokalorien – so viel, wie in einer Brezel steckt. Wer abnehmen will, muss also zudem die Ernährung umstellen.
Sportliche Ziele stecken
Gesunder Ehrgeiz stachelt zu mehr Leistung an. Die Vorhaben sollten jedoch realistisch sein. „Ein 40- bis 50-Jähriger, der vorher nie trainiert hat, hält nach zwei, drei Monaten etwa eine halbe Stunde durch“, sagt Weisser. Schnell Ausdauer erwirbt, wer abwechselnd geht und läuft – also drei Minuten gehen, eine Minute joggen, drei Minuten gehen und so weiter.
Nach und nach die Gehphasen verkürzen und das Laufen verlängern. „Die Zeit der einzelnen Phasen ist individuell“, erklärt Friedmann-Bette. Sie rät: „Ausprobieren! Manche Anfänger halten sofort zehn Minuten durch.“ Dokumentieren Sie Ihre Fortschritte in einem Trainingstagebuch.
Für Abwechslung sorgen
„Bieten Sie Kopf und Körper immer wieder mal etwas anderes“, rät Friedmann-Bette. Wählen Sie gelegentlich eine neue Route; gut trainierte Jogger können zudem die Belastung variieren – also mal das Tempo steigern oder Strecken mit Anstiegen wählen.
Auf den Bauch hören
Mit nüchternem Magen joggen, nach dem Sport möglichst lange nichts essen – solche Tipps machen oft die Runde. In der Tat: Wer nur Wasser trinkt, senkt den Blutzuckerspiegel, und das fördert die Fettverbrennung. Doch Laufen ohne vorherige Energiezufuhr bereitet oft Probleme. „Es fehlt schnell Kraft, einigen wird übel“, berichtet Friedmann-Bette. Sie rät, etwa eine Stunde vor dem Laufen eine leichte Mahlzeit zu sich zu nehmen. Zwei Stunden vor- oder nachher lediglich Wasser trinken sollte nur, wer sich damit wirklich fit fühlt.
Mythen hinterfragen
„Die Fettverbrennung setzt erst nach 30 Minuten Sport ein“ – dieser Mythos hält sich hartnäckig. Unsere Experten sagen: „Unsinn.“ Selbst bei einer lockeren Joggingrunde von 15 Minuten verbrennt der Körper Fett. „Es ist wichtig für die Gesundheit, sich zu bewegen“, betont Friedmann-Bette. „Lassen Sie sich deshalb von Fett- oder Kalorienwerten nicht den Spaß daran verderben.“
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