Manche Tätowiermittel sind gesundheitlich problematisch, weil sie bedenkliche Inhaltsstoffe enthalten. Die rechtlichen Bestimmungen weisen Lücken auf

Tattoos können Kunstwerke sein, die viele Blicke auf sich ­ziehen. Sie zieren vor allem die Körper der Jüngeren. Etwa jeder Vierte der 20- bis 39-Jährigen ist tätowiert, ergab eine repräsentative Umfrage der GfK im Auftrag der Apotheken Umschau. So prächtig manche Hautbilder auch aussehen, die Farben, die verwendet werden, können gesundheitlich riskant sein, fand die Landesuntersuchungsanstalt (LUA) für das Gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen heraus.
Die Ergebnisse der Stichproben: In acht von 13 schwarzen Farben wurden zu hohe Gehalte an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) gefunden, die teilweise als krebserregend gelten. Die Tätowiermittel überschritten den technisch unvermeidbaren Gehalt deutlich, teilweise um das Hundertfache.
Bunte Farben schnitten besser ab. Krebserregende Amine konnte die Landesuntersuchungsanstalt nur in geringen Mengen nachweisen. Bei ähnlichen Untersuchungen in Baden-Württemberg und der Schweiz wurden Farben gefunden, in denen allerdings bedenkliche Mengen enthalten waren.

Für Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Quecksilber und Arsen wurden die Grenzwerte eingehalten. In sechs von 16 Proben fand man den Konservierungsstoff Benzisothiazolinon, der im Verdacht steht, Kontaktallergien auszulösen. In Kosmetika ist er nicht erlaubt. Kosmetische Produkte, die nur auf die Haut aufgetragen werden, müssen viel höhere Anforderungen erfüllen als Tätowierfarben, die in die Haut gespritzt werden.
Seit 2009 gibt es in Deutschland eine Tätowiermittelverordnung, die jene Inhaltsstoffe auflistet, die nicht enthalten sein dürfen. Das heißt aber auch: Was nicht verboten wurde, ist erlaubt. Laut Experten müsste das Ziel sein, eine Liste mit Farbstoffen zu erstellen, die sicher und geprüft sind. Das ist zwar auch in der europäischen Resolution zu Tätowiermitteln nicht so, trotzdem gelten diese Richtlinien als strenger.
Wer wissen will, ob und nach welchen Richtlinien die Farben getestet sind, die für eine anstehende Tätowierung verwendet werden sollen, kann beispielsweise in der Datenbank des Chemisch-Technologischen Laboratoriums in Bielefeld nachschauen. Trotzdem darf man nicht davon ausgehen, dass die Farben dann völlig unbedenklich sind, sagen Wissenschaftler. Obwohl man Tätowiermittel in den Körper einbringt, ist es kein pharmazeutischer Betrieb, der sie herstellt. Es handelt sich um Produkte, die für die Industrie erzeugt werden.
Ein Beispiel ist Ferrari-Rot. Die Autolackfarbe wird oft auch für Tattoos benutzt. Diese Azofarben sind hochbrillant. Bei anorganischen Substanzen, die man früher verwendete, schien noch die Haut durch. Doch: Wer sich tätowieren lässt, muss sich überlegen, was er im Körper haben will. Farben sind komplexe Chemie.
Den Verunreinigungsgrad von Farben aus deutscher Produktion schätzen Experten auf zehn Prozent. Kommen die Produk­te aus Asien, kann er bei 30 bis 40 Prozent liegen – davon geht wohl zumindest die chemische Industrie in Deutschland aus. Da Tätowierer ihre Ware oft weltweit über das Internet bestellen, wird vieles in die Haut gestichelt, was nicht der Tätowiermittelverordnung entspricht. Sie gilt nämlich nur für Produkte, die in Deutschland hergestellt oder vertrieben werden.

Mangelnde Hygiene beim Tätowieren oder bei der Nachbehandlung kann das gestochene Bild mit Keimen wie Bakterien, Viren oder Pilzen verunreinigen. Möglich ist auch eine Infektion mit Hepatitis C, einer gefährlichen Leberentzün­dung, oder – selten – HIV. Allergische Reaktio­nen spielen ebenfalls eine Rolle. Zudem können Farbstoffe die Haut dauerhaft sensibler machen.
Die Mehrheit der Tätowierten verspürt keine gesundheitlichen Folgen. Welche Langzeiteffekte Tattoos haben, wissen Forscher aber nicht. Die Farbe sitzt nicht nur unter der Haut, sondern auch in den Lymphknoten, die nahe an der Tätowierung liegen. Vermutlich gelangen die Pigmente bis in die Leber, warnen Experten. Das entspricht dem normalen Abbauprozess. Der Or­­ganismus nimmt die Farben als etwas wahr, das nicht in den Körper gehört, und versucht sie loszuwerden.

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