Tuberkulose lässt sich heute gut heilen. Entscheidend ist, sie frühzeitig zu erkennen

Wer das Wort Tuberkulose hört, denkt unwillkürlich an eine Krankheit aus einer anderen Zeit, hat Sanatorien vor Augen, wie es sie vor 100 Jahren gab, erinnert sich vielleicht an Krankheitswellen nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei ist die Tuberkuose noch immer eine der gefährlichsten Krankheiten: Knapp zehn Millionen Menschen starben 2009 weltweit daran.

Beschränkt man sich auf Deutschland, sind die Zahlen weniger dramatisch. 4500 Tuberkulose-Fälle meldete das Robert-Koch-Institut im Jahr 2008. Sterben muss bei uns niemand mehr an der Infektion – wenn sie frühzeitig erkannt wird. „Oft wird die Krankheit aber erst diagnostiziert, wenn sie bereits weit fortgeschritten ist“, sagt Professor Stefan Kaufmann, Direktor des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in Berlin.

Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit; die Erreger befallen meist die Lunge. Übertragen werden sie durch Tröpfchen in der Atemluft. Laut Weltgesundheitsorganisation haben zwei Milliarden Menschen auf der Welt die Erreger in sich, doch nur bei fünf bis zehn Prozent davon bricht die Krankheit aus. Ein schwaches Immunsystem erhöht das Risiko. Hierzulande betroffen sind besonders Obdachlose und andere, die unter schlechten hygienischen Bedingungen leben. „Es ist immer noch die Krankheit der Armut“, erklärt Kaufmann. Doch auch eine HIV-Infektion, lang anhaltende Stresszustände oder andere Krankheiten steigern das Risiko.

Ein Mensch kann den Erreger jahrzehntelang in sich tragen, bevor die Krankheit schließlich ausbricht – etwa, weil er wegen eines Diabetes geschwächt ist. Beispiel Lungen-Tuberkulose: Bei gesunden Infizierten sind die Bakterien im Atemorgan eingeschlossen. Versagt das Immunsystem, vermehren sich die Erreger explosionsartig. Die Einkapselung platzt, die Lunge wird geschädigt, die Erreger können in die Blutbahn geraten und andere Organe befallen. Weil heute wegen starker Nebenwirkungen nicht mehr gegen Tuberkulose geimpft wird, ist es entscheidend, die Krankheit früh zu erkennen und richtig zu behandeln. Das ist nicht einfach, weil die anfänglichen Symptome denen anderer Krankheiten ähneln: Bei anhaltendem Husten, Nachtschweiß und Schwächegefühl denken viele zuerst eher an eine Grippe oder Lungenentzündung als an Tuberkulose.

„Die Therapie ist extrem aufwendig, aber erfolgreich“, sagt Kaufmann. Sechs Monate lang muss der Patient täglich drei bis vier spezielle Antibiotika einnehmen – und zwar zuverlässig. Setzt er die Medikamente zu früh ab, kann der Erreger möglicherweise Resistenzen gegen die Medikamente entwickeln.
Das vor allem bereitet Experten Sorgen. Bereits jede zehnte Infektion weltweit geht auf einen resistenten Erreger zurück, Tendenz steigend – sogar in Deutschland. Denn durch eingeschleppte Keime und auf Fernreisen stecken sich auch hier Menschen mit resistenten Erregern an. Das erhöht den Therapie-Aufwand zusätzlich. Eine multiresistente Tuberkulose zu behandeln dauert bis zu 21 Monate.

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