Schluss mit langen Sitzungen! Hier finden Sie drei Strategien, die helfen
Eigentlich die normalste Sache der Welt: Was der Körper an Nahrungsbestandteilen nicht verwerten kann, scheidet er beim Stuhlgang wieder aus. Und solange die Verdauung reibungslos funktioniert, verschwenden wir keine Gedanken daran. Aber wehe, es klappt nicht wie gewohnt – dann ist plötzlich nichts mehr normal. Im Bauch rumort es, ein unangenehmes Völlegefühl stellt sich ein, und der harte Stuhl lässt sich, wenn überhaupt, nur durch starkes Pressen loswerden.
Wohl dem, der sich lediglich ab und zu mit einer solchen akuten Verstopfung herumplagt, zum Beispiel in den ersten Urlaubstagen oder nach einer Operation im Krankenhaus. Meist regelt sich das Problem nach kurzer Zeit von selbst. Etwa zwölf Prozent der Erwachsenen haben jedoch dauerhaft mit ihrem trägen Darm zu tun, fast jeder Dritte über 60 leidet unter chronischer Verstopfung. Da liegt der Griff zum Abführmittel nahe. Aber ist das der richtige Weg, oder gibt es, vor allem langfristig, auch andere Lösungen?
Sicher ist: Wer nicht täglich muss, braucht sich nicht zu sorgen. „Erst wenn Sie über mehrere Monate seltener als alle drei Tage Stuhlgang haben, spricht man von chronischer Verstopfung“, erklärt Apotheker Dr. Eric Martin aus Marktheidenfeld. Selbst die ist in den meisten Fällen harmlos, denn der Stuhl schadet dem Körper nicht, wenn er länger im Darm bleibt. Belastend sind „nur“ die Begleitumstände – ständiges Völlegefühl oder heftiges Pressen beim Stuhlgang, das wiederum die Entstehung von Hämorriden oder feinen Rissen im Afterschließmuskel fördert. Und die sind oft so schmerzhaft, dass sie das Entleeren zur Qual machen.
Wer häufiger unter Verstopfung leidet, sollte zum Arzt gehen, rät Martin, insbesondere wenn die Verstopfung von bestimmten Alarmsymptomen begleitet wird (siehe unten: „Möglichst rasch zum Arzt“).
Hat der Arzt eine ernsthafte Erkrankung als Ursache ausgeschlossen oder zumindest keine Bedenken, bieten sich drei unterschiedliche Möglichkeiten an, die Verdauung in Schwung zu bringen. Welche am besten hilft, hängt ganz von der persönlichen Situation des Betroffenen ab.
Strategie 1: Mehr bewegen
Natürlich ist diese Empfehlung nicht für jene sinnvoll, die ohnehin mehrmals in der Woche aktiv sind. Und eine chronische Verstopfung wird sich damit nicht über Nacht beseitigen lassen.
Wer aber den ganzen Tag im Büro sitzt und den Abend im Sessel gern vor dem Fernseher beschließt, sollte seiner Verdauung zuliebe dem inneren Schweinehund den Kampf ansagen. Dazu muss man nicht unbedingt Sport treiben. Schon ein täglicher Spaziergang kann im Darm Wunder wirken – zumindest auf lange Sicht. Ein Versuch lohnt sich immer.
Strategie 2: Ballaststoffreich essen
Wer bisher ballaststoffarm gelebt hat, kann einer Verstopfung langfristig vorbeugen, wenn er seine Ernährung umstellt. Günstig sind vor allem Vollkornprodukte. Sie enthalten Ballaststoffe, die im Darm nicht aufgespalten werden, das Stuhlvolumen vergrößern und so die Darmbewegung anregen.
Um Blähungen zu vermeiden, sollte man die Ballaststoffmenge aber nur langsam steigern. Auch hier heißt es ausprobieren und Geduld üben.
Strategie 3: Sanft abführen
Kurzfristig können weder viel Bewegung noch ballaststoffreiche Kost etwas gegen eine hartnäckige Verstopfung ausrichten. Gerade bei starken Beschwerden sind Abführmittel die einzige Lösung. Zur Auswahl stehen eine Reihe von Präparaten mit unterschiedlicher Zusammensetzung und Wirkdauer. Fragen Sie in der Apotheke nach, welches Ihren Bedürfnissen am ehesten entspricht.
- Zäpfchen mit Glycerol oder Natriumhydrogencarbonat wirken am schnellsten, nämlich nach etwa 30 Minuten. Sie lösen über einen Dehnungsreiz im Enddarm Stuhldrang aus.
- Präparate mit Sennes, Bisacodyl oder Natriumpicosulfat zum Einnehmen halten Wasser im Stuhl zurück und fördern die Darmbewegung. Ihre Wirkung setzt nach ungefähr fünf bis zehn Stunden ein, weshalb man sie am besten abends vor dem Schlafengehen anwendet.
- Mit wasserbindenden Substanzen wie Macrogol (manche Präparate enthalten zudem Inulin und Elektrolyte), Lactulose oder Lactitol geht es langsamer (bis zu zwei Tage), aber schonender. Die beiden letzteren verursachen jedoch manchmal Blähungen.
- Quellstoffe, beispielsweise Floh- und Leinsamen, erzielen nach drei bis vier Tagen den gewünschten Effekt, können aber ebenfalls Blähungen auslösen. Wichtig: Reichlich dazu trinken, sonst verklumpen sie im Darm und verschlimmern die Situation.
Bei Diabetes können hohe Blutzuckerwerte zu Flüssigkeitsverlust auch im Darm und damit zu Verstopfung führen. Bei vielen Diabetikern hat eine jahrelang schlechte Blutzuckereinstellung zudem die Nerven geschädigt, die die Darmbewegung steuern. Streikt dann der Darm, sind Quellstoffe nicht geeignet. Apotheker Martin empfiehlt in diesem Fall Macrogol.
Übrigens: Bei sachgemäßer Anwendung und Dosierung kann man alle genannten Abführmittel in Absprache mit dem Arzt auch über längere Zeit einnehmen, ohne ernsthafte Nebenwirkungen oder Abhängigkeit fürchten zu müssen.
Möglichst rasch zum Arzt sollten Sie sich begeben, wenn zusammen mit der Verstopfung die folgenden „Alarmsymptome“ auftreten:
- starke Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen;
- blutiger oder teerschwarzer Stuhl (die schwarze Verfärbung entsteht zum Beispiel, wenn das Eisen im Blut mit Magensäure Kontakt hatte);
- Schmerzen bei der Stuhlentleerung; wenn Verstopfung und Durchfall einander abwechseln;
- wenn Sie über 40 Jahre alt sind und vorher noch nie Probleme mit Verstopfung hatten.
18.08.08, Diabetiker Ratgeber, Bildnachweis: Jupiter Images GmbH/Comstock Images