Stimmt’s oder doch nicht? Bekannte Gesundheitsregeln auf dem Prüfstand

Wasser auf Obst, das lass sein.

Stimmt nicht mehr. „Früher war das Trinkwasser oft mit Keimen belastet, die Früchte zum Gären gebracht haben“, erläutert Dr. Gisela Olias vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke. „Das hat oft zu Durchfall und Bauchweh geführt“, so Olias weiter. Heute ist die Qualität des Trinkwassers jedoch so gut, dass man sich darüber in der Regel keine Gedanken machen muss.

Tipp: Gerade Steinobst ist stark keimbelastet. Um Bauchgrimmen zu vermeiden, zum Beispiel Kirschen gründlich waschen und nicht zu viel auf einmal essen.

Kaffee entzieht dem Körper Wasser

Stimmt nicht.
Koffein regt zwar die Harnbildung an. Wer aber regelmäßig seine Tasse Kaffee trinkt, „merkt davon nichts mehr“, sagt Ernährungsexpertin Olias. „Der Körper hat sich daran gewöhnt.“ Gelegenheitskaffeetrinker spüren dagegen etwas mehr von der harntreibenden Wirkung des Muntermachers. Ein Minus in der Flüssigkeitsbilanz bedeutet das trotzdem nicht. Der Körper gleicht den Verlust aus.

Tipp: Ein Glas Wasser zum Cappuccino ist aber auf jeden Fall gut, denn es hilft, mehr am Tag zu trinken.

Spinat enthält viel Eisen

Stimmt zum Teil. Das Gemüse enthält zwar Eisen, aber nicht so viel wie lange angenommen. Dazu gibt es zwei Theorien. „Manche führen das auf einen Kommafehler zurück. Andere sagen, da sei das Trocken- einfach mit dem Nassgewicht gleichgesetzt worden“, so Ernährungsexpertin Olias. Zur Erklärung: 100 Gramm getrockneter Spinat enthält 41 Milligramm Eisen, aber frisch besteht er zu 90 Prozent aus Wasser. Der Wert bezieht sich daher auf 1000 Gramm Spinat! Gesund ist das grüne Gemüse trotzdem, denn neben Eisen enthält es viel Vitamin C.

Tipp: Besonders Vegetarier sollten auf eine ausreichende Eisenzufuhr achten. Fleisch ist ein guter Eisenlieferant. Und der Körper nimmt das Spurenelement hieraus besser auf als aus Gemüse.

Der Schlaf vor Mitternacht ist am gesündesten

Stimmt nicht. „Der Schlaf vor der biologischen Mitternacht ist der wichtigste, die liegt aber zwischen drei und vier Uhr morgens“, betont Professor Jürgen Zulley, Schlafforscher an der Uni Regensburg. In den Stunden vor der „biologischen Mitternacht“ befindet man sich am längsten in Tiefschlafphasen. Und die benötigen wir, weil währenddessen wichtige Erholungsprozesse ablaufen. Nach dieser Uhrzeit schüttet der Körper das Hormon Cortisol aus und bereitet sich langsam auf das Aufwachen vor.

Tipp: Alkohol verändert den Schlafrhythmus. Durchschlafen fällt schwerer, und man träumt weniger. Deshalb am Abend besser auf große Mengen Alkohol verzichten.

Durch kalte Füße bekommt man eine Erkältung

Stimmt zum Teil. Schuld an der Schniefnase sind nicht nur kalte Füße. Immer wenn wir auskühlen oder Zug abbekommen haben, „ist der Körper nicht mehr so widerstandsfähig und anfälliger für Viren“, erklärt Dr. Thomas Regnath, Facharzt für medizinische Mikrobiologie, Virologie und Epidemiologie aus Stuttgart. Friert man, wird der Körper schlechter durchblutet. Die Abwehrzellen gelangen dann langsamer zu ihrem Zielort wie der Nasenschleimhaut und können Krankheitserreger nicht schnell genug in Schach halten.

Tipp: Wer regelmäßig an die frische Luft geht, stärkt sein Immunsystem. Auch Wechselduschen nützt. Kalt-Warm-Reize trainieren die Gefäße, sodass der Körper besser mit Temperaturwechseln zurechtkommt.

Karotten sind gut für die Augen

Stimmt. Antioxidanzien machen freie Radikale im Körper unschädlich, die etwa bei UV-Strahlung oder Entzündungen entstehen. Karotten liefern eine Menge Radikalenfänger, „und die können altersbedingten Augenerkrankungen vorbeugen“, sagt Dr. Georg Eckert, Augenarzt und Pressereferent vom Berufsverband der deutschen Augenärzte. Wertvoll macht das knackige Wurzelgemüse vor allem Betacaroten, das wir unter anderem für das Helldunkel-Sehen brauchen.

Tipp: Karotten mit etwas Öl oder Butter zubereiten, sonst nimmt der Darm das fettlösliche Betacaroten nicht auf. Und: Lieber gut putzen als schälen; die Radikalenfänger stecken vor allem außen.

Ein Schnaps hilft der Verdauung

Stimmt zum Teil. Alkohol regt die Magensäureproduktion an. „Daher kann man beim Aperitif durchaus von einer Wirkung sprechen“, meint Professor Hans-Dieter Allescher, Gastroenterologe am Klinikum Garmisch-Partenkirchen. Bitterstoffe, etwa im Kräuterschnaps, aktivieren die Verdauung und beugen Völlegefühl vor. Der Digestif danach dient eher dem Genuss, denn nach dem Essen sind die Magensäfte bereits maximal stimuliert.

Tipp: Mit Kümmel oder Fenchel würzen. Beide Kräuter fördern die Verdauung und sind gesünder als Alkohol.

Ein Apfel am Tag, mit dem Doktor kein Plag

Stimmt. „Den Apfel muss man symbolisch für Obst und Gemüse sehen“, erklärt Isabelle Keller von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Bonn. In Obst und Gemüse stecken lebenswichtige Vitamine und Mineralien. Ballaststoffe regen die Verdauung an. Zudem bilden Apfel und Co. bioaktive Stoffe wie Flavonoide oder Glucosinolate. Sie sollen vor Krebs schützen, Entzündungen hemmen und antimikrobiell wirken.

Tipp: Fünf am Tag lautet die goldene Regel für Obst und Gemüse. Immer wieder Sorten wechseln und miteinander kombinieren. So kommen verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe zum Zug. Und passen Sie die Auswahl den Jahreszeiten an, damit alles frisch auf den Tisch kommt.

Ältere brauchen weniger Schlaf

Stimmt zum Teil. Ältere brauchen nicht weniger Schlaf, sondern schlafen einfach anders. „Alte Menschen schlafen nachts weniger, holen das aber oft am Tag nach“, sagt Schlafforscher Professor Zulley. Senioren schlafen nicht mehr so lange und tief, lassen sich leichter stören. Außerdem wachen sie schon in den frühen Morgenstunden auf. Dafür sind viele Ältere dann tagsüber müde. Laut Zulley ist das aber ganz normal, denn mit den Jahren schwächt sich die innere Uhr und damit der Tag-Nacht-Rhythmus ab.

Tipp: Müdigkeit am Steuer kann folgenschwer sein! Deshalb den Tag so planen, dass Zeit für ein Nickerchen bleibt.

Käse schließt den Magen

Stimmt. Gouda und Co. sind oft sehr fettreich, was die Magenentleerung verzögert und satt macht. Zusatzplus: Enthaltenes Eiweiß puffert überschüssige Magensäure ab und kann helfen, Sodbrennen nach dem Essen zu verhindern.

Tipp: Käse enthält viel Kalzium und stärkt aus diesem Grund auch prima die Knochen.

Senioren Ratgeber, Bildnachweis: Banana Stock