Warum sich Diabetiker gegen Grippe und Pneumokokken impfen lassen sollten – und wie Sie Ihr Immunsystem sonst noch stärken können

Es ist ein jährlicher Wettlauf mit der Zeit: Auf der einen Seite die Grippeviren, regelrechte Verwandlungskünstler, die jede Saison in neuen Varianten entstehen. Auf der anderen Seite die Impfstoffhersteller, die sich zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fieberhaft bemühen, rechtzeitig Impfstoffe gegen die neuen Virusstämme zu entwickeln. Dazu werden Rachenabstriche tausender Patienten auf neue Erreger-Varianten untersucht.
 
Steht fest, von welchen der neuen Viren besondere Gefahr ausgeht, eine Epidemie auszulösen, beginnt die eigentliche Arbeit: Die Viren werden in Millionen Hühnereiern gezüchtet, dann abgetötet und zu einem Impfstoff verarbeitet. In diesem Herbst sind es drei neue Stämme, gegen die unter großem Aufwand und mit hohen Kosten ein Impfstoff entwickelt wird.
 
Die Bereitschaft zur Impfung lässt allerdings zu wünschen übrig. Nur 22 Prozent der über 16-Jährigen sind laut einer Umfrage des Allensbacher Instituts für Demoskopie gegen Grippe geimpft. Bei den über 60-Jährigen sind es immerhin fast ein Drittel. Rollt die Grippewelle erst einmal, stecken die Wartezimmer der Arztpraxen voller Impfwilliger. Aber dann ist es reichlich spät, denn es dauert eine Zeit lang, bis die Impfung wirkt. Zudem wird der Impfstoff dann oft knapp.
 
Grippe: keine harmlose Erkältung

Außerhalb der Grippesaison dagegen wollen viele von einer Impfung nichts wissen, halten sie gar für gefährlich oder nehmen die Infektionskrankheit nicht ernst genug. Das Ergebnis: Bei jeder Grippewelle erkranken in Deutschland etwa vier Millionen Menschen, rund 15.000 überleben sie nicht. Damit fordert die Grippe jedes Jahr doppelt so viele Menschenleben wie der Straßenverkehr.

Die Grippe ist eine schwere Erkrankung, die kaum etwas gemein hat mit dem „grippalen Infekt“, der eine schwere Erkältung bezeichnet. Die Grippe beginnt meist schlagartig mit hohem Fieber, Muskel- und Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Husten und allgemeinem Krankheits- und Schwächegefühl. Die Genesung dauert oft Wochen.

Besonders anfällig: Ältere und Kranke

Schwer zu schaffen macht die Grippe vor allem älteren oder chronisch kranken Menschen wie Diabetikern. Deren Immunsystem kann sich ohnehin gegen Krankheitserreger schlechter behaupten. Sie erkranken nicht nur schneller, eine Grippe verläuft bei ihnen oft auch schwerer und länger.

Außerdem steigt das Risiko für Komplikationen wie eine Lungenentzündung durch Pneumokokken. Diese Bakterien kommen auch im Mund und Rachenraum vor. Normalerweise verhindert die Immunabwehr, dass sie sich vermehren. Die Waffenruhe hat jedoch rasch ein Ende, wenn der Körper geschwächt ist – beispielsweise durch eine Grippe.
 
Dann breiten sich die Pneumokokken rasant aus und können eine Lungenentzündung (Pneumonie) verursachen. Oft beginnt sie mit Schüttelfrost, hohem Fieber und Schmerzen beim Atmen und Husten. Zwar lässt sich diese Lungenentzündung, im Gegensatz zur Virusgrippe, mit Antibiotika behandeln. Aber sie ist eine schwere Krankheit, die für ältere und chronisch kranke Menschen lebensgefährlich werden kann.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts rät Diabetikern deshalb, sich jährlich im Herbst gegen Grippe impfen und zusätzlich alle sechs Jahre den Schutz gegen Pneumokokken auffrischen zu lassen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten – und wer nur wegen der Impfung zum Arzt geht, muss auch keine Praxisgebühr bezahlen.

Immunsystem stärken

Auch sonst können Sie viel tun, um fit über den Winter zu kommen: Regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf steigern Ihre Abwehrkräfte ebenso wie Saunabesuche. Auch der Blutzucker sollte gut eingestellt sein, schlechte Werte schwächen das Immunsystem. Wichtig ist außerdem eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen.
 
Wer unsicher ist, ob er seinen Bedarf über die Ernährung deckt, lässt sich am besten in der Apotheke beraten. Unterstützend können beispielsweise Extrakte des Roten Sonnenhutes das Immunsystem stärken. Extrakte aus der Kapland-Pelargonie helfen bei Atemwegs-Infektionen.
 
Wie häufig auffrischen?
 
Ein paar Mal als Kind geimpft, und der Schutz reicht fürs Leben? Was bei Diphtherie oder Kinderlähmung klappt, funktioniert bei Grippe leider nicht. Weil sich die Grippeviren ständig verändern, muss jedes Jahr, bevor eine neue Grippewelle anrollt, ein neuer Impfstoff entwickelt werden.
 
Vor schweren Erkältungen (grippalen Infekten) schützt die Impfung leider nicht. Gegen Pneumokokken, häufige Erreger von Lungenentzündungen, gibt es inzwischen auch einen wirksamen Impfschutz. Er muss alle sechs Jahre erneuert werden.
 
Bildnachweis: PhotoDisc/RYF