Auch wenn meist keine ernsthafte Erkrankung dahintersteckt, möchte man die Krämpfe gerne los sein. Was wirklich hilft

Nächtliche Wadenkrämpfe reißen die Schlafenden mit heftigen Schmerzattacken aus ihren Träumen. Treten sie häufiger auf, beeinträchtigen sie die Nachtruhe und damit die Lebensqualität stark. Dass in den meisten Fällen keine schwere Erkrankung dahinter steckt, ist nur ein schwacher Trost. Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den Ursachen und möglichen Therapien.

Wer ist betroffen?

Grundsätzlich können Wadenkrämpfe jeden heimsuchen. Im Alter treten sie allerdings häufiger auf. Aber auch Schwangere leiden oft darunter.

Wie entstehen Muskelkrämpfe?

„Man geht davon aus, dass Muskelkrämpfe durch spontane Entladungen der kleinsten Nervenästchen im Muskel verursacht werden“, erklärt Professor Dr. Dieter Heuß, Leiter des Neuromuskulären Zentrums an der Neurologischen Klinik der Universität Erlangen. Als Folge zieht sich die Muskulatur zusammen, und es kommt zum Krampf.

Was sind die Ursachen?

Meist liegt den Krämpfen keine erkennbare Ursache zugrunde. Starkes Schwitzen, Durchfälle und Erbrechen, entwässernde Medikamente oder eine Dialyse bringen den Flüssigkeitshaushalt aus dem Gleichgewicht und können Muskelkrämpfe auslösen. Auch Durchblutungsstörungen in den Beinen sowie Leber-, Nieren-, Schilddrüsen- und Muskelerkrankungen kommen als Ursachen infrage. Leiden Betroffene zusätzlich unter Gefühlsstörungen an Fuß und Unterschenkel, kann dies auf eine Nervenschädigung hinweisen. Ursache dafür ist meist ein unerkannter Diabetes. „Wenn der Arzt den Diabetes erkennt und behandelt, können auch die Muskelkrämpfe verschwinden“, sagt Heuß.

Was lindert akut?

Die verkrampfte Muskulatur dehnen, indem man etwa den Fuß zum Schienbein zieht, löst den Krampf. Auch aus dem Bett aufstehen und kräftig auftreten wirkt.

Was beugt Krämpfen vor?

Eine Studie belegt, dass sich Wadenkrämpfe durch dreimaliges Dehnen am Tag deutlich reduzieren lassen. Dafür eignet sich Stretching, das die Wadenmuskulatur dehnt und gleichzeitig die Gegenmuskulatur aktiviert, etwa eine Rumpfbeuge nach vorn mit durchgestreckten Knien. In der Schwangerschaft kann leichtes Training (zum Beispiel Walken) Muskelkrämpfe verhindern. Wer bei körperlicher Arbeit stark schwitzt, sollte natriumreiches Mineralwasser trinken.

Helfen Medikamente?

Täglich 300 Milligramm Magnesium können gegen Muskelkrämpfe in der Schwangerschaft helfen und möglicherweise auch gegen nächtliche Wadenkrämpfe. Der Mineralstoff dämpft wahrscheinlich die Erregbarkeit der Muskelfasern. Wirkt Magnesium nicht, kann Chininsulfat (200 mg zur Nacht) Häufigkeit und Intensität der nächtlichen Wadenkrämpfe verringern.

Wichtig: vorher das Herz untersuchen lassen, weil Chininsulfat Rhythmusstörungen auslösen oder verstärken kann. Nierenkranke sollten vor der Einnahme ihren Arzt fragen. Verschreibungspflichtige Medikamente mit den Wirkstoffen Gabapentin und Carbamazepin zur Behandlung epileptischer Anfälle wirken gegen Muskelkrämpfe in deutlich niedrigerer Dosierung und als Einmalgabe zur Nacht.

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