Manche Medikamente vertragen sich nicht mit Milchprodukten. Was Patienten beachten müssen

Wer die tägliche Tablette einfach mit der morgendlichen Tasse Kaffee hinunterspült, gefährdet möglicherweise die Therapie. Die Gerbstoffe in Kaffee und Tee können die Wirksamkeit von Arzneimitteln mindern. Der negative Effekt verstärkt sich noch, wenn der Kaffee mit einem kräftigen Schuss Milch getrunken oder ein Käsebrot zum Frühstück gegessen wird.

Der Grund dafür ist das Kalzium in den Milchprodukten. Es verbindet sich mit manchen Arzneistoffen im Magen und Darm zu einem unlöslichen Komplex und kann dann nicht mehr durch die Darmwand in den Blutkreislauf aufgenommen werden. Der Wirkstoff wird zum größten Teil unverwertet wieder ausgeschieden.

Riskantes Milchkalzium

Probleme kann das beispielsweise bei manchen Antibiotika aus der Gruppe der Tetracycline oder der Gyrasehemmer bereiten, zu denen das Antibio­­tikum Ciprofloxacin zählt. Gerade bei solchen Medikamenten ist eine optimale Wirksamkeit aber unerlässlich. Doch das Kalzium in der Milch macht sie ­unwirksam, die Therapie versagt.
Schlimmstenfalls entwickelt sich eine Resistenz gegen das Antibiotikum, sodass es bei zukünftigen Infektionen nicht mehr helfen kann. Während ­einer Antibiotika­therapie empfiehlt es sich, vor­über­gehend auf Milch, Käse, Joghurt und Quark zu verzichten. Mindestens ist aber ein Abstand von zwei Stunden zwischen der Einnahme des Arzneimittels und dem Genuss von Milchprodukten einzuhalten.

Das gilt auch für Schilddrüsenhormone, Knochenaufbaupräparate mit Fluoriden oder Bisphosphonate gegen Osteoporose, die alle mit dem Kalzium aus der Milch reagieren können. Weil für Osteoporosepatienten die Kalziumzufuhr aber besonders wichtig ist, um dem Knochenabbau entgegenzuwirken, sollten sie keinesfalls völlig auf den Genuss kalziumreicher Nahrung verzichten. Viele Patienten greifen oft ohne Wissen des Arztes auf Mineralstoffpräparate mit Kalzium, Magnesium oder Eisen zurück.

Die meisten dieser Präparate gelten vor dem Gesetz nicht als Arznei-, sondern als Nahrungsergänzungsmittel. Daher müssen sie keine entsprechen­den Warnhinweise auf der Verpackung oder im Beipackzettel enthalten. Mineralstoffe können aber auf die gleiche Weise mit den Arzneistoffen in Wechselwirkung treten, wie es Milchproduk­te tun. Ein weiterer Grund, warum Milch und Medikamen­te nicht immer zusammenpassen: Vor allem Käse hat eine lange Verweildauer im Magen. Das kann dazu führen, dass gleichzeitig eingenommene Arzneimittel nicht schnell genug weitertransportiert werden. Dann ist mit einer verspäteten oder schlechteren Wirkung zu rechnen.

Beim Apotheker nachfragen

Solange jemand nur vorübergehend  ein einziges Medikament einnehmen muss, ist es nicht so schwer, den erforderlichen zeitlichen Abstand zwischen Milch und Tablette einzuhalten. Doch Patienten, die auf mehrere Arzneimittel angewiesen und unsicher sind, ob sie bei der Einnahme alles richtig machen, sollten gezielt beim Apotheker nachfragen.

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