Sein Harz half beim Mumifizieren und kam auch als Medikament zum Einsatz

Es war ein Wagnis. Auf Geheiß der Königin Hatschepsut segelte um 1500 vor Christi Geburt eine Flotte ägyptischer Schiffe in Richtung Punt. Ihr Anführer, der königliche Schatzmeister Nehesi, sollte aus dem sagenumwobenen Goldland wertvolle Weihrauchbäume (Gattung Boswellia) in die Heimat holen. Die Expedition wurde mit einer Inschrift in einer Pfeilerhalle des Totentempels der Pharaonin verewigt und ging so in die Geschichte ein.

Die Ägypter wollten das fremde Gewächs nicht ohne Grund kultivieren. „Schweiß der Götter“ nannten sie ehrfürchtig die Harzperlen, die aus den angeritzten Bäumen tropften und in ihrem Kult eine bedeutende Rolle spielten.

Die Bezeichnung steht im Rahmen der ägyptischen Tradition, Naturprodukte als Ausscheidungen von Gottheiten zu erklären. In dem Rauch, der bei der Verbrennung der duftenden Substanz aufsteigt, sahen die Gläubigen eine direkte Verbindung zu den Göttern.

Konservierende Mumienhülle

Im Totenkult war das Harz unverzichtbar. Weihrauch haben die Ägypter zum Mumifizieren benutzt. Der Naturstoff eignet sich dafür ideal. Er wirkt antiseptisch und konservierend. Die Anwendung verlief problemlos, da Weihrauchharz im erwärmten Zustand so geschmeidig wie Honig ist. Und noch einen Vorteil besitzt es: Da das Harz wasserabweisend wirkt, verhindert es, dass Feuchtigkeit an die toten Körper gelangt.

Auch als Arzneimittel gegen verschiedene Beschwerden kannten und nutzten die Ägypter die Substanz. Ob sie das Mittel gegen Rheuma einsetzten, ist allerdings unklar. Das Verwenden von Weihrauch in Ägypten wurde zwar prinzipiell gut nachgewiesen, für Rheuma gibt es jedoch kein sicher identifiziertes ägyptisches Wort. Manche Literaturangaben sind da scheinbar optimistischer, als es die reale Forschungslage zulässt.

Gegen Warzen und Flechten?

Nicht nur die Ägypter schätzten den Weihrauch. In der ayurvedischen Medizin Indiens spielt er seit mehr als 3000 Jahren zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen und Nervenleiden eine Rolle. Und der griechische Arzt Pedanios Dioskurides war im 1. Jahrhundert nach Christus davon überzeugt, dass Weihrauch Warzen und Flechten vertreiben könne, die Wundheilung fördere und bei Ohrenleiden sowie Brustentzündungen helfe. Doch er warnte auch, bei Gesunden könne das Mittel zu Wahnsinn führen.

Die Bibel erwähnt den teuren Stoff unter anderem als Geschenk, das die Heiligen Drei Könige dem Christuskind zur Geburt dargebracht haben sollen. Der Handel mit dem gefragten Naturprodukt war ein einträgliches Geschäft und jahrhundertelang fest in der Hand der Araber. Ihre Städte, die wie Petra, Medina oder Sanaa an den Handelsrouten lagen, erblühten in jener Zeit.

Noch nicht als Arznei zugelassen

Dass der Weihrauch nicht zu Unrecht so hoch geschätzt war, zeigen moderne Studien. Sie geben Hinweise darauf, dass die Extrakte Entzündungen hemmen. Einige Experten vermuten auch, dass Weihrauch-Präparate bei vielen entzündlichen Krankheiten wie rheumatischer Arthritis, multipler Sklerose oder Neurodermitis helfen könnten.

In Bezug auf chronisch entzündliche Darmkrankheiten konnten Versuche an Patienten die Wirksamkeit jedoch bisher nicht belegen. Auch deshalb sind in Deutschland bislang keine Arzneimittel mit Weihrauch zugelassen. Aber das kann sich ändern, sobald es wissenschaftliche Belege für die heilenden Kräfte am Menschen gibt. Einige neue klinische Studien dazu laufen bereits an.

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