Süßes ist auch für Diabetiker nicht tabu. Fragen und Antworten zum richtigen Süßen

Zäh und klebrig wie ein Bonbon halten sich Vorurteile. Vor allem das von den Diabetikern, die keinen Zucker essen dürfen. Dabei ist seit Jahren bekannt: Diabetiker müssen nicht auf Zucker verzichten, solange sie den Kaloriengehalt im Auge haben, ihre Insulindosis an die in Süßigkeiten vorhandenen Kohlenhydrate anpassen – und den Zucker maßvoll genießen: nicht mehr als 50 Gramm am Tag, inklusive dem versteckten Zucker in Obst und Keksen.  

Dr. Astrid Tombek, leitende Ernährungswissenschaftlerin am Diabetes Zentrum Mergentheim, erklärt, was Sie über Zucker und Co. wissen sollten:
 
Welche süßen Alternativen gibt es?
Zum einen Süßstoffe, die keine oder fast keine Kalorien enthalten. Diabetiker sollten Getränke wie Kaffee oder Tee mit Süßstoff statt mit Zucker süßen – nicht nur, weil sie so Kalorien sparen, sondern vor allem, weil der Blutzucker dann nicht so schnell steigt. Zum anderen Zuckeraustauschstoffe. Sie enthalten jedoch im Gegensatz zu Süßstoffen Kalorien und können auch den Blutzucker erhöhen.
 
Machen Süßstoffe dick?
Das wird oft behauptet, da zum Beispiel Schweine schneller fett werden, wenn ihr Futter mit Süßstoff vermischt wird. Vermutlich liegt das daran, dass die Schweine mehr fressen, weil es ihnen einfach besser schmeckt. Was zählt, ist die aufgenommene Kalorienmenge: Wer von einem mit Süßstoff gesüßten Dessert gleich die doppelte Portion isst, nimmt auch die doppelte Kalorienmenge auf.

Schaden Süßstoffe der Gesundheit?
Ähnlich wie Medikamente werden Süßstoffe geprüft, bevor sie für den Verzehr zugelassen werden. Des Weiteren werden für Süßstoffe sogenannte ADI-Werte festgelegt. Ein ADI-Wert von 40 wie Aspartam bedeutet: Sie dürfen pro Kilogramm Körpergewicht täglich bis zu 40 Milligramm des Süßstoffs essen, ohne gesundheitsschädliche Wirkungen befürchten zu müssen. Bei einem Körpergewicht von 70 Kilogramm wären das immerhin 2,8 Gramm.
 
Zuckeraustauschstoffe – als Zuckerersatz sinnvoll?
Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, Isomalt, Xylit oder Fruktose stecken in vielen Diätprodukten. Sie enthalten weniger Kalorien als Zucker (Fruktose etwa gleich viel) und können in größeren Mengen zu Blähungen und Durchfall führen. Zudem verführen Zuckeraustauschstoffe Diabetiker oft zu der falschen Annahme, die mit ihnen gesüßten Produkte, die oft viel Fett enthalten, unbegrenzt genießen zu können.
 
Kann ich Süßstoffe auch zum Kochen und Backen verwenden?
Manche Süßstoffe verlieren beim Kochen oder Backen ihre Süßkraft oder werden bitter. Hitzestabil sind beispielsweise Cyclamat und Saccharin – achten Sie auf den Packungshinweis.

Aber nicht nur die Hitzebeständigkeit der Süßstoffe spielt eine Rolle, sondern auch die Masse. Da Süßstoffe deutlich stärker süßen als Zucker, braucht man davon viel weniger. Das kann zum Beispiel bei einem Rühr- oder Bisquitteig problematisch sein: Hier macht der Zucker neben Butter, Eiern und Mehl mehr als ein Drittel der Masse aus. Fehlt die Masse, gelingt der Teig möglicherweise nicht.
 
Ist Stevia eine Alternative?
Die aus Paraguay stammende Pflanze Stevia ist bei uns auch als Honigblatt oder Süßkraut bekannt. Der darin enthaltene Süßstoff Steviol verursachte im Tierversuch – bei extrem hoher Dosierung – Fruchtbarkeitsstörungen. Für Stevia steht der für die Zulassung erforderliche Nachweis, dass es gesundheitlich unbedenklich ist, noch aus. Es ist daher nicht im Lebensmittelhandel erhältlich, sondern nur als pharmazeutisches Produkt in Apotheken.
 
Ist Honig gesünder als Zucker?
In Honig steckt genauso viel Zucker wie in Haushaltszucker. Deshalb hat er auch ebenso viele Kalorien und wirkt sich auf den Blutzuckerspiegel aus, als ob Sie Haushaltszucker essen würden. Neben Zucker stecken in Honig aber auch weitere Substanzen wie Mineralstoffe, Blütenpollen, Enzyme, Eiweiße, Aromastoffe und Farbstoffe. Aus diesem Grund wird Honig mitunter als Alternative zu Haushaltszucker bevorzugt.

Gesund und pflanzlich süßen mit Dicksaft?
Als Süßungsmittel zunehmend populär werden „Dicksäfte“. Konzentrierter Dicksaft mit Fruchtaroma entsteht, wenn Äpfel oder Birnen lange gekocht werden. Neutraler schmeckt Agaven-Dicksaft. Weil Dicksäfte ihre Süße vor allem dem darin enthaltenen Fruchtzucker verdanken, haben sie auch dieselben Nachteile.
 
Bildnachweis: Panthermedia/Olaf Karwisch