
Bei Beschwerden wie etwa Hämorriden tun Sitzbäder gut, lindern den Schmerz. Was Patienten wissen sollten
Eigentlich sind Sitzbäder ein Relikt aus vergangenen Jahrzehnten. Lange Zeit galten sie als gängige Therapiemethode bei juckenden und nässenden Erkrankungen des Anal- und Genitalbereichs, bei Unterleibsbeschwerden und zur Wundreinigung nach Hämorriden-Operationen. Heute werden sie aber nur noch selten von Ärzten verordnet.
Doch die subjektive Schmerzlinderung durch das warme Wasser bleibt unbestritten. Die thermischen Reize fördern die Durchblutung, was schließlich zu einer Entspannung der Muskulatur führt. Davon profitierten beispielsweise auch Frauen mit Regelbeschwerden oder chronischen Harnwegsentzündungen.
Richtig zugesetzt
Neben der therapeutischen Wirkung von Wasser spielen unterschiedliche Zusätze eine Rolle, beispielsweise Eichenrindenextrakte oder andere gerbstoffhaltige Zubereitungen. Sie dichten die Haut ab, was insbesondere bei nässenden Wunden wie Analekzemen oder leichten Hämorridalleiden hilft. Kamillenextrakte lindern Entzündungen und wirken wundheilend, können jedoch bei empfindlichen Menschen mitunter Allergien auslösen. Moorzusätze enthalten gerbende Huminsäuren und hormonähnliche Substanzen, weswegen sie oft bei gynäkologischen Erkrankungen Verwendung finden.
Richtig hineingesetzt
Anders als bei einem Vollbad sitzt der Patient nur mit dem Gesäß im Wasser, sodass lediglich der Bereich zwischen Bauchnabel und Oberschenkel nass wird. Der Vorteil: Die übrigen Hautareale werden nicht mitbehandelt. Zudem kann man den medizinischen Badezusatz sparsamer dosieren.
Dazu füllt man die normale Wanne nur wenige Zentimeter hoch, sollte dann aber die Beine aus dem Wasser halten. Gegebenenfalls hilft auch ein kleiner Schemel, den man in die Wanne stellt und auf den man die Füße legt. Diese Technik setzt allerdings eine gewisse körperliche Mobilität voraus. Ältere oder behinderte Menschen tun sich dabei oft schwer. Spezielle Sitzbadewannen, die als Aufsatz für die Toilettenbrille verwendet werden, können Abhilfe schaffen. Sie sind in Apotheken erhältlich.
Etwa 10 bis 20 Minuten dauert eine Anwendung mit 36 bis 38 Grad warmem Wasser. Expertn raten zu thermoneutralem Wasser, das also weder zu warm noch zu kalt ist. Bei entzündlichen Wunden könnte eine zu hohe Temperatur den Schmerz eher verstärken. Anschließend gilt: Vor allem die Hautfalten gut abtrocknen und die wunden Bereiche vorsichtig trocken tupfen. Und die Badewanne gut reinigen. Ob bei bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen von Sitzbädern abgeraten werden muss, darüber streiten sich manche Experten. Bei einem schlechten Allgemeinzustand oder bei akut entzündlichen Symptomen sollte man aber besser darauf verzichten.
Die häufigsten Leiden im Analbereich
Analekzem: Juckreiz und Brennen im Afterbereich, kleine Blutflecken am Toilettenpapier. Abhilfe: ärztliche Behandlung der Grunderkrankung, Sitzbäder, entzündungshemmende Salben oder Zäpfchen.
Hämorriden: Juckreiz, Schmerzen, Nässen, Wundsein im Analbereich, manchmal fühlbare Knoten, Blut am Toilettenpapier. Abhilfe: Sitzbäder, Salben oder Zäpfchen mit entzündungshemmenden oder örtlich betäubenden Wirkstoffen. Ärztliche Therapie: Verödung, Gummiringligatur oder Operation.
Analfissur: Einriss der Afterhaut, starker Schmerz (etwa beim Stuhlgang), Blut am Toilettenpapier. Behandlung beim Arzt erforderlich.
Analthrombose: Plötzlich auftretende, juckende oder schmerzhafte Knoten. Der Arzt verordnet abschwellende Salben, Schmerztabletten, eventuell Operation.
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