Auch wenn die kleine Entzündung am Lidrand schmerzt: Finger weg vom Auge!

Abwarten und nichts tun. Das kann bei einem Gerstenkorn durchaus das richtige Vorgehen sein – obwohl es vielleicht ordentlich wehtut. Eines darf man jedenfalls nicht tun: daran herumdrücken. Doch es gibt Mittel und Wege, den Heilungsprozess zu unterstützen und neuen Entzündungen vorzubeugen.
Ein Gerstenkorn entsteht, wenn sich eine der vielen Talgdrüsen am unteren oder oberen Lidrand entzündet. Der Arzt spricht von einem Hordeolum. Hauptverursacher ist Staphylococcus aureus. Allerdings besiedeln Staphylokokken bei vielen Menschen Haut und Schleimhäute, ohne krank zu machen.
Bilden sich Gers­tenkörner nur selten und vereinzelt, muss die Ursache nicht unbedingt weiter abgeklärt werden. Anders, wenn die Entzündung gehäuft auftritt. Das weist auf eine Schwächung des Immunsys­tems hin. Ein Grund kann zum Beispiel ein Typ-2-Diabetes sein, der möglicherwei­se noch unerkannt ist. Auch ein ungesunder Lebensstil mit viel Stress, Rauchen und hohem Alkoholkonsum steigert die Anfälligkeit für Infekte.

Auf Hygiene achten
 
Frauen sollten einen kritischen Blick auf ihre Kosmetika werfen. Geöffnete Produkte sind nur begrenzt haltbar. ­Besondere Vorsicht ist bei Wimpern­­tusche geboten. Kontaktlinsenträger müssen auf gründliche Hygiene achten. Generell sollte man möglichst wenig an die Augen fassen.
Kleine Gerstenkörner bilden sich manchmal innerhalb einiger Tage wieder zurück. Ein eitriges Gerstenkorn platzt oft auf und entleert sich selbst. Trockene Wärme fördert die Durch­blutung und unterstützt den Heilungs­­prozess. Dazu eignet sich Rotlicht: Wählen Sie den Abstand vor der Lampe so, dass noch eine angenehme Wärme spürbar ist. Zweimal täglich bei geschlossenen Augen anwenden. Von feuchter Wärme raten Augenärzte ab. Sie könnte die Infektion eher fördern.
Um Ansteckungen zu vermeiden, ist sorgfältige Hygiene wichtig: die Hände häufig waschen, eigene Handtücher benutzen. Wer Kontaktlinsen trägt, sollte für die Dauer der Infektion darauf verzichten.

Schmerzloses Hagelkorn
 
Gelegentlich verkapselt sich eine verstopfte Drüse, ohne dass Bakterien beteiligt sind. Dann entsteht ein Hagelkorn, auch als Chalazion bezeichnet. Es entwickelt sich oft über Wochen und Monate ohne Schmerzen. Es kann etwa erbsengroß werden, ein Fremdkörpergefühl verursachen und kosmetisch stören.
Ein Hagelkorn bildet sich mitunter innerhalb einiger Wochen von selbst zurück. Ansonsten kann die Abkapselung bei einem ambulanten Eingriff unter örtlicher Betäubung entfernt werden. Eine antibiotische Salbe unter­­stützt den Heilungsprozess.

Wann zum Arzt?

Bilden sich Gers­tenkörner immer wieder, muss der Arzt die Ursache abklären. Selten treten gleichzeitig mehrere Gerstenkörner am Auge auf, oder ein Gerstenkorn entzündet sich so heftig, dass das Lid stark geschwollen ist. Dann ­verordnet der Arzt eventuell eine anti­biotische Salbe oder Tropfen und entleert den Eiter. Auch wenn das Gers­tenkorn schmerzt oder sehr stört, ist ein Arztbesuch sinnvoll.
Bleibt ein Hagelkorn über lange Zeit bestehen, sollte man einen Augenarzt auf­suchen, auch wenn man es nicht als störend empfindet. Denn in sehr seltenen ­Fällen kann es sich bei der ­Veränderung um einen bösartigen Lidtumor handeln.

Bildnachweis: W&B/Jörg Neisel