
Wenn die Haustiere zuschnappen, kann sich die Wunde infizieren. Wie Sie Alarmzeichen richtig deuten und sich verhalten sollten
Es läuft die erste Halbzeit. Das Spiel plätschert so dahin, der FC Bayern dominiert. Markus S. langweilt sich vor dem Fernseher. Also neckt er Familienhund Bennie. Als er ihm auf die Nase stupst, beißt der vier Jahre alte Spaniel-Beagle-Mischling zu. S.s linker Zeigefinger blutet, es drückt unangenehm auf den Knochen. Der Haustierbesitzer wäscht die Wunde aus, klebt ein Pflaster drauf – und setzt sich wieder vor den Fernseher. Zum Arzt geht er nicht. Sollte er aber, denn nicht immer verlaufen Tierbisse glimpflich.
Rund 50.000 Mal pro Jahr beißen Hund, Katze oder Nager in Deutschland zu. Jede zweite Person in den Industrieländern wird einmal im Leben gebissen. Am häufigsten schnappen Hunde zu – und zwar selten fremde: In den meisten Fällen ist es der eigene oder ein bekannter Hund.
Antibiotika alleine helfen nicht
Rund zehn Prozent aller Bisswunden infizieren sich, bei Katzenbissen ist es sogar die Hälfte. Wenn ein Biss passiert – egal ob von Tier oder Mensch –, dann wird Gewebe zerstört. Und darin können sich Bakterien problemlos vermehren. Ein Antibiotikum allein greift in dieser Situation nicht, denn das abgestorbene Gewebe wird nicht durchblutet.
Deshalb geben Mediziner mittlerweile Antibiotika lediglich nach einem operativen Eingriff. Nach einem Biss also lieber zum Arzt gehen, damit er im Zweifel den Bisskanal ausschneiden und zerstörtes Gewebe entfernen kann. Kleinere Bisse werden oft unterschätzt, da die punktförmigen Verletzungen deren Tiefe kaschieren. Doch wer die Wunde nicht rechtzeitig professionell versorgen lässt, riskiert eine eitrige Infektion in tieferen Gewebeschichten – und eine größere Operation.
Alarmzeichen einer schweren Infektion sind Rötung, Schwellung und eine ausgeprägte Bewegungseinschränkung im Gelenk. Und wenn der Schmerz irgendwann so stark wird, dass der Gebissene kaum noch schlafen kann.
Der behandelnde Arzt sollte die Wunde dann ausspülen, desinfizieren, den Biss ausschneiden und mit einer Lasche verschließen, sodass Wundflüssigkeit gut ablaufen kann. Zudem sollte er den Impfstatus für Tetanus prüfen und nachfragen, ob sich das Tier auffällig verhalten hat – wegen möglicher Tollwut. Dann entscheidet er, ob eine Weiterbehandlung im Krankenhaus notwendig ist.
Ist eine Entzündung örtlich begrenzt, reicht es in der Regel, die Wunde auszuschneiden. Auf die Gabe eines Breitband-Antibiotikums verzichten Ärzte in diesem Fall meistens. Bei Bisswunden, die durch die Haut gehen und operativ versorgt werden, veranlassen Experten einen Abstrich, sodass sie ein spezifisches Antibiotikum einsetzen können. Generell gilt: Kratzer sind meist unproblematisch, Bisse dagegen oft riskant – wegen der Vielzahl der Keime, die sich im Mundraum befinden. Menschenbisse sind am schlimmsten, weil wir eine Keimflora im Mund haben, die tendenziell eher Entzündungen hervorruft.
Eine OP nimmt den Schmerz
Ist die Hand betroffen, ergibt sich folgendes Problem: Sie hat viele voneinander abgetrennte Geweberäume. Diese sind mit Fett gefüllt, in der Tiefe verlaufen Sehnen und Nerven. Wenn eine dieser Kammern durch eine Wasseransammlung aufgrund des Infekts unter Druck gerät, dann ist das wie ein Dampfkessel. Es drückt unheimlich, jede kleine Bewegung schmerzt pochend. Dann muss man sofort operieren und das entlasten, raten Ärzte.
Am besten ist es natürlich, wenn es gar nicht erst zu einem Biss kommt. Deshalb sollte man Tiere nicht erschrecken, ärgern oder beim Fressen stören. Darauf reagieren selbst Katzen und Hunde, die sich normalerweise ruhig und gehorsam verhalten, schon einmal aggressiv.
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