Die Tierchen können gefährliche Krankheitserreger übertragen. Wie Sie sich vor Borreliose und FSME schützen

Ab sieben Grad Außentemperatur sind sie wieder aktiv. Zecken krabbeln an Grashalmen oder unter Laubstreu, wo sie überwintert haben. Die Parasiten warten auf einen Wirt und freuen sich nach längerer Fastenzeit auf eine stärkende Blutmahlzeit. Mit einem Sinnesorgan auf ihren Vorderbeinen orten sie Lebewesen, die Wärme abgeben, Kohlendioxid ausatmen oder Ammoniak und Buttersäure ausdünsten – also zum Beispiel Hunde, Katzen oder Menschen.

Haben sie ein geeignetes Opfer gefunden, krabbeln die Spinnentiere zu einer warmen, gut durchbluteten Hautstelle: etwa in die Kniekehlen oder unter die Achseln. Dann ritzen sie mit ihren scharfkantigen Mundwerkzeugen die Haut an und bohren ihren Stechrüssel ins Gewebe. Obwohl der Stechapparat der Zecke dicker und robuster ist als der ­einer Mücke, spürt das Opfer keinen Schmerz. Denn zusammen mit ihrem Speichel gibt die Zecke betäubende Stoffe ab. Oft bleibt das saugende Tier deshalb unbemerkt. Mit riskanten Folgen. Je länger es nämlich in aller Ruhe Blut zapft, desto wahrscheinlicher ist es, dass es Krankheitserreger aus seinem Darminhalt überträgt. Das können Bakterien oder Viren sein, die ­etwa Borreliose oder eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) hervorrufen.

In bis zu 40 Prozent der ­­erwachsenen Zecken finden sich Borrelien. Bei den kleineren Tieren, die vorwiegend uns Menschen be­fallen, sind es 15 Prozent. Davon löst jedes Vierte eine Infektion aus. Insgesamt führen also nur vier Prozent aller Zeckenstiche zu einer Infektion. Laut Robert-Koch-Institut in Berlin sind im Mittel 0,1 bis 3,4 Prozent der Zecken mit FSME-Viren infiziert – das entspricht einer von 1000 bis 3,4 von 100. Nach einer Infektion ent­wickeln bis zu 30 Prozent der infizierten Personen Symptome einer FSME, heißt es auf der RKI-Onlineseite. Insgesamt scheint das Infektionsrisiko also eher gering. Mit folgenden Maßnahmen können Sie es noch weiter reduzieren.
Lange Kleidung erschwert es der Zecke, an die Haut zu gelangen. Das erhöht die Chance, die Parasiten nach einem Waldspaziergang oder nach der Gartenarbeit zu entdecken – auf Hemd oder Hose und bevor sie zustechen können. Auf hellen Stoffen sind die nur millimetergroßen Spinnentiere am besten zu erspähen. Außerdem: Nach einem Ausflug ins Grüne zu Hause unverzüglich die Kleidung ablegen und sich absuchen.

Auch Haustiere sollte man gründlich unter die Lupe nehmen, denn der Gemeine Holzbock Ixodes ricinus etwa befällt Mensch und Tier gleichermaßen. Wer einen Hund hat, sollte ihn nach dem Spaziergang absuchen und nach mehreren Stunden noch einmal. Denn es dauert meist eine Weile, bis die Zecken sich festsetzen.
Gegen FSME können sich Menschen, die sich viel in der Natur aufhalten, impfen lassen. Das betrifft etwa Freizeitsportler, Hobbygärtner und Hundebesitzer. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Immunisierung für Personen, die in FSME-Risikogebieten leben oder sich dort zum Beispiel im Urlaub aufhalten. Auch wer beruflich gefährdet ist – beispielsweise Forst­arbeiter und Landwirte –, tut gut da­ran, sich die Spritze geben zu lassen.

Eine Grundimmunisierung lässt sich im Prinzip jederzeit durchführen. Wer kann, beginnt damit am besten vor der Zecken-Hochsaison im Frühsommer.
Die Hersteller der Sprays und Cremes werben damit, dass der Wirkstoff Icaridin Zecken etwa vier Stunden lang fernhält. Für einen Ausflug ins Grüne wäre man damit also gut gewappnet. Die Substanz soll die unsere Ausdünstungen so verändern, dass sie für Zecken nicht mehr attraktiv sind.

Hat eine Zecke angedockt? Dann sollten Sie sie so schnell wie möglich entfernen. Am besten geht das mit einer Zeckenpinzette oder -karte aus der Apotheke. Notfalls tun es aber auch die Fingernägel. Achten Sie darauf, dass der Leib der Zecke nicht gequetscht wird. Dieser Reiz bewirkt, dass das Tier den mit Krankheitserregern kon­taminier­ten Darminhalt erbricht. So steigt das Infektionsrisiko. Auch Öl oder Klebstoff auf die Zecke zu träufeln ist keine gute Idee, weil sie dann mehr Sekret abgibt. Sollte sich die Stichstelle trotz aller Vorsicht röten, unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Nach der Entfernung zu Hause sollte die Zecke getötet werden, damit sie nicht erneut zustechen kann – ­etwa indem man sie in Papier einschlägt und mit einem festen Gegenstand zerdrückt. Dann in der Toilette oder im Hausmüll entsorgen.

Zecken richtig entfernen
Pinzetten zur Entfernung von Zecken sind im vorderen Teil gebogen, sodass Sie mit den Greifarmen ­unter den Leib des Spinnentieres fahren können.
Die Pinzettenhebel direkt über der Einstichstelle schließen und die ­Zecke senkrecht nach oben aus der Haut ziehen.

Zeckenkarten eignen sich vor ­allem für unterwegs – man kann sie einfach in der Hosentasche oder im Portemonnaie mitnehmen. Wie sie funktionieren? Die V-förmige Aussparung der Karte unter die Zecke schieben und das Tier mit einer Bewegung nach vorne und oben aus der Haut hebeln.

Fingernägel sind immer dann ein geeignetes Mittel, wenn auf ­län­geren oder mehrtägigen ­Wandertouren kein besseres ­Instrument zur Verfügung steht. Die Fingernägel von zwei Seiten ­unter die Zecke schieben und das Tier vorsichtig ruckelnd aus der Einstichstelle ziehen.

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